Duisburg. Konzertveranstalter Eckart Pressler hat die Mercator-Ehrennadel der Stadt Duisburg abgelehnt. In einem Schreiben begründet er den Schritt.
„Ich würde mich freuen, wenn Sie der freien Szene und ihrem Beitragzur lebendigen Stadtkultur eine gebührende Ehrung zuteilwerden ließen – mir alleine steht sie nicht zu.“ Mit diesen Worten in einem Schreiben, dass der Redaktion vorliegt, hat Konzertveranstalter Eckart Pressler die Stadt Duisburg gebeten, Abstand davon zu nehmen, ihm die Mercator-Ehrennadel zu verleihen
Der langjährige Kultur-Macher, der hochkarätige Jazz-Konzerte etwa im BabaSu, beim Säule-Jazz und aktuell bei Mercator-Jazz organisiert und organisierte, verbindet seine Absage mit einer Bitte an die Kulturpolitik der Stadt.
„Die Tatsache, dass ich die Nadel abgelehnt habe, die soll nicht im Vordergrund stehen“, sagt Pressler der Redaktion auf Nachfrage, „sondern die Hintergründe, wegen derer ich mich zu diesem Schritt entschieden habe.“ Ganz knapp lassen sich jene Hintergründe mit der schon traditionell unzureichenden finanziellen Förderung der freien Kulturszene seitens der Stadt Duisburg zusammenfassen – auch wenn Anfang 2024 die Mittel um einige zehntausend Euro angehoben wurden.
Deutlich ausführlicher formulierte es Eckart Pressler einst selbst, in einem Schreiben aus dem November 2015 an die Arbeitsgruppe Kulturförderung, die als Teil des Kulturentwicklungsplans unter dem damaligen Dezernenten Thomas Krützberg an neuen Konzepten schraubte – und zu der Pressler selbst gehörte.
Förderung für die freie Szene in Duisburg: Stadt muss den Nährboden düngen
Pressler stellte fest, dass die freie Szene in Duisburg „entgegen der kulturellen Verödung als Folge des städtischen Haushaltsrigorismus und der Finanzaufsicht“ mit kreativen Ideen, Projekten und Veranstaltungen sprunghaft wuchs und gedieh, aber eben weitgehend nur aus Eigeninitiative heraus. So entstand ein Nährboden, blieb Eckart Pressler im Bild, müsse von der Stadt auch entsprechend gedüngt werden, damit die zarten Kultursetzlinge auswachsen können. „Das muss eine elementare Aufgabe der Politik und Verwaltung werden, damit in Duisburg ein günstiges Klima für das Nachwachsen künstlerischen Gestaltens des öffentlichen und privaten Lebens entsteht.“
Und dafür braucht es Geld. „Die Arbeitsgruppe Kulturförderung würde ihre Aufgabe verfehlen, wenn sie nicht über Geld spräche und sich kreativ Gedanken machte, wie und wo mehr Finanzmittel zu rekrutieren sind“, schrieb Pressler damals. Die städtischen Finanzen und die Finanzpolitik müssten einer Prüfung unterzogen werden, um „wirklich neue Wege zu finden“ und sich nicht hinter dem Vorwand der (damals noch gegebenen) bilanziellen Überschuldung verstecken. Die „krasse Asymmetrie bei der Subventionierung der klassischen Künste“ erfordere außerdem endlich eine angemessene Anhebung der Förderung der freien Künste, Bühnen und Initiativen.
Das wünscht sich Eckart Pressler von der Stadt Duisburg
Es ginge darum, schrieb Eckart Pressler weiter, „unkonventionelle Ansätze, Modelle und politische Aktionen“ zu entwickeln. „Es handelt sich um nichts Geringeres als darum, die städtischen Finanzen aus dem Würgegriff des Altschuldendienstes und der Kassenkredite zu befreien, damit wieder ein Einsatz von Finanzmitteln möglich ist für die Pflichtaufgabe, unsere Stadt (er-)lebenswert, farbenfroh und reich an bleibenden Eindrücken zu machen. Mir ist bewusst, dass Augias eine erheblich leichtere Aufgabe hatte. Aber ohne sie ins Visier zu nehmen und anzupacken, kriegen wir nie den Kopf über Wasser.“
Zusammenfassend plädierte Pressler, die städtischen Fördermittel für Projekte der freien Szene auf jährlich „zunächst“ 200.000 Euro aufzustocken. „In Sachen Kultur und ihrer Förderung gilt, wie in allen anderen Ressorts eben auch: wo ein Wille plus der nötige Druck vorhanden ist, da ist auch ein Weg. Duisburg hätte ihn verdient.“
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Seine Ansichten, Hoffnungen und Ideen von damals unterschreibt Eckart Pressler auch heute noch genau so. „Mein Statement von 2015 ist heute vom Grundsatz her immer noch aktuell“, sagt er, entsprechend beendet er auch sein Schreiben bezüglich der Mercator-Ehrennadel an die Stadt mit einer ähnlichen Bitte. „Eine schöne Lösung wäre, der freien Kulturszene eine wirklich angemessene finanzielle Förderung jährlich auszuloben, die ihrer herausragenden Bedeutung für Duisburg gerecht wird.“