Duisburg-Großenbaum. Im kleinsten Edeka der Stadt ist alles anders als beim großen Discounter. Aber was ist das Besondere am Mini-Supermarkt? Und wer kauft hier ein?

Es ist ein bisschen wie früher im Tante-Emma-Laden: Der „Nah und Gut“ in Duisburg-Großenbaum ist Nahversorger für die Menschen aus der Umgebung und gleichzeitig Treffpunkt für die Nachbarschaft. Die Kunden kommen nicht nur, um schnell vier Scheiben Käse fürs Abendbrot zu kaufen. Sondern manchmal auch, um nicht zu Hause zu versauern. Genau das ist das Konzept des Marktes, der zur Edeka-Gruppe gehört. Laut einer Edeka-Sprecherin ist er der kleinste Edeka-Markt in Duisburg.

Mini-Supermarkt in Großenbaum: 9000 Produkte auf 400 Quadratmetern

Pläuschchen gefällig? Zu „Nah und Gut“ kommen manche Kunden auch, weil sie nicht zu Hause versauern möchten. Markt-Chef Markus Jähnke weiß das.
Pläuschchen gefällig? Zu „Nah und Gut“ kommen manche Kunden auch, weil sie nicht zu Hause versauern möchten. Markt-Chef Markus Jähnke weiß das. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Kleinere Supermärkte lohnen sich oft nicht mehr. In Duisburg wurde zuletzt der Edeka in Ruhrort geschlossen, und bald wird es auch in Rahm keinen Edeka mehr geben. Doch Markus Jähnke, Chef von „Nah und Gut“, geht seinen eigenen Weg. „Ein großer Laden wäre nichts für mich“, sagt der Dortmunder, der 2008 die Filiale, Am Dickelsbach 50, von der Unternehmerfamilie Tonscheidt übernahm. Die betreibt heute den XXL-Edeka am Angerbogen in Huckingen mit riesigem Parkplatz direkt vor der Türe und mehr als 2000 Quadratmetern Verkaufsfläche, gut achtmal so groß wie ein Tennisplatz.

Von Alufolie bis Zahnpasta: Der Nahversoger bietet alles für den schnellen Einkauf

Die Großenbaumer Filiale wirkt dagegen wie ein Zwerg. XXS, könnte man sagen: Beim „Nah und Gut“ gibt es 20 Parkplätze vor dem Haus, das Geschäft hat gerade mal 400 Quadratmeter. Trotzdem besteht das Sortiment aus rund 9000 Produkten. Von Alufolie über Wäschekorb bis Zahnpasta ist so ziemlich alles erhältlich, was „mal eben“ gebraucht werden könnte oder beim letzten Großeinkauf vergessen wurde. Und eine Frischetheke mit Käse, Fleisch und Wurst gibt es auch.

Die Theke ist 15 Meter lang und verbirgt sich im hinteren Bereich des Geschäfts. Doch für Markus Jähnke spielt sie eine wichtige Rolle, wenn nicht sogar die wichtigste. „Wir verkaufen hier qualitativ hochwertigeres Fleisch als im Selbstbedienungsbereich. Und die Kunden können selbst auswählen und werden bedient.“ Das sei vor allem für die ältere Kundschaft wichtig, erklärt der 46-Jährige.

An der Frischetheke werden die Kunden bedient und beraten. Sie ist das Herzstück des Ladens.
An der Frischetheke werden die Kunden bedient und beraten. Sie ist das Herzstück des Ladens. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Aber es ist nicht nur das. Denn die Frischetheke, an der es für Kinder immer noch eine Scheibe Fleischwurst gibt, erfüllt noch einen ganz anderen Zweck. Hier kommen Kunden und Mitarbeiter ins Quatschen, man kennt sich, erzählt vom geplanten Grillfest zum EM-Finale oder dem neuen Rezept, das man zufällig im Internet entdeckt hat. Das schafft eine Atmosphäre, die in den großen Discountern eher selten zu finden ist. „Wohlfühlstimmung“ nennt Markus Jähnke das. Er ist überzeugt: „Ohne die Frischtheke bräuchte ich den Laden nicht aufzumachen.“

Einstellungskriterium: Spaß an der Kommunikation und Fingerspitzengefühl

Bei der Zusammenstellung seines Teams achtet der Markt-Chef deswegen nicht nur auf Lebensläufe und Abschlüsse. Sondern prüft auch, ob die Bewerber Fingerspitzengefühl, eine offene Art und Spaß an der Kommunikation haben. Wichtig ist ihm zudem, dass die Neuen gerne überall mit anpacken möchten – ob vorne in der Bäckerei, die Jähnke Anfang des Jahres von Bolten übernommen hat, beim Obst-Packen, an der Kasse oder an der kleinen Poststelle, die ebenfalls zum Geschäft gehört. „In einem Laden wie unserem muss man alles machen“, beschreibt der Einzelhandelskaufmann, der aktuell 20 Mitarbeiter beschäftigt.

Konkurrenten wie die Lieferdienste Picnic oder Flaschenpost fürchtet er nicht – obwohl er großes Potenzial in diesem Geschäftsbereich sieht. „Wir haben selbst mal einen Lieferservice angeboten. Die Resonanz war super, aber das war auf Dauer nicht zu stemmen.“ Das ist ein Nachteil eines Supermarktes auf 400 Quadratmetern: Er platzt schnell aus allen Nähten. „Organisatorisch ist das für uns schwierig hinzubekommen, schon wegen der baulichen Voraussetzungen“, so Jähnke.

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Er selbst ist meistens im Laufschritt im Laden unterwegs. Auch (oder gerade) ein Mini-Supermarkt bringe jede Menge Arbeit mit sich, sagt der Chef und fügt hinzu: „Es gehört auch viel Herz dazu.“ Die meisten Kunden sind treu, kaufen schon seit vielen Jahren am Dickelsbach ein. Das habe den Vorteil, dass er besser auf ihre Bedürfnisse eingehen und abschätzen könne, welche Produkte gut laufen würden. So haben viele vegane Lebensmittel den Weg ins Sortiment gefunden. Und trendige Softdrinks von YouTube, mit denen sich die Kids von der benachbarten Gesamtschule Süd in der großen Pause eindecken.

20 Parkplätze stehen den Kunden zur Verfügung. Einen riesigen Parkplatz wie bei anderen Edeka-Märkten gibt es nicht.
20 Parkplätze stehen den Kunden zur Verfügung. Einen riesigen Parkplatz wie bei anderen Edeka-Märkten gibt es nicht. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Denn inzwischen kommen nicht nur die älteren Menschen aus den umliegenden Hochhäusern in die Filiale, sondern auch jüngere Kunden. „Früher war das Verhältnis 70 zu 30. Aber das hat sich in den letzten Jahren gedreht.“ Auch durch die Neubaugebiete in der Nachbarschaft, in denen viele Familien leben, erklärt Jähnke.

Für die Zukunft hat er noch Großes vor in seinem kleinen Markt, unter anderem den Aus- und Umbau des Frischebereichs. Das meiste soll aber so bleiben, wie es ist. Denn dass im kleinsten Edeka der Stadt alles etwas anders ist als beim großen Discounter, das hat Konzept.