Duisburg. Besser am Bildschirm feiern als gar nicht: Per Livestream boten die Ruhrpott-Guggis den Duisburger Karnevalisten Trost in der jecken Zwangspause.
Schunkeln schon zum Frühstück? Zu Coronazeiten scheint alles möglich, auch wenn das nur im engen Familienkreis auf der Wohnzimmercouch geschehen kann. Die Duisburger Jecken müssen besonders kreativ sein, um den Karneval nicht ganz in Vergessenheit geraten zu lassen. Christian Bieniek von den „Ruhrpott-Guggis“ hat sich mit seinen Vorstandskollegen etwas Besonderes einfallen lassen. Mit ihrem karnevalistischen Livestream-Projekt gingen sie am Samstagmorgen pünktlich um 11.11 Uhr auf Sendung.
Die Freunde der schrägen alemannischen Blasmusik, die sonst bei kaum einer Duisburger Karnevalssitzung fehlen und auch beim Rosenmontagszug unüberhörbar sind, wollten trotz der närrischen Zwangspause die Jecken nicht ganz ihrem Helau-freien Schicksal überlassen. Mit viel Herzblut haben Bieniek und seine Mitstreiter ein buntes Programm zusammengestellt, das zeigte, dass die Duisburger Narren zwar traurig über die auftrittslose Zeit sind, ihren Humor und Optimismus aber dennoch nicht verloren haben.
Berlin Helau: Mahmut Özdemir grüßt Duisburger Narren aus dem Bundestag
Bieniek moderierte die mehr als zweistündige Sendung, die sich aus Videoeinspielern, Live-Schalten und Grußworten befreundeter Karnevalsgesellschaften zusammensetzte. „Vor Publikum im Saal aufzutreten, ist einfacher. Nur in die Kamera zu schauen, so ganz ohne Resonanz, ist schon ein komisches Gefühl“, schilderte er die ungewöhnliche Situation beim Auftritt aus dem Homeoffice.
Da taten die freundlichen Worte des Duisburger Bundestagsabgeordneten Mahmut Özdemir (SPD) – er gehört der KG Narrenzunft Homberg an – richtig gut. Er sprach den Musikern und allen Narren Mut zu und freute sich auf bessere Zeiten in der nächsten Session. Aus seinem Berliner Abgeordnetenbüro verabschiedete er sich mit dem eher selten Karnevalsgruß: „Berlin Helau...Deutscher Bundestag Helau...“.
Gastauftritte befreundeter Guggenmusiker
Die ganz spezielle Musik, die aus dem alemannischen Raum stammt, durfte bei der virtuellen Karnevalssendung der Duisburger Musiker nicht fehlen. So gab es neben eigenen Darbietungen auch die Gastauftritte der Sinsheimer „Ghost-Guggs“, der „Bittelbrunner Glockästupfer“ aus der Nähe von Freiburg und der befreundeten „Kyburggeischter“ aus dem schweizerischen Winterthur.
Für „kölsche Tön“ sorgte die Stimmungsband „De Drömmelköppe“, tollen Show-Tanz erster Güte boten die „Eternal Flames“ der Narrenzunft Homberg. Dass dabei natürlich nur Videos aus Corona-freien Zeiten gezeigt wurden, versteht sich von selbst, da Gruppentreffen nicht möglich waren.
Stadtprinz Tobias Schneider bleibt für die nächste Session im Amt
Dem designierten Stadtprinz Tobias Schneider, der eigentlich am Wochenende mit zahlreichen Auftritten den Höhepunkt der Session erleben sollte, blieb nun nichts anderes, als seine jecken Begleiter wenigstens vorzustellen.
Ihm, seinen Hofmarschällen Pavel Weger und Luis Larisch sowie den Paginnen Jennifer, Julia, Lara und Victoria und auch der Kinderprinzen-Crew bleibt jetzt nur die Hoffnung, dass 2022 in Duisburgs Sälen und auf den Straßen wieder gefeiert werden kann. Die Amtszeit von Prinz und Hofstaat wurde wegen der Pandemie bereits um ein Jahr verlängert.
STICHWORT: GUGGENMUSIK
- Unter Guggenmusik versteht man Blasmusik, die meist im alemannischen Raum in der Fasnacht gespielt wird. Dabei handelt es sich um eine stark rhythmisch unterlegte, auf ihre eigene, sehr spezifische Art „falsch“ bzw. „schräg“ gespielte Blasmusik.
- Die Musiker sind bei ihren Auftritten oft verkleidet und teilweise auch maskiert. Die Guggenmusik ist ein fester Bestandteil der schwäbisch-alemannischen Fasnacht.