Duisburg. Die Waldorfschule Duisburg kämpft gerade um ihre Existenz. Parallel tut sich ein neues Schlachtfeld auf durch einen anonymen SMS-Schreiber.

Mit der Waldorfschule Duisburg sind derzeit viele Behörden beschäftigt. Wie berichtet, kämpft die Schulgemeinschaft um ihre Existenz, demonstrierte kürzlich vor der Bezirksregierung in Düsseldorf.

Parallel werden offenbar auch persönliche Fehden ausgetragen. Die Staatsanwaltschaft Duisburg bestätigt, dass mehrere Anzeigen gegen Unbekannt vorliegen. Aus ermittlungstaktischen Gründen könne man zu Details aber nichts sagen.

Die Vorstände von Träger- und Förderverein informieren in einer E-Mail alle Eltern, dass Geschäftsführerin Christine Kramer mit mehr als „50 anonymen und äußerst verstörenden SMS-Nachrichten bedroht“ worden sei. Diese Nachrichten beinhalteten „abstoßende Beleidigungen und unverhohlene Drohungen, die bis zur Androhung von Gewalt reichten. Darunter waren Botschaften wie ,Bald bist du wie deine tote Mutter, ein Haufen elend’ und ,Deine tote Mutter und du sind bald vereint’.“

Waldorfschule Duisburg: Nach Versammlung Autoreifen zerstochen

Nach der jüngsten Mitgliederversammlung sei außerdem ein Autoreifen am Wagen von Kramer zerstört worden. Das ist bemerkenswert, weil die Versammlung unter Aufsicht eines privaten Sicherheitsdienstes stattfand, außerdem war ein Streifenwagen der Polizei vor Ort.

In der Rundmail der Vereinsvorstände wird auch der Name des Verdächtigen genannt, dem Hausverbot erteilt wurde. Da es sich um einen Lehrer an einer Duisburger Schule handelt, ist Kramer der Ansicht, dass dieser ein disziplinarrechtliches Verfahren verdiene und eigentlich nicht mehr unterrichten dürfe.

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Nach Ermittlungen der Polizei waren Beamte zu einer „Gefährderansprache“ bei dem Verdächtigen, sagt Staatsanwalt Felix Bachmann, um „zu beruhigen und zu deeskalieren“, es werde aber weiter ermittelt. Falls sich der Verdacht bestätigt, würde es im Falle einer Verurteilung wegen Bedrohung nach § 241 des Strafgesetzbuches um Geldstrafen oder Freiheitsstrafen bis zu einem Jahr gehen, bei Drohungen mit Verbrechen auch um bis zu zwei Jahre.

Derartige Bedrohungen seien in einer Zeit, in der die Schule ohnehin zu kämpfen hat, eine starke Belastung, sagt Alexander Stief vom Förderverein der Schule. Christine Kramer sagt, sie habe die Situation stark mitgenommen, sie fühle sich gesundheitlich angeschlagen.

Staatsanwaltschaft ermittelt weiter

Gegen die Geschäftsführerin steht weiterhin der Vorwurf der Untreue im Raum. Ihr und ihrem Sohn wird vorgeworfen, eine fünfstellige Summe für private Zwecke verwendet zu haben (wir berichteten, siehe unten).

Da die bei einer Durchsuchung in der Schule und in privaten Räumen gesicherten Datenträger und Dokumente umfänglich sind, ermittelt die Staatsanwaltschaft Duisburg weiterhin, sagt deren Sprecherin Melanie Anderhub. Kramer selbst ist sich aber sicher, dass da nichts dran ist, „sonst wär ich längst nicht mehr hier“.

Beschluss über die Zukunft der Waldorfschule: Entscheidung fällt vor dem 31. Juli

Unabhängig davon ist fraglich, ob es die Waldorfschule nach dem 31. Juli noch geben wird. Das hängt maßgeblich von einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts Düsseldorf ab. Wie berichtet, hat die Bezirksregierung der Schule die Genehmigung entzogen, dagegen legte die Schule Widerspruch ein, der aufschiebende Wirkung hätte und der Schule den Start eines neuen Schuljahres ermöglicht hätte.

Um dies zu verhindern, ordnete die Bezirksregierung daraufhin für die Schule eine sofortige Vollziehung des Genehmigungsentzugs an, woraufhin die Schule erneut klagte mit dem Ziel, die aufschiebende Wirkung wieder herzustellen.

Richterin Stefanie Rosarius vom Verwaltungsgericht sagt, dass die Kammer noch verschiedene Stellungnahmen einhole und sich berate. Eine Entscheidung werde in jedem Fall vor Ende Juli getroffen.

>>VORWÜRFE GEGEN DIE WALDORFSCHULE

  • Schon seit anderthalb Jahren häufen sich Vorwürfe gegen die Ganztags-Waldorfschule in Duisburg. So schrieb die Landes-Arbeitsgemeinschaft der Waldorfschulen nach einem Besuch von einem desaströsen Zustand. Der Bund der Waldorfschulen bemühte sich gerichtlich um einen Ausschluss.
  • Die Bezirksregierung will die private Ersatzschule schließen, weil man hier keine gleichwertigen Abschlüsse machen könne. Dazu würde es unter anderem an einer hinreichenden Qualifikation des Lehrerkollegiums mangeln.

Unsere Berichterstattung zur Ganztags-Waldorfschule Duisburg: