Duisburg. Deichläufer kommen in Duisburg zum Einsatz, wenn der Rhein Hochwasser führt. Worauf sie bei der täglichen Begehung achten und wann Gefahr droht.
Das Wetter kann sich Lina Diefenbacher für ihre wichtige Tätigkeit nicht aussuchen. Auf dem Deich in Mündelheim wehte am frühen Samstagnachmittag ein eiskalter Wind, dazu regnete es leicht. Nicht gerade die besten Bedingungen, um einen Rheinspaziergang zu machen. Aus diesem Grund war aber die Ingenieurin für Wasserwirtschaft auch gar nicht unterwegs: Die Mitarbeiterin der Duisburger Wirtschaftsbetriebe ist Deichläuferin.
Die 32-Jährige und ihre Kollegen kommen immer dann zum Einsatz, wenn der Rhein Hochwasser führt. Ab einem Pegelstand von 8,50 Metern ist das der Fall. Sie kontrolliert den rund sieben Kilometer langen Abschnitt zwischen Bockum und Ehingen. Am Samstag zeigte der Ruhrorter Pegel, an dessen Höhe sich die Schutzmaßnahmen orientieren, immerhin 9,55 Meter an.
Hochwasser in Duisburg: Sandsäcke als Vorsichtsmaßnahme
Auch wenn mit einem Lkw gerade eine Ladung Sandsäcke in Deichnähe deponiert wurde, ist das für Lina Diefenbacher kein Grund, unruhig zu werden: „Das ist ein ganz normales Hochwasser, das sind reine Vorsichtsmaßnahmen, viel höher wird der Rhein nicht ansteigen.“ Immerhin haben die Deichläufer nun mehr zu tun, denn ab einem Pegelstand von 9,50 Metern werden die Deiche zweimal am Tag begutachtet.
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Knapp 100 Mitarbeiter der Wirtschaftsbetriebe sind als extra geschulte Deichwächter derzeit einsatzbereit. Zu überwachen ist immerhin eine Stecke von rund 30 Kilometern, neben den Deichen im Duisburger Süden gehören dazu auch noch unter anderem die Deiche in Homberg und Beeckerwerth. Die Deiche in Friemersheim, Orsoy und im Norden fallen nicht in den Zuständigkeitsbereich der Stadt, diese Aufgabe in diesen Bereichen wird von eigenen Deichverbänden wahrgenommen.
Deichläufer: Gelbe und rote Fähnchen gehören zur Ausrüstung
Diefenbacher kennt den Schutzwall im Mündelheimer Rheinbogen ziemlich gut. Hauptberuflich ist sie mit der dort seit einigen Jahren laufenden Deichsanierung betraut. Bei der Begehung gehören die Einsatztasche, eine Handykamera und Markierungsfähnchen zur festen Ausrüstung. Sollten Schäden am Deich festgestellt werden, werden diese nach Schweregrad eingeschätzt, dokumentiert und die entsprechenden Stellen mit einem Fähnchen markiert. Rote, die schwere Schäden anzeigen, hatte sie erst gar nicht im Gepäck.
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„Allerdings buddeln sich immer wieder Wühltiere in den Deich ein, dadurch entstehen Hohlräume, die auf Dauer nicht gut für die Beschaffenheit des Deiches sind“, erklärt die Mitarbeiterin der Wirtschaftsbetriebe. Gemeint sind Wühlmäuse, Maulwürfe und Füchse, die aus dem Deichvorland bei steigendem Wasserstand gerne zum höher gelegenen Deich flüchten.
Wann Hochwasser-Gefahr droht
Achten müssen sie und ihre Kollegen auch darauf, ob der Deich überhaupt begehbar ist. Lina Diefenbacher: „Wenn der Deichkronenweg und die Zugänge in einem schlechten Zustand sind und eine Gefährdung darstellen, werden sie gesperrt.“ Auch wenn sie größere Schäden in Mündelheim in ihrer fünfjährigen Tätigkeit noch nicht festgestellt hat, für den Eventualfall ist die Expertin gerüstet. Sie erklärt: „Der Deich wird bei Hochwasser immer durchspült, das ist normal. Solange das auf der Landseite austretende Wasser sich farblich unauffällig zeigt, ist das in Ordnung.“
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Nur wenn das austretende Wasser bräunlich wird, ist Gefahr in Verzug: „Dann wird Erde mit ausgeschwemmt, da muss schnell gehandelt und provisorisch abgedichtet werden.“ Dann kämen auch die roten Markierungsfähnchen zum Einsatz. Und die bereits angelieferten Sandsäcke.
>> HOCHWASCHERSCHUTZ IN DUISBURG
• Für den Hochwasserschutz sind in Duisburg die Wirtschaftsbetriebe verantwortlich. Diese Aufgabe wird von der Arbeitsgruppe Hochwasserschutz/Gewässer wahrgenommen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Rhein, der mit einer Länge von 37,5 Kilometern Duisburg durchströmt.
• Mehr als 300.000 Einwohner Duisburgs sowie Sachgüter, deren geschätzter Wert im Bereich von 30 Milliarden Euro liegt, werden in Duisburg durch Hochwasserschutzanlagen vor Überschwemmungsschäden geschützt.