Duisburg. Raubüberfälle, Gewaltkriminalität und Einbrüche: Neue Zahlen zeigen, in welchen Duisburger Stadtvierteln die Täter besonders oft unterwegs sind.

Lebt es sich in einigen Duisburger Stadtteilen gefährlicher als in anderen? Die Diskussionen darüber sind oft kontrovers und emotional. Der aktuelle Kriminalitätsbericht der Polizei bietet für das Jahr 2023 Zahlen zur Orientierung. Dabei geraten vor allem fünf Ortsteile mehrfach in den Fokus: das Dellviertel, Marxloh, Hochfeld, die Altstadt und Mittelmeiderich.

Traditionell stehen gerade bei der Straßenkriminalität in Duisburg die innenstadtnahen Viertel im Blickpunkt. Viel Publikumsverkehr und große Veranstaltungen ziehen die Täter an. So überrascht es nicht, dass das Dellviertel und die Altstadt in der Kategorie Raubdelikte vorne liegen (siehe Fallzahlen). Genau so war es schon im Jahr 2022. Wichtig dabei zu wissen: Zum Dellviertel zählen unter anderem der Bahnhofsvorplatz, die Königstraße mit dem Einkaufszentrum Forum sowie der Kant-Park.

Die Zahl der polizeibekannten Raubdelikte in dem Bereich 2023:

  • Dellviertel: 75
  • Altstadt: 49
  • Mittelmeiderich: 43
  • Hochfeld: 32
  • Marxloh: 32

Die Direktion Kriminalität berichtet allerdings auch von einem Anstieg der erfassten Raubstraftaten im Westen und Süden des Stadtgebiets. Im Westen sind unter den 15 am stärksten belasteten Stadtteilen Hochemmerich (15 Fälle), Rheinhausen-Mitte (11) und Bergheim (11) mit dabei. Ein Schwerpunkt in einem bestimmten Süd-Viertel lässt sich dort nicht ablesen.

Mehrfach hat die Polizei von Raubüberfällen im Umfeld des Meidericher Bahnhofs berichtet.
Mehrfach hat die Polizei von Raubüberfällen im Umfeld des Meidericher Bahnhofs berichtet. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Die Anzahl der Raubüberfälle in Mittelmeiderich fällt auf. Mehrfach berichtete die Polizei hier von Taten im Umfeld des Meidericher Bahnhofs. Und: Häufiger handelt es sich bei den Tatverdächtigen sowie bei den Opfern um Jugendliche. So wie im April 2023, als drei Teenager einen 14-Jährigen in den Schwitzkasten nahmen, ihm gegen den Kopf schlugen und ein iPhone X aus seiner Jackentasche rissen.

Kriminalität in Duisburg: Auffällig viele Taten im Dellviertel

Blickt man generell auf die Gewaltkriminalität in Duisburg, sind eindeutige Trends unübersehbar. Die Stadtteile, in denen bereits 2022 die meisten bekannt gewordenen Angriffe verübt wurden, finden sich erneut mit hohen Zahlen in der Statistik wieder. Unter den 15 am meisten belasteten Stadtteilen habe sich die Reihenfolge kaum verändert, bestätigt die Polizei.

Die Fallzahlen dazu:

  • Dellviertel: 170
  • Marxloh: 156
  • Hochfeld: 131
  • Altstadt: 118
  • Mittelmeiderich: 118

Süd-Stadtteile tauchen unter den (negativen) Top-15 in dieser Kategorie gar nicht auf. Mit Hochemmerich ist darunter nur ein West-Stadtteil vertreten.

Und in noch einem Bereich registriert die Kripo für das Dellviertel mit Abstand mehr Taten als in allen anderen Stadtteilen: bei Rauschgiftdelikten. 410 Strafverfahren wurden in diesem Bereich 2023 eingeleitet. Der Kant-Park und auch der Böninger-Park sind als Schwerpunkte bekannt. Mehrfach betonte die Polizei, in den Parks verstärkt Präsenz zu zeigen. Immer wieder gab es hier in den vergangenen Jahren zudem Schwerpunkteinsätze in Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt. Auch das verstärkte Engagement der Polizei kann so dazu führen, dass die Zahl der erfassten Fälle steigt.

