Duisburg. Ministerium veranlasst Kontrollen von Altro-Mondo-Häusern in zehn Städten, darunter Duisburg. Mieter klagen über Schimmel, Müll, kaputte Aufzüge.

Kaputte Lifte, verschimmelte Wände, Sanierungsstau ohne Ende. Wer eine Wohnung von Altro-Mondo etwa Am Hagenshof oder in Neumühl in Duisburg gemietet hat, kann offenbar lange warten, bis Missstände beseitigt werden. Dagegen ist am heutigen Dienstag landesweit das Bau-Ministerium vorgegangen.


Auch in Duisburg wurden zwei Häuser kontrolliert. Weitere Gebäude wurden in Castrop-Rauxel, Dorsten, Dortmund, Hagen, Herne, Kamen, Lemgo, Oerlinghausen und Wuppertal untersucht, wie das Ministerium berichtet.

In Duisburg verwaltet die Altro Mondo GmbH für die Deutsche Grundbesitz AG (DEGAG) 49 Häuser mit 736 Wohneinheiten. Nach Angaben der Stadt sind die meisten Wohnungen inzwischen unbewohnt, darunter ein Hochhaus, dass wegen eines defekten Installationsschachtes seit mehr als zwei Jahren leer steht. Nach Angaben von Stadtsprecherin Susanne Stölting wird ein zweites Hochhaus derzeit leergezogen, angeblich wegen geplanter größerer Umbaumaßnahmen.


Die Wohnungsaufsicht kümmert sich aktuell um 42 laufende Verfahren, etwa wegen Rohrleitungsschäden, defekten Aufzügen, kaputten Klingelanlagen oder Gebäudebeleuchtungen. Es geht auch um fehlenden Wasserdruck, überschwemmte Wege durch mangelnde Kanalreinigung, nicht gesicherte und verwüstete Wohnungen.

Defekte Hauptwasserleitung führte Wasser in den Technikraum

Stölting berichtet, dass die Stadt die Nutzung für das Hochhaus Albert-Einstein-Straße 21 verboten hat, weil „erhebliche Schäden an der Hauptwasserleitung festgestellt wurden, so dass Wasser direkt in den Technikraum gelaufen ist, in dem sich auch die Hauptstromleitung befindet.“ Seit Mitte Juli ist das Gebäude stromlos, die Bewohner konnten bisher nicht in ihre Wohnungen zurück, weil die Auflagen des Bauamtes von Altro Mondo nicht erfüllt worden seien.

Auf der Internetseite wirbt Altro Mondo mit beeindruckenden Fotos und Slogans wie „Einziehen und Wohlfühlen“, „Wünsche leben“. Eine Anfrage unserer Redaktion, wie diese Werbung mit den tatsächlichen Zuständen in den Immobilien zusammen passt, ist seit mehr als acht Wochen unbeantwortet geblieben.

Mieterschutzbund: „Das Geschäft mit der Armut“

Peter Heß vom Mieterschutzbund in Duisburg hat das Geschäftsgebahren von Altro Mondo schon lange auf dem Schirm. Er sagt: „Die machen ein Geschäft mit der Armut.“ Die Strategie des Firmengeflechts sei, abgewirtschaftete Häuser aufzukaufen, die Optik ein bisschen aufzuhübschen und mit dem vermeintlich höheren Wert Bankkredite zu bekommen. Die Mieter seien die Dummen, denn ehemalige Sozialwohnungen würden so schnell zu kompletten Ruinen. Aktiv sei das Unternehmen mit Sitz in Niedersachsen im Norden Deutschlands und in NRW, das System immer gleich: „Günstig kaufen und dann das Maximum rausholen.“

Ein Dilemma sei auch, dass der Anteil der Mieter, die Transferleistungen erhalten, besonders hoch ist. Diese Menschen, so die Erfahrung von Heß, seien oft nicht in der Lage, sich zu wehren, oder sich nur zu beschweren.

Gefährlich werde es auch für Menschen, die bei dem Unternehmen Geld angelegt haben, „die sind irgendwann gekniffen“, glaubt der Anwalt. Denn es gehe nicht um Aktien, sondern um Schuldverschreibungen. Im Falle einer Insolvenz würden zunächst Bankkredite bedient, Schuldverschreibungen würden hinten herüber fallen. Das Geld wäre weg.

Sören Link will Verhalten der Vermieter nicht akzeptieren

Oberbürgermeister Sören Link erklärt: „Jeder hat ein Recht auf vernünftigen Wohnraum. Das Verhalten solcher Vermieter ist nicht zu tolerieren. Ergänzend zu unseren regelmäßigen Task Force Einsätzen haben wir uns daher heute am Aktionstag beteiligt, um das Recht der Mieter auf akzeptable Wohnverhältnisse durchzusetzen.“

Die Stadtverwaltung betont, dass seit 2016 verstärkt alle Missstände verfolgt würden, Druck werde durch Zwangsgeldfestsetzungen und Ersatzvornahmen ausgeübt. Der Wohnungsaufsicht würden allerdings nicht alle Fälle bekannt.

Ministerin beklagt mangelndes Wohlverhalten der Vermieter

Ministerin Ina Scharrenbach erklärt: „Es ist ein verlässliches Zeichen, dass heute gemeindeübergreifend Kontrollen in den Wohnungsbeständen der DEGAG/Altro Mondo stattfinden. Solche Unternehmen belasten massiv das Vertrauensverhältnis zwischen Vermieter und Mieter und schädigen das Gesamtbild der Wohnungswirtschaft. Das wollen wir in Nordrhein-Westfalen nicht.“