Duisburg-Röttgersbach. Die Stadt Duisburg baut jetzt ihr Glasfasernetzwerk in Röttgersbach aus. Dass sie nicht alle Interessenten berücksichtigt, verursacht dort Unmut.

Seit der Corona-Krise arbeitet Georg Hartmann verstärkt von zuhause in Duisburg-Röttgersbach aus. Im Homeoffice muss er oft an internationalen Videokonferenzen mit Indien und Amerika teilnehmen. Doch die Verbindung ist schlecht, bricht regelmäßig ab. Deshalb war er erfreut, als die Stadt Duisburg ankündigte, in seiner Nachbarschaft das Glasfasernetz auszubauen.

Als kurz darauf das zuständige Tochterunternehmen Duisburg City Com (DCC) die Bürgersteige in seiner Straße, Am Bischofskamp, aufreißen und Leerrohre verlegen ließ, meldete er umgehend Interesse an einem Glasfaseranschluss an. Davon verspricht er sich ein stabileres Internet und somit Videokonferenzen ohne Technikfrust. Doch mit der Antwort der DCC hatte er nicht gerechnet. Statt die angefragten Informationen über „die nächsten Schritte, Termine und Kosten“ bekam er eine Absage.

Leider liege seine Adresse „nicht in unserem derzeit geplanten Ausbaugebiet“, teilte die Duisburg City Com ihm mit, sagte aber zu, sich zu melden, wenn sein Haus ans DCC-Glasfasernetz angeschlossen werden könne.

Vier Monate später, die Baustelle ist längst wieder geschlossen, herrscht weiterhin Funkstille. „Das ist ein Schildbürgerstreich“, ärgert sich Hartmann. Er und andere Röttgersbacher seien „erst heißgemacht“ worden durch das aufgehängte Werbeschild, das Versprechen, Duisburg zu digitalisieren, und die aufgerissene Straße. „Dann kommt einfach so die Absage, das ist unter aller Kanone.“

Seinen Ärger darüber befeuert zusätzlich, dass der Bautrupp die Baustelle vor seiner Haustür völlig verdreckt hinterlassen habe und er und seine Nachbarn unter anderem die Gehwege sauber machen und „eimerweise Splitt entsorgen“ mussten.

Die Duisburger City Com baut ihr Glasfasernetz für 40 Millionen Euro aus

Ist mit dem Abzug des Bautrupps der Traum vom schnellen, stabilen Internet für Georg Hartmann ausgeträumt? Nein, wie die Duisburg City Com auf Nachfrage bekräftigt.

Allerdings ist demnach die Hauptkundin für den millionenschweren Netzausbau die Stadttochter Gebag, deren sämtliche 2350 Wohnimmobilien die DCC in den nächsten Jahren schrittweise an ihr Glasfasernetz anschließt, um insgesamt 35.000 Mieterinnen und Mieter mit schnellem Internet, Telefon und Fernsehen zu versorgen. Knapp 40 Millionen Euro investiert die DCC dafür und will rund 140 Kilometer neues Kabel im Stadtgebiet verlegen. Für dieses Projekt laufen aktuell die Tiefbauarbeiten.

Jedoch verlaufe der Ausbau in zwei Schritten: Bis Jahresende sollen 560 Gebag-Häuser mit 4560 Wohnungen angeschlossen werden, in den kommenden fünf Jahren die übrigen 1800 Gebäude mit fast 7650 Wohnungen.

In der aktuellen, ersten Ausbaustufe liegen auch einige Immobilien, die nicht der Gebag gehören, „in direkter Nähe zur neu verlegten Trasse“ für die Glasfaserkabel, erläutert DCC-Sprecher Thomas Kehler. „Den Eigentümern solcher Immobilien bietet die DCC aktiv per Anschreiben an, das entsprechende Gebäude kostenlos an das DCC-Glasfasernetz anzuschließen.“ Dabei übernehme die DCC die kompletten Kosten für den Hausanschluss. „Herrn Hartmann wurde diese kostenlose Anschlussmöglichkeit bislang nicht angeboten“, so Kehler weiter, „da zunächst die vertraglichen Verpflichtungen gegenüber der Gebag vorrangig abgearbeitet werden.“

Betroffener Duisburger soll nach erneuter Prüfung schnelles Internet bekommen

Tatsächlich hatte Georg Hartmann von sich aus die Duisburg City Com kontaktiert. Das Unternehmen hat daraufhin ermittelt, dass sein Haus nicht nah genug an der Trasse liegt, um in der ersten Ausbauphase, in der die ersten 50 Kilometer Kabel verlegt werden, berücksichtigt zu werden. Momentan werden laut dem Unternehmenssprecher in der Nachbarschaft nur Leerrohre verlegt, in die bei einer späteren Ausbauphase die Kabel mit moderner Technik unterirdisch „eingeblasen“ und angeschlossen werden.

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Dies wird auch vor Hartmanns Haustür so passieren. Nach erneuter Prüfung könne ihm die Duisburg City Com aber jetzt mitteilen, so Thomas Kehler, „dass der Anschluss seiner Immobilie an das DCC-Glasfasernetz technisch aller Voraussicht nach Anfang 2022 möglich ist“. Ein entsprechendes Schreiben folge, „in dem die kostenlose Erstellung eines Hausanschlusses seiner Immobilie bestätigt wird“.

Diesen Brief erwartet Georg Hartmann nun mit Vorfreude und mit der Hoffnung, dass mit der DCC als Internetanbieter bald die Zeiten vorbei sind, in denen seine beruflichen Videoschalten mit Amerika und Indien regelmäßig wegen einer überforderten Internetverbindung abbrechen.

>> NETZAUSBAU IN MEHRSTUFIGEM VERFAHREN

● Der Ausbau des DCC-Glasfasernetzes erfolgt in einem vierstufigen Verfahren: (1) Zunächst werden in Zehn-Meter-Abschnitten die Leerrohre verlegt und die Baustellen wieder geschlossen. (2) In das Leerrohrsystem werden von einem zentralen Punkt über Kleinverteiler sogenannte Rohrverbände eingezogen. (3) Die anzuschließenden Gebäude werden mit einem Rohr aus einem Rohrverband versorgt. (4) In das Rohrsystem werden Kabel eingeblasen und im Hauskeller ein Abschlusspunkt, eine kleine Aufputzdose, gesetzt.

Die Duisburger City Com ist ein städtischer IT- und Telekommunikationsdienstleister mit eigenem Glasfaser-Breitbandnetz, Rechenzentrum und rund 180 Mitarbeitern. Das Unternehmen gehört zum DVV-Konzern.