Duisburg. Der „Platzhirsch“ läuft 2020 wegen Corona nicht als Festival auf und rund um den Dellplatz in Duisburg. Die Konzerte ziehen in den Kantpark um.

Als Festival kann „Platzhirsch“ in diesem Corona-Jahr nur leise auf und rund um den Dellplatz röhren. Dafür gibt es ein paar Schritte weiter vom 28. bis 30. August auch im Kantpark unter freiem Himmel kostenlos kulturelle Artenvielfalt. Und eigentlich kann jeder auch vom Wohnzimmer aus dabei sein, denn große Teile des Programms werden gestreamt.

„Mit viel Energie und in Zusammenarbeit mit Ordnungsamt und Krisenstab hat es geklappt: Die Freie Kulturszene kann am letzten Augustwochenende ein erfreuliches und Mut machendes Zeichen setzen gegen Resignation und für Fantasie“, so Luise Hoyer vom Platzhirsch-Team. Diesmal muss es eine abgespeckt Ausgabe ohne Besucherströme und Feierstimmung sein. Auf dem Dellplatz gibt es nur einen Info-Stand, einen Workshop-Bereich, Pflastermalkunst und den kleinen „OINK!-Autokinobus“, der diesmal für jeweils zehn Kurzfilmfans aus der Heckklappe heraus Programm macht.

St. Joseph am Dellplatz wird Spielort für den ruhigen Duisburger „Platzhirsch“

Kompositionen des US-Amerikaners Julius Eastman (1940-1990) hat Kai Schumacher bei Moers-Festival eingespielt.
Kompositionen des US-Amerikaners Julius Eastman (1940-1990) hat Kai Schumacher bei Moers-Festival eingespielt. © Le Tigre Noir | Christine Rusniak


Die Kirche St. Joseph wird zum Spielort für die ruhigen, intimen Konzerte, unter anderem mit dem indisch-amerikanische Jazzmusiker Rajesh Metha (Freitag, 19 Uhr), dem Improvisations-Ambient-Projekt Nassau (Freitag, 20.30 Uhr) und dem Duisburger Pianisten Kai Schumacher, der am Samstag um 20.30 Uhr zugleich sein Release-Album vorstellt. Zusammen mit den Pianistinnen Patricia Martin, Mirela Zhulali und Benedikt ter Braak hat Schumacher anlässlich des 80. Geburtstags des Komponisten Julius Eastman seine Stücke „Evil Nigger“ und „Gay Guerilla“ am beim Moers-Festival eingespielt. Eastman rüttelte mit seinen direkten Aussagen arg an.

Im Kantpark und am Lehmbruck-Museum gibt es Konzerte, Tanz und Theater

Auf der Open-Air-Bühne im Kantpark spielen am Freitag die Bands Puzzles um Gitarrist Moritz Bossmann „eine wilde Mischung aus knarzigen Synthesizer-Grooves, psychedelischen Improvisationen und Einflüssen aus traditioneller türkischer Musik“. Später macht Hip-Hopper Sonne Ra „Mula Funk“, wurde er doch als Sohn eines Afrikaners und einer Deutschen in der DDR schon als Kind rassistisch beleidigt. Die Lehrerin fand die Bezeichnung „Mulatte“ passend. Er findet „Mula“ kann jeder benutzen, ob schwarz oder weiß.


[Alle aktuellen Entwicklungen rund um das Coronavirus in Duisburg lesen Sie jeden Abend im Duisburg-Newsletter. Jetzt kostenlos für den Newsletter anmelden.]

Der Samstagnachmittag bietet Kinderprogramm mit der Internationalen Kinderbühne Bahtalo im Skulpturenpark am Lehmbruck-Museum (13.15 Uhr) und dem Theater Tom Teuer mit „Hans im Glück“ (14 Uhr) im Kantpark. Konzerte geben unter anderem die Duisburger Band Kochkraft durch KMA (18.15 Uhr) und das Berliner Noise-und-Pop-Trio Jaguwar.


Tanzen wird am Sonntag die Missed in Action Dance Company von Mia Bilitza. Die wilde musikalische Mischung zum Abschluss besteht aus den Kleinen Egerländern der Duisburger Philharmoniker (17.30 Uhr), der Fabijan Balkan Brass Band (19 Uhr) und Duutop Acoustic aus Tansania mit seinem Programm Kulu Kulu Africa.

Lesungen, Ausstellungen und Workshops


Die Lesungen mit Anja Liedtke („Blumenwiesen und Minenfelder“ – Reiseerzählungen aus Israel), Thomas Frahm („Wunderkiste – Fundstücke aus meiner Lebenskünstlerei“) und Sabine Thomas („Ein alter Schmerz – Rheinhausen Krimi“) finden bei Armin Quester Immobilien an der Friedrich-Wilhelm-Straße 7 einen Platz, die Workshops laufen im Lehmbruck-Museum und in der Globus Gesamtschule. Ausstellungen gibt es in der Galerie „JetztamDellplatz“ (Fotografien des Literaturkurses der Gesamtschule Mitte), im Kirchenkeller von St. Joseph (Martin Gensheimer), im SG1 (Anna Heger) und im Atelierhaus Goldstraße (Willem Boel).

Appell der Veranstalter: An die Bestimmungen halten!

Für alle Veranstaltungen außer für die Kunstausstellungen müssen vorher online Sitzplätze reserviert werden. Ohne Reservierung gibt es am Tag der Veranstaltung keinen Zugang in den weiträumig abgetrennten Bereich. Eine Person kann pro Tag ein Konzert besuchen. Es gibt weder Tages- noch Dreitagestickets, sondern nur Tickets für eine einzelne Veranstaltung.


Auch für Lesungen, Workshops und Kunstausstellungen ist die Besucherzahl begrenzt. Das Platzhirsch-Team hofft, dass alle mitziehen: Abstand halten, Mund-Nasen-Schutz tragen, keine Menschenansammlungen verursachen. „Denn eins ist sicher: Sobald die Hygiene- oder Sicherheitsbestimmungen nicht mehr eingehalten werden, wird das Programm abgebrochen“, so Luise Hoyer. Und denen, die nicht live dabei sein können, liefert das Platzhirsch-Team auf Bestellung kleine Fanboxen nach Hause – „für das Hirsch-Feeling beim Familien-Streaming im Wohnzimmer oder in der Kleingruppe unterwegs“.

>>NOCH HELFER GESUCHT

  • Weitere Informationen zu Programm, Reservierung, Streaming, Bestellboxen und Verhaltensregeln gibt es auf der Homepage: www.platzhirsch-duisburg.de
  • Der Platzhirsch sucht Helfer. Kontaktadresse für Volunteers: hilfe@platzhirschduisburg.de