Duisburg-Marxloh. Ein Haus an der Duisburger Grillostraße sorgt für Unmut. Anwohner und Mieter sind auf 180, das Gebäude verfällt. Nun gibt es Kündigungen.
Wenn die Fassade bröckelt, tun sich Abgründe auf. Wie beim Haus an der Grillostraße 3. Auf den ersten Blick sieht es gar nicht so schlecht aus. Trotzdem geht von dem 1910 erbauten Gebäude Gefahr aus. Der Dachaufbau ist einsturzgefährdet. Niemand sollte darunter herlaufen oder mit dem Auto vorbeifahren, entschied die Stadt zur Gefahrenabwehr. Das war im März 2022. Seitdem ist die Einbahnstraße kurz vor der Einmündung zur Brautmodenmeile komplett gesperrt. Legal fährt keiner mehr durch.
Im Haus brodelt es. Das Dachgeschoss ist mittlerweile unbewohnt. Eine rumänische Mutter lebte dort mit fünf Kindern und hat das Haus verlassen. Wohin wissen die anderen Mieter nicht. Zwei große Risse sind in der Wand zur Straßenseite deutlich zu sehen. Das Fenster steht offen, Regen prasselt regelmäßig rein. In der Wohnung liegt überall alte Kleidung herum. Es sieht nach einem überhasteten Aufbruch aus. Im Gefrierschrank vergammelt Fleisch. Das Badezimmer mit Toilette stinkt. Im Treppenhaus vor der Tür zum Dachgeschoss hinterlassen Tauben ihren Kot.
Bewohner der Duisburger Grillostraße 3 sind frustriert, weil sich nichts tut
Weil sich die Haupteingangstür zum Gebäude nicht mehr verschließen lässt, kann jeder rein. Regelmäßig suchen Unbefugte nachts in der obersten Etage einen Unterschlupf, sagen die Mieter. Türkhan Yüksedag findet klare Worte: „Das Haus entwickelt sich immer mehr zur Schrottimmobilie.“ Die 31-jährige Mutter von vier Kindern wohnt mit ihrem Mann seit vier Jahren dort. Sie schiebt Frust wegen des offensichtlichen Renovierungsstaus. Verantwortlich sind in ihren Augen der Vorbesitzer und der aktuelle Eigentümer, der die Immobilie vor einem Jahr übernommen hat.
Auf die Missstände hat die Mieterin in zahlreichen Mails an die Hausverwaltung hingewiesen: Fenster in den oberen Stockwerken, die sich nicht richtig schließen lassen. Zerbrochene Glasscheiben im Hausflur, Wasserschäden in Toiletten und Küche, Schimmel an den Wänden, defekte Steckdosen und Lichtschalter. „Es kam jemand kurz vorbei, der sich das angeschaut hat. Aber passiert ist nichts“, sagt Yüksedag.
Hausverwaltung kündigte Mietern fristlos wegen Mietrückständen
In der Etage über ihr wohnt eine allerziehende albanische Mutter mit fünf Kindern. Auch sie resigniert: „Es macht keinen Sinn mehr, es schön zu machen. Das lohnt nicht.“ Um Druck auf den Hauseigentümer auszuüben, zahlen die beiden Mietparteien seit Monaten keine Miete mehr. Bei Yüksedag hat sich der Rückstand auf 4766,40 € summiert. Die Folge: Anfang Januar flatterte eine fristlose Kündigung für drei von vier Parteien ins Haus – an alle, die keine Miete mehr zahlen, inklusive der rumänischen Mutter, die längst weg ist.
„Man kann ja eine Mietminderung geltend machen. Aber die volle Miete einzubehalten, das geht nicht“, sagt Hausverwalterin Suzanne Jacobi, Geschäftsführerin der Bauprojekt und Beratungs GmbH in Wuppertal. Die Schäden seien alle aufgelistet und an den Besitzer weitergeleitet worden. Aber es dauere halt, bis alles repariert sei. Dabei gehe es auch um mehrere Häuser, die der Eigentümer in Marxloh vor einem Jahr gekauft habe. Jacobi: „Würden Sie in ein Haus investieren, in dem keine Miete mehr gezahlt wird?“
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Gleichzeitig sorgt die Straßensperrung weiterhin für Unmut bei Nachbarn und Ladenbesitzern der Brautmodenmeile. „Die Sperrung ist solange erforderlich, wie die Gefährdung für Verkehrsteilnehmer besteht“, sagt Stadtsprecher Malte Werning. Gegenüber der Stadt habe der Eigentümer allerdings versprochen, die Mängel zu beheben. Ein Sanierungsplan werde gerade erarbeitet. Ob die beiden Mieterinnen mit ihren Kindern eine Umsetzung mitbekommen, ist fraglich. Sie würden gerne sofort ausziehen. Yüksedag: „Aber es ist so schwer, eine neue Wohnung zu finden.“