Duisburg. In Duisburg-Rahm schließt der einzige Supermarkt. Die Kunden sind wegen des Edeka-Aus schockiert – und zweifeln an den Alternativen.
Die Nachricht schlug im Duisburger Süden ein wie eine Bombe: Der kleine Edeka-Markt in Rahm wird spätestens Ende des Jahres schließen. Und dieses Mal ist die Entscheidung final. „Leider lassen die aktuellen baulichen Zustände eine langfristige Unterhaltung des Marktes am Rahmer Bach nicht weiter zu. Daher müssen wir den Markt spätestens Ende des Jahres schweren Herzens aufgeben“, teilte die Betreiberfamilie Tonscheidt vor einer Woche mit.
Für die Rahmer Kunden ist das baldige Ende ihres Marktes eine nicht nachzuvollziehende Entscheidung. „Ich selbst komme aus Großenbaum hier hin“, sagt Regina Hölz. Die 74-Jährige ist mobil, fährt mit dem Auto zum Einkaufen. „Gerade aber für die älteren Menschen, die zu Fuß oder sogar mit dem Rollator hier herkommen, ist das ganz schrecklich. Was sollen die denn noch machen? Und außerdem: In dem Laden sind wirklich alle Mitarbeiter nett und zuvorkommend. Wo findet man das denn noch?“
Auf Flyern im Edeka werden die Kunden in Duisburg-Rahm über die Schließung informiert
„Danke für Alles“ – auf der Fleischtheke liegen Flyer aus, auf denen die Betreiberfamilie Tonscheidt sich bei ihren Kunden bedankt und auf die Eröffnung des neuen Marktes in Angermund hinweist. „Ich weiß nicht, ob ich nach Angermund fahre“, sagt eine Rahmerin. „Aber im Edeka Center in Huckingen kaufe ich persönlich auch nicht gerne ein. Das ist mir da viel zu schickimicki. Ich weiß wirklich noch nicht, in welchem Laden ich künftig einkaufen werde. Vielleicht in Buchholz.“
„Dass unser Supermarkt schließt, ist ganz schlimm“, findet Manuel Baum „Es fällt ja nicht nur die Einkaufsmöglichkeit weg, auch die soziale Komponente verschwindet dann doch“, schließt sich Annie Kessel an. „Unsere Kinder gehen hier alleine einkaufen, wir stehen hier zusammen und quatschen. Jeder kennt jeden.“
Und außerdem: „In welchem Supermarkt kann man von der Kasse weglaufen, weil man etwas vergessen hat und ein anderer räumt in der Zeit die Einkäufe des anderen aufs Band?“, sagt eine weitere Kundin. Das geht nur hier.“ Etwas pragmatischer sieht es Doris Orant: „Wenn der Edeka schließt, muss hier halt ein anderer Supermarkt hin.“
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Dass Familie Tonscheidt den Edeka-Markt an der katholischen Kirche nicht ewig betreiben würde, war den Rahmern klar. Dass aber nur ein Jahr nach der umfangreichen Modernisierung der Markt komplett schließen und Familie Tonscheid keine drei Kilometer entfernt in Düsseldorf den Edeka übernehmen werde, damit hat niemand gerechnet. „Was genau ist in Angermund denn besser?“, fragen sich viele Kunden. „Es denkt einfach keiner mehr an die Menschen. Nur noch an den Profit“, ist Regina Hölz von der Situation enttäuscht.
„Die Stadt redet seit Jahren den Laden hier weg, weil es einfach nur um das Neubaugebiet mit neuem Vollsortimenter geht“, sagt Britta Hoffmann. „Ich mache seit zwölf Jahren den Großteil meiner Einkäufe in diesem Markt, seit ich in Rahm wohne. Der neue Markt an der Angermunder Straße ist dann doch keineswegs für alle fußläufig oder mit dem Rad zu erreichen. Duisburg in Zeiten des Klimawandels. Ich bin entsetzt.“
Der Grund für den Rückzug aus Rahm ist eindeutig: Im gerade genehmigten Neubaugebiet Rahmerbuschfeld wird der neue Vollsortimenter nicht mit Edeka und Familie Tonscheidt, sondern, so wie es aussieht, mit Rewe realisiert werden. „Wir planen zurück in den Stadtteil zu kommen“, so die Tonscheidts, „wir erarbeiten gerade erste Ideen, wie sich die Alternativgrundstücke zum Rahmerbuschfeld unter anderen baulichen Vorzeichen neu bewerten lassen.“