Duisburg. Am 24. Juli wird zum zwölften Mal an die Opfer der Loveparade in Duisburg gedacht. Am Abend vorher startet die „Nacht der 1000 Lichter“.

Die Loveparade-Katastrophe in Duisburg jährt sich in diesem Jahr zum zwölften Mal. Am 24. Juli 2010 kamen bei der Veranstaltung 21 Menschen ums Leben, mehr als 500 Personen wurden zum Teil schwer verletzt, viele traumatisiert. Am kommenden Sonntag, 24. Juli, bittet die Stiftung „Duisburg 24.07.2010“ zur öffentlichen Gedenkfeier an der Gedenkstätte im Tunnel der Karl-Lehr-Straße. Der Beginn ist um 16.45 Uhr.

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Die Ansprache hält Jürgen Thiesbonenkamp, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung, den musikalischen Rahmen gestaltet die Duisburger Sängerin, Pianistin und Komponistin Anke Johannsen, instrumental begleitet von Jens Otto. Stand jetzt gebe es keine Corona-Auflagen für die Gedenkfeier, teilt die Stiftung mit. „Trotzdem wird auch in diesem Jahr die Gedenkfeier in Zusammenarbeit mit Studio 47 per Live-Stream im Internet übertragen“, heißt es.

„Stiftung und Stadt als Veranstalter unterstreichen damit auch den öffentlichen Charakter des Gedenkens und ermöglichen allen Interessierten in der Stadtgesellschaft und darüber hinaus die virtuelle Teilhabe.“ Der Link für den Live-Stream ist auf der Homepage der Stiftung zu finden: stiftung-duisburg-24-7-2010.de.

„Nacht der 1000 Lichter“ am 23. Juli in Duisburg

Parallel findet in der Innenstadt das Stadtfest statt, die Veranstaltergemeinschaft will aber Rücksicht nehmen. So soll am Sonntag während des Gedenkgottesdienstes von 14.30 bis 15 Uhr und während der Glockenschläge von 16.45 bis 17.15 Uhr die Beschallung komplett eingestellt werden, teilt Bülent Aksen mit.

Teilnehmer, die an diesem Tag Begleitung und Hilfe brauchen, können sich ebenfalls über die Webseite der Stiftung melden. „Die Hinterbliebenen werden während ihres Aufenthalts in Duisburg betreut. Für sie findet in der Salvator-Kirche am frühen Nachmittag eine Andacht statt“, heißt es weiter. Sie werden kurz vor Beginn der Gedenkfeier an der Gedenkstätte eintreffen.

Am Abend zuvor, am 23. Juli, organisiert der Verein „Bürger für Bürger“ wieder die „Nacht der 1000 Lichter“. Beginn ist um 18 Uhr. Die Stadt Duisburg weist daraufhin, dass die Karl-Lehr-Straße in diesem Zusammenhang im Bereich des Tunnels am Samstag von 18 bis 23 Uhr sowie am Sonntag von 14 bis 22 Uhr für den gesamten Kraftfahrzeugverkehr gesperrt werden muss. „Umleitungsempfehlungen über die Düsseldorfer Straße und den Sternbuschweg werden ausgeschildert. Fußgänger und Radfahrer können den Bereich jederzeit passieren“, heißt es bei der Stadt.

Trauer in Duisburg um Sprecher des Stiftungsbeirats

Vor wenigen Wochen verstarb überraschend Manfred Reißaus, Sprecher des Stiftungsbeirates, dessen Tochter Svenja bei der Loveparade ums Leben kam. „Als Gründungsmitglied der Stiftung und jahrelanges aktives Mitglied im Beirat hat er als Sprecher der Angehörigen wichtige Impulse gegeben und war allen Beteiligten ein geschätzter Ideen- und Ratgeber. Jenseits dieser Verdienste war stets spürbar, dass er ein trauernder und leidender Mensch war, der den Verlust seiner Tochter nicht verwunden hat“, teilt die Stiftung mit.

Manfred Reißaus (rechts), Sprecher des Stiftungsbeirates, ist vor wenigen Wochen verstorben. Seine Tochter starb bei der Loveparade-Katastrophe in Duisburg. Hier im Foto beim Prozessauftakt 2017 in Düsseldorf.
Manfred Reißaus (rechts), Sprecher des Stiftungsbeirates, ist vor wenigen Wochen verstorben. Seine Tochter starb bei der Loveparade-Katastrophe in Duisburg. Hier im Foto beim Prozessauftakt 2017 in Düsseldorf. © Funke Foto Services | Lars Heidrich

Die Mitglieder hätten Reißaus als jemanden kennen- und schätzen gelernt, der für Gerechtigkeit kämpfe und die Übernahme von Verantwortung für die Katastrophe einfordere. „In zahlreichen Interviews mit den Medien hat er dies immer wieder deutlich gemacht und kein Blatt vor den Mund genommen. Mit seinem Engagement für die gemeinsamen Interessen der Angehörigen z.B. bei der Gestaltung der Gedenkstätte und der Jahrestage, aber auch mit seinem beharrlichen Eintreten für die Aufklärung und strafrechtliche Aufarbeitung des Loveparade-Unglücks hat er Spuren hinterlassen.“

Opfer der Loveparade-Katastrophe: Corona schränkt Therapiemaßnahmen ein

Auch während der vergangenen zwölf Monate registrierte die Stiftung viele Anfragen von Betroffenen mit der Bitte um Hilfe. Therapiemaßnahmen waren aufgrund der Corona-Pandemie aber nur sehr begrenzt möglich.

Außerdem berichtet die Stiftung über die juristische Expertenkommission, die der Landtag 2020 eingesetzt hatte und die Vorschläge für eine verbesserte strafrechtliche Aufklärung und Aufarbeitung komplexer Unglücksereignisse wie der Loveparade-Katastrophe erarbeiten sollte. „Dabei ging es auch darum, wie in einem solchen Strafprozess Opferbelange besser wahrgenommen werden können. In diesem Kontext wurde auch die Stiftung befragt“, heißt es. Am Ende stand ein 20-Punkte-Vorschlag, wann und in welchem Umfang die Vorschläge umgesetzt werden, sei jedoch noch unklar. „Die Stiftung wird das Thema weiterverfolgen.“