Duisburg. Die Mutter von Marlon (9) und Erik (11) liegt im Sterben. Ihr Onkel organisiert für die Jungs ein Benefizturnier. Auch der MSV macht mit.
Michael Krämer (49) ist MSV-Fan, Security-Mann, Kampfsportler und fürsorglicher Onkel. Manch einer kennt ihn vielleicht von Veranstaltungen aus dem Hafensturm, bei denen er und sein Team regelmäßig für die Sicherheit der Gäste sorgen. Der alteingesessene Homberger veranstaltete für seine Neffen Marlon (9) und Erik (11) am vergangenen Samstag, 29. Juni, auf dem Sportplatz des SV Scherpenberg in Moers ein Benefizturnier. Denn die Mutter der beiden Jungs liegt aktuell in einem Rheinberger Hospiz im Sterben.
Die Mutter der Duisburger Jungs liegt im Sterben – Onkel organisiert Benefizturnier
Die tragische Geschichte beginnt Ende 2023 mit der Krebsdiagnose der Mutter: Unterleibskrebs im Endstadium. Erik hat seinen Vater bereits vor sechs Jahren bei einem Verkehrsunfall verloren. Er wird bald Vollwaise sein. Die beiden Jungs wohnen derzeit beim Vater des jüngeren Kindes.
Krämer setzte schnell alle Hebel in Bewegung, um seine Neffen in dieser schweren Zeit zu unterstützen. Er weiß genau, wie wichtig in solchen Momenten der familiäre Rückhalt ist. „Ich habe selbst mit 23 Jahren meinen Bruder verloren“, erzählt er. Damals hatte er nicht die Unterstützung, die er eigentlich benötigt hätte. Umso wichtiger ist es ihm, dass er heute für seine Neffen da ist.
Beide Neffen sind brennende MSV-Fans
Bereits im Mai startete er einen Aufruf auf der Spendenseite Gofundme. Über 10.000 Euro sind über diesen Weg zusammengekommen. Weil seine Neffen brennende MSV-Fans sind und selbst leidenschaftlich gern Fußball spielen, entschloss er sich, zusätzlich ein Benefizturnier zu organisieren.
Freunde und Sponsoren halfen ihm dabei, das Turnier bei seinem Jugendverein SV Scherpenberg auf die Beine zu stellen. Über die sozialen Netzwerke verbreitete sich die Ankündigung wie ein Lauffeuer, sodass schätzungsweise über 1000 Menschen das Benefizturnier besuchten. Auch der MSV Duisburg rief über seine Internetseite die „Zebrafamilie“ dazu auf, Erik und Marlon an diesem Tag zu unterstützen.
MSV Duisburg geht als Siegermannschaft vom Platz
Anstoß war um 10 Uhr. Im ersten Spiel spielte die E-Jugend des SV Haesen/Hochheide gegen die E-Jugend des SV Scherpenberg. Für den Homberger Fußballverein standen auch Erik und Marlon auf dem Platz. Erik trug mit zwei Toren entscheidend zum 4:0-Sieg des SV Haesen/Hochheide bei. Trotz Niederlage des SV Scherpenberg gab es für beide Jugendmannschaften einen Pokal. „Es war richtig schön zu sehen, wie die Jungs zusammen gefeiert haben“, erzählt Krämer.
Auch für die drei Bestplatzierten der insgesamt zehn Erwachsenen-Mannschaften gab es einen Pokal. Mit der Gravur „Siegerpokal Benefizturnier für Erik und Marlon“ erhalten sie sicherlich einen besonderen Platz im Trophäen-Schrank der Teams. Der Turniersieg ging formal an die Amateure des MSV-Duisburg. „Wobei hier heute alle Mannschaften als Sieger vom Platz gegangen sind“, sagt Krämer. Als Dankeschön an die Mannschaften füllte er die Pokale bei der Vergabe bis zum Rand mit Kleingeld auf.
Zusammenhalt in schweren Zeiten: Über 13.000 Euro für Erik und Marlon
Anschließend gab es Live-Musik von Robin Stone mit musikalischer Unterstützung von DJ Dirk. Zwischen den Show-Einlagen wurden gespendete Fanartikel verlost. Unter anderem eine Kapitänsbinde, die von der MSV-Legende Bernard Dietz während der Europameisterschaft 1980 getragen wurde. Auch ein vom ehemaligen MSV-Profi Nico Klotz (37) signiertes Trikot wurde für den guten Zweck versteigert. Der einstige Zweitliga-Spieler stand beim Turnier für den SV Scherpenberg auf dem Platz.
Insgesamt sind an diesem Tag über 13.000 Euro zusammengekommen. Das Geld wird zurückgelegt, bis Marlon und Erik 18 Jahre alt sind. Für den Führerschein und die erste Wohnung sei damit auf jeden Fall vorgesorgt. Auch dem SV Scherpenberg möchte Krämer als Dank etwas von den Spenden zukommen lassen. Das Benefizspiel habe gezeigt, wie der Zusammenhalt in schweren Zeiten doch noch etwas Gutes mit sich bringen kann.
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„Den beiden Jungs hat es auch sehr gefallen“, sagt Krämer. Natürlich rede er viel mit ihnen über die aktuelle Situation, aber so richtig hätten sie das alles noch gar nicht realisiert. Er habe sich bereits beim Jugendamt um eine Trauerbegleitung gekümmert. Dort kommen sie mit Kindern, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, in Kontakt und unternehmen gemeinsam Freizeitaktivitäten. Außerdem nimmt Krämer, der selbst Vater ist, die beiden zu gemeinsamen Familienausflügen mit. „Damit sie mal ein bisschen rauskommen“, sagt er.