Duisburg. Für den Hochwasserschutz werden in Duisburg Tierbauten an Deichen verschlossen. Tierschützer befürchten, dass Wild in den Höhlen elendig stirbt.

Der Rheinpegel in Duisburg steigt weiter an: Am Montagmittag wurde in Ruhrort ein Wasserstand von 9,61 Meter gemessen. Etwa in Neuenkamp, Homberg und Baerl hat sich der Rhein soweit ausgedehnt, dass zum Teil Wiesen bedeckt und damit der Lebensraum von Wildtieren begrenzt wird. Nicht selten kommt es zu Rettungsaktionen, doch der Mensch kann auch zur Gefahr für Tiere werden.

Einer der Tierretter am Rhein ist Carsten Schütz. Flussaufwärts bis Dormagen ist der Duisburger mit seinem Tierrettungsdienst auf Abruf rund um die Uhr entlang der Wasserstraße im Einsatz. Zuletzt hat er mit DLRG und Feuerwehr fünf Kaninchen vor dem Ertrinken gerettet. Sie hatten auf einer durch das Hochwasser entstandenen Insel Zuflucht gesucht. „Das Wasser hat den Tieren den Weg abgeschnitten“, erklärt Schütz.

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Mit einer Thermobildkamera hatte der Tierretter anschließend drei weitere Kaninchen in einem überfluteten Gebüsch aufgespürt. Die Wildtiere konnten so gerettet werden, erklärt Schütz, der auch entlaufene Haustiere sucht oder aus ausweglosen Situationen befreit.

Hochwasser in Duisburg: Gefahr für Wildtiere durch Spaziergänger

Während der Duisburger Wild aus misslichen Lagen zu befreien versucht, kann der Mensch bei Hochwasser für Tiere im Rheinvorland auch zu einer Gefahr werden. Wildhasen und Kaninchen suchen sich bei steigendem Pegel neue Rückzugsorte. In manchen Fällen wähnen die Tiere Schutz auf Deichen und kommen so Spaziergängern deutlich näher.

Kommt Mensch oder Hund zu nah, „würden Tiere ins Wasser getrieben werden“, erklärt Jürgen Hinke, erster Vorsitzender des Nabu-Stadtverband Duisburg. Spaziergänger sollten deshalb zwingend auf vorgeschriebenen Wegen bleiben und zu Tieren Abstand halten.

Hochwasserschutz: Tierbauten am Deich werden verschlossen

Auch der Hochwasserschutz hat Einfluss auf die Tierwelt am Rheinufer. Regelmäßig werden Tierbauten in Deichen verschlossen, erklären die Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD) auf Nachfrage. Dieser Vorgang diene der Sicherheit, denn die Unterhöhlung kann zum Abrutschen oder Einstürzen des Deiches führen.

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Eine Fahne markiert eine Schwachstelle am Deich. In diesem Fall hat ein Hund das Loch einer Wühlmaus weiter aufgegraben. Auch Höhlenbauten anderer Tiere werden an Deichen markiert und oft verschlossen.
Eine Fahne markiert eine Schwachstelle am Deich. In diesem Fall hat ein Hund das Loch einer Wühlmaus weiter aufgegraben. Auch Höhlenbauten anderer Tiere werden an Deichen markiert und oft verschlossen. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Für das Verschließen der Löcher und Höhlensysteme wird lehmiger Boden verwendet. Doch was passiert mit den Füchsen oder Kaninchen, die sich in den Höhlen befinden? „Bevor die Tierbauten verschlossen werden, kommt ein Jäger zum Einsatz“, sagt eine WBD-Sprecherin. Dieser vergrämt die Tiere. „So werden z.B. Frettchen dafür eingesetzt, um Wildkaninchen aus ihrem Bau zu verjagen.“

Kritik: Tiere bleiben in den Bauten und sterben

Der Deutsche Tierschutzbund sieht das Verschließen der Tierhöhlen äußerst kritisch. „Es ist davon auszugehen, dass ein nicht unerheblicher Teil der Tiere, insbesondere Jungtiere, elend in den Bauten eingeht“, erklärt eine Sprecherin. Die Maßnahme stehe dem Tierschutz klar entgegen. „Selbstverständlich muss abgewogen werden, ob beispielsweise Menschenleben gefährdet sind und derartige Maßnahmen dann dennoch durchgeführt werden müssen.“

Es müsse aber geprüft werden, ob es Alternativen gibt. Die Vergrämung sei darüber hinaus ineffizient. „Meist wird die Problematik nicht ursächlich gelöst, sondern an eine andere Stelle verlagert.“ Nutrias etwa würden ihre Bauten an anderer Stelle anlegen. Kritische Deichbereiche, so die Einschätzung der Tierschützer, sollten durch zusätzliche Verstärkungen, etwa in Form von Felsen, gesichert werden.

>> HOCHWASSER UND DIE NATUR

• Grundsätzlich zählen Hochwasser zu natürlichen Ereignissen, welche im Naturhaushalt auch positive Auswirkungen haben können, so der Tierschutzbund, da auf den Überschwemmungsflächen Nährstoffe zugeführt werden und Biotope entstehen. Tiere und Pflanzen in naturnahen Flussauen sind an den Wechsel aus Überflutung und Austrocknung entsprechend angepasst.

• „Leider entsprechen die meisten Flussränder in Deutschland aufgrund der Bebauung, Flächenversiegelung und Bodennutzung dem mittlerweile nicht mehr“, so der Tierschutzbund. Entsprechend können die Hochwasser aufgrund stärkeren Abflusses in manchen Bereichen auch lebensraumzerstörend wirken oder ausgespülte Schadstoffe verbreiten.