Duisburg-Rheinhausen. Das Amateurtheater löst sich auf. Neben Corona gab es auch Nachwuchssorgen. Im nächsten Jahr hätte die Kleine Bühne das 25. Jubiläum gefeiert.

Nicht nur für Friemersheim ist es ein schwerer Verlust, auch für alle Liebhaber gepflegten Amateurtheaters am Niederrhein: Jetzt hat die Truppe „Kleine Bühne Friemersheim“ ihr Aus bekanntgegeben. Die Gründe für die Aufgabe der Friemersheimer Hobbyschauspieler sind vielschichtig: „Es ist nicht allein Corona, was uns den Todesstoß versetzt hat“, erklärt Fabian Jürgens, der mit der Pressearbeit der Kleinen Bühne betraut ist. „Es ist vor allem der fehlende Nachwuchs, der uns zu schaffen gemacht hat“, sagt der 27-Jährige, der so ziemlich der Jüngste unter den Schauspielern war.

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„Wir hatten immer mal wieder junge Talente dabei, die dann aber aus beruflichen oder privaten Gründen passen mussten“, erzählt der engagierte Hobbyschauspieler weiter. „Es ist natürlich schwierig für viele Akteure, den fast jährlichen Probenturnus im wöchentlichen Rhythmus zu stemmen, weil sie auch beruflich und familiär eingespannt sind.

Geprobt wurde Dienstags abends in der Aula der Friemersheimer Marktschule. Dort fanden auch die beliebten Aufführungen statt, immer an zwei Wochenenden im November, insgesamt an sechs Tagen.

Schon 2019 wurde die Aufführung „Kriminelle Senioren“ abgesagt

„Diese waren auch meist ausverkauft“, erinnert sich Jürgens. Schon 2019 sagte die Truppe das geplante Theaterstück „Kriminelle Senioren“ aus internen Gründen ab, 2020 tat Corona das übrige, dass die beliebten Aufführungen im November nicht stattfinden konnten. Das ganze Jahr hatte die Truppe vergeblich geprobt, die Kulisse war in Eigenregie gefertigt worden. „Wir wollten dann das Stück in diesem Jahr aufführen“, sagt der Pressesprecher enttäuscht.

Das Ende wurde dann Anfang Juli 2021 beschlossen, die etwa 15 Akteure hatten sich an einen Tisch gesetzt und die fehlende Zukunftsperspektive für ihr Schauspielprojekt erkannt. „Es kam irgendwie alles zusammen und der Corona-Winter stand ja auch noch bevor“, konstatiert Fabian Jürgens.

Es ging irgendwie immer um Ehebruch und Missverständnisse, ganz im Stil des Millowitsch-Theaters. Hier die Premiere „Wenn schon, denn schon“, die 2017 aufgeführt wurde.
Es ging irgendwie immer um Ehebruch und Missverständnisse, ganz im Stil des Millowitsch-Theaters. Hier die Premiere „Wenn schon, denn schon“, die 2017 aufgeführt wurde. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Unvergessen bleiben die jährlichen Aufführungen des Amateur-Ensembles, die bis 2018 regelmäßig Zuschauer vom ganzen Niederrhein und Umgebung anzogen und begeisterten. „Das Schöne an uns war ja, dass wir im Ort bekannt waren und Nachbarn uns auf einmal auf der Bühne erleben konnten“, sagt Fabian Jürgens. Viel Herzblut habe in dem Projekt gesteckt: „Wir hatten immer den Anspruch, etwas Vernünftiges auf die Bretter zu bringen.“

In den Anfangsjahren haben die Schauspieler noch ihre eigenen Möbel als Kulisse für die Boulevardtheaterstücke von zu Hause mitgebracht. „Einige standen dann nur noch mit einem halben Wohnzimmer da“, erzählt Jürgens mit einem wehmütigen Lächeln.

1997 gründete sich die Kleine Bühne in der St. Joseph-Kirchengemeinde

1997 ist die Kleine Bühne Friemersheim von Mitgliedern der St. Joseph-Kirchengemeinde gegründet worden, der damalige Pfarrer Johannes Arntz suchte unbedingt eine Hobbyschauspieltruppe. Schnell hatte er Gleichgesinnte , die auch selbst mal Theater spielen wollten. Ulrike Ambaum war bei der Gründung schon dabei und später Vorsitzende des Vereins.

In 2022 hätte die Kleine Bühne ihr 25-jähriges Jubiläum feiern können. Jedes Jahr lieferte das Ensemble ein gut performtes, perfekt inszeniertes Werk ab: das erste Stück war „Die Leiche im Schrank“ von Walter G. Pfaus 1998. Auf diesem Niveau bewegten sich dann alle Stücke etwa, immer ging es irgendwie um Ehebruch oder Missverständnisse, so dass auf kleiner Bühne eine Verwechslungskomödie im Stile des Millowitsch-Theaters entstand. In schrillen Rollen begeisterten dabei Erich Trautmann oder Michael Loogen. Leider konnten die Fans der Kleinen Bühne deren letzte Produktion „Kriminelle Senioren“ von Walter G. Pfaus nicht mehr erleben.