Duisburg. Musikalische Highlights lieferte auch der dritte Tag des Traumzeit-Festivals. Mit den Editors endete das Wochenende. So sieht die Bilanz aus.
Mit den Editors endete am Sonntagabend ein fulminantes Traumzeitfestival-Wochenende, das auch an Tag 3 alles zu bieten hatte: Zarte Töne von Philine Sonny, Orientalisch-psychedelisches von der anatolischen Rockband Altin Gün und natürlich die finale Show der professionell abliefernden Indie-Pop-Heroen um Tom Smith als markiger Schlusspunkt.
Bei manchen ihrer Hits geht schon bei den ersten Klängen ein Raunen durch die Menge, gefühlvoll und sphärisch, mal elektrisierend rockig reitet die britische Band durch eine Vielzahl von Hits.
Traumzeit-Festival zwischen neuen Entdeckungen und liebgewonnenen Traditionen
Zum Traumzeit gehören auch liebgewonnene Traditionen – neben der Eröffnung durch den Knappenchor am Freitag sind es die Fanfaren zum Festival-Finale: Am Sonntag weckte die MKS Big Band um 13 Uhr die Camper mit Songs von Earth, Wind & Fire und den Beatles. Es ist der Startschuss für den letzten Festivaltag im Duisburger Landschaftspark, und das Publikum tanzt sich vor der Hochofenbühne langsam warm für das, was die Traumzeit zum Abschluss sonst noch in petto hat.
Zum Beispiel die spontan eingesprungene „Liga der gewöhnlichen Gentlemen“, die das Publikum in der Gießhalle mit trotzigen Punktexten und tanzbaren Riffs weichkocht, Ausflüge ins Schlagereske inklusive. Die mittelalten Männer machten ihrem Namen in Pullunder und Businesshemd alle Ehre. Ein Sonderapplaus gebührt hier dem Schlagzeuger, der sein Instrument beackerte, als müsse er um sein Leben spielen, und der die Herren in der ersten Reihe vor sich her trieb.
Starke Frauenstimmen waren am Sonntag auf den Bühnen präsent
Mitsingen und mitschunkeln war bei Lewsberg indes nicht angesagt, Sprechgesang zu Geige, experimentelle Klangkonstruktionen und herausfordernde Gitarrenläufe hätte mancher wohl eher beim Jazz-Festival in der Nachbarstadt verortet.
Die Frauenquote wurde am Sonntag noch mal erheblich verbessert: Alli Neumann füllte die große Cowperplatz-Bühne lebendig aus, sprang biegsam wie ein Flitzebogen umher, für den Song „Zeit steht“ holte sie später noch Trettmann aus der Konserve dazu. Von der Hochofenkulisse war sie so begeistert, dass sie ihre Sprachlosigkeit ob der Industrie rund um die Bühne nach fast jedem Song wortgewaltig kundtun musste. Eine Generation älter, aber ebenfalls mit roten Haaren, unterhielt Altin Gün die pickepackevolle Gießhalle. Kongas und Harmonika, Keyboards und Saz formten einen orientalisch-rockigen Sound, dazu Texte voller Weltschmerz und großer Emotionen, die inbrünstig mitgesungen, mitgetanzt, regelrecht gefühlt wurden.
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Festivalleiter ist zufrieden: Auch hinter den Kulissen lief es rund
Festivalleiter Frank Jebavy zählte täglich rund 3000 Musikfans und über 700 Camper und freute sich über viele Gäste aus Köln und Düsseldorf, aber auch aus Hamburg oder Berlin – Orte, aus deren Perspektive Duisburg sonst eher kein Ziel sei.
Auch hinter den Kulissen sei es rund gelaufen. Die Foodtrucks seien teilweise schon am Samstag ausverkauft gewesen und die Betreiber entsprechend zufrieden. Rund 100 Mitarbeiter sorgten auf den Bühnen und Drumherum für einen reibungslosen Ablauf. Trotz großer Anstrengung sei die Stimmung gut gewesen. Allein die Technik für die österreichische Band Bilderbuch, die mit einem großen Truck kam, musste in drei 7,5-Tonner umgeladen werden, um bis an den Cowperplatz herangefahren zu werden. Und das unter größtem Zeitdruck.
Trotzdem sind viele vom Team alle Jahre wieder dabei, nehmen sogar Urlaub, um mit anzupacken. „Das ist schon was besonderes“, sagt einer von ihnen, bevor er in die Nachtschicht startet. Der Landschaftspark ist bereits wieder mitten im Ab- und Umbau: Samstag steigt die Extraschicht.
>>>MUSIKWÜNSCHE FÜR DAS NÄCHSTE FESTIVAL
- Dekker und Husten, die coronabedingt absagen mussten, möchte das Team gern noch mal einladen. Faber, der schon mal zu Gast war, ist ebenfalls ein Favorit für 2023.
- „Wir müssen frisch bleiben, wollen aufgeschlossen sein“, betont Frank Jebavy. Künstler wie Marla Glen, die inzwischen in Duisburg lebt, würden nicht zum Festival passen. „Wir richten den Blick nach vorne.“
- Schmerzlich vermisst wird die Gebläsehalle, die aus Corona-Gründen zum zweiten Mal nicht bespielt wurde. Hier waren akustische Sets und moderne Klassik zuhause, bildeten einen Ruhepol im Strom der Konzerte. Angesichts der Kostensteigerungen um rund 30 Prozent brauche es dafür neben König-Pilsener und der Sparkasse aber weitere Sponsoren. „Hier sind alle Duisburger Unternehmen aufgerufen, es wäre super, wenn sich andere anschließen.“
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