Das kleine Organ mischt mit bei Herzfrequenz, Gewicht und Nervenkostüm. Die Schilddrüse stand im Mittelpunkt beim 1. WAZ-Medizinforum im Bethesda-Krankenhaus in Duisburg-Hochfeld. Das Thema lockte viele Interessierte.
„Ich habe viele kleine Knoten. Aber sie sind harmlos. Jetzt bin ich total erleichtert.“ Nicht nur bei Magda Held hinterließ das 1. WAZ-Medizinforum ein gutes Gefühl. Auch ihre Freundin konnte Positives mit nach Hause nehmen: „Bei mir sind alle Veränderungen gutartig“.
Diesmal stand die Schilddrüse im Mittelpunkt. Künftig wird die WAZ in Zusammenarbeit mit den Duisburger Kliniken alle zwei Monate zum Medizinforum einladen – mit wechselnden Themen.
Beim gelungenen Start am Mittwochabend im Hochfelder Bethesda-Krankenhaus blieb jedenfalls keine Frage unbeantwortet. Der Renner zum Ausklang war eine Schilddrüsen-Untersuchung per Ultraschall an Ort und Stelle.
Chefarzt Prof. Dr. Dietmar Simon und seine Kollegen informierten vorher im voll besetzten Kirchsaal des Bethesda 240 Interessierte, die sich an diesem schönen Frühlingstag eingefunden hatten.
Korb voller Fakten
Betroffene, die vor einer Operation standen, bekamen von den Experten genauso Auskünfte wie jene, die Genaueres zum Behandlungsspektrum wissen wollten. Einen Korb voller Fakten -- veranschaulicht mit Bildern auf großer Leinwand – hatten die drei Fachmediziner mitgebracht. WAZ-Redaktionsleiter Oliver Schmeer moderierte.
Dass ein so kleines Organ wie die Schilddrüse, bloß „walnussgroß auf jeder Seite“ für heftiges Durcheinander im Körper sorgen kann, erfuhren die Zuhörer von Prof. Simon, der den Reigen der Referate eröffnete. Ist die kleine Drüse doch unter anderem zuständig für die Steuerung der Herzfrequenz. Auch aufs Stoffwechselgeschehen – Dicker- oder Dünnerwerden -- wirkt sie ein. Sie kann Gefäße erweitern, das Nervensystem tangieren, sogar für Durchfälle sorgen.
„Ein wichtiges Organ“, so der Chefarzt. „Schon die alten Ägypter kannten den Kropf, eine Vergrößerung, die auch bei uns weit verbreitet ist.“ Ohnehin seien Schilddrüsen-Leiden eine Volkskrankheit: „Jeder vierte Deutsche hat einen oder mehrere Knoten“, wobei man heiße und kalte Knoten unterscheide. „Aber“, beruhigte er, „Fälle von Krebs - hierfür kommen kalte Knoten in Betracht - sind eher selten. Ihre Zahl liegt bei 5000 Neuerkrankungen pro Jahr. Beim Darmkrebs sind es 70 000.“
Dann ging Prof. Dietmar Simon auf Behandlungsmöglichkeiten ein, etwa „die Radiojodtherapie, eine sehr elegante Methode der Nuklearmedizin.“ Auch zur Operation nahm er Stellung, ebenso zu Risiken. „Verletzungen der Stimmbänder, die sehr nah an der Schilddrüse liegen, gibt es nur noch selten.“ Hier habe man sich von 5 % auf 1 % verbessert dank moderner Vergrößerungs-Technik im OP.
Dass die Sonografie (Ultraschall-Untersuchung) heute das wichtigste Verfahren zur Erkennung von Knoten ist , erfuhren die Zuhörer von Oberarzt Dr. Jens Martin Harms. Ob bös- oder gutartig könne eine „Elastografie“ ergeben. Der Schlüsselloch-Chirurgie, die mit kleinen Schnitten von 1,5 bis 2,5 cm auskommt, widmete sich Dr. Marc Boucher.
Nach den Vorträgen eröffnete WAZ-Redaktionsleiter Oliver Schmeer die Frage-Runde: „Wie ist zu erkennen, dass mit der Schilddrüse etwas nicht stimmt?“ Dr. Simon: „Häufig bemerkt man selbst vor dem Spiegel eine Veränderung, ertastet eine Verdickung. Manche Patienten verspüren auch eine Art Kloß im Hals.“
Eine Überfunktion werde dagegen meist von Familie und Freunden enttarnt: „Sie beschweren sich, dass der Betroffene gereizt und nervös ist. Auch starkes Schwitzen ist ein Signal.“
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