Im Dellviertel – im Bild der Bereich um den Kant-Park – registriert die Kripo viele Straftaten.
Im Dellviertel – im Bild der Bereich um den Kant-Park – registriert die Kripo viele Straftaten. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Erneut die meisten Einbrüche in Marxloh

Eine Aufschlüsselung nach Stadtteilen liefert die Kriminalitätsstatistik ebenfalls für Wohnungseinbruchdiebstahl. Wo wird also besonders oft eingebrochen? Die Zahlen:

  • Marxloh: 82
  • Hochfeld: 58
  • Mittelmeiderich: 49
  • Hochemmerich: 45
  • Altstadt: 44

Unter den 15 Stadtteilen mit den meisten polizeibekannten Fällen findet sich auch hier kein Stadtteil aus dem Bezirk Süd. Auch größeren Ortsteilen mit besonders vielen Einwohnern wie Duissern, Neudorf-Nord sowie Vierlinden und Röttgersbach werden in den Statistiken deutlich weniger Fälle zugeordnet.

Was ist bei der Bewertung der Zahlen zu bedenken?

Generell erklärt die Polizei, dass bei der Bewertung der nach Stadtteilen aufgeschlüsselten Fallzahlen die Einwohnerzahl der jeweiligen Stadtteile zu berücksichtigen ist.

Und nach offiziellen Zahlen der Stadt Duisburg vom 31. Dezember 2023 zählen zumindest Marxloh (22.010 Einwohner), Mittelmeiderich (19.033) und Hochfeld (18.038) zu den einwohnerstärksten Stadtteilen. Für die Altstadt (8617) und das Dellviertel (14.891) gelten aufgrund der Innenstadtlage – wie erwähnt – andere Kriterien.

Aber: Bergheim (20.316) als Duisburgs Stadtteil mit den zweitmeisten Bewohnern steht bei der Straßenkriminalität zum Beispiel gar nicht im Fokus.

Als weitere Kriterien nennt die Behörde „abweichende Sozialstrukturen“ und „Einzugsbereiche“. Nach einer gemeinsamen Langzeitstudie der Hochschulen Münster und Bielefeld, bei der die Wissenschaftler 3000 Menschen in Duisburg befragten, sind zudem soziale Benachteiligungen, ein schlechtes Schulklima, familiäre Gewalt sowie der Konsum von Gewaltmedien als indirekte Faktoren herausgearbeitet worden.

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Über Migration und Integration im Zusammenhang mit der polizeilichen Kriminalitätsstatistik wird seit der Veröffentlichung der Statistiken für 2023 erneut auf allen politischen Ebenen diskutiert. „Es kann konstatiert werden, dass auch in Duisburg der Anteil der nichtdeutschen
Tatverdächtigen, gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil, überproportional hoch ist“, heißt es in dem Polizeibericht. Demnach sind 43,75 Prozent der ermittelten Tatverdächtigen im Jahr 2023 in Duisburg Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit gewesen.

Ebenfalls zu bedenken: Die Zahl ausländischer Staatsangehöriger unter den 508.000 Duisburgern ist zwischen 2013 und 2020 von 74.689 auf 113.698 gestiegen, lag zuletzt bei 126.000 (Stand 30.4.2023). Das entspricht 24,8 Prozent der Gesamtbevölkerung.

>>So funktioniert die Zuordnung

  • Die Zuordnung der polizeibekannten Taten zu den einzelnen Duisburger Stadtteilen erfolgt über das Vorgangsbearbeitungssystem der Behörde.
  • Dabei ist zu beachten: Nicht jeder Fall ist eindeutig einem Ortsteil zuzuordnen.