Duisburg. Die Stadt Duisburg solle sich mit den Moschee-Gemeinden über den Muezzin-Ruf einigen, beantragt die Fraktion DAL im Rat. Das sind die Ziele.
Darf der Muezzin von den Minaretten der islamischen Gemeinden in Duisburg künftig die Gläubigen zum Gebet rufen? Die Fraktion DAL/Tierschutz beantragt im Stadtrat (Donnerstag, ab 15 Uhr, Mercatorhalle), dass die Verwaltung darüber eine Vereinbarung mit den Moscheegemeinden und den Anwohnern treffen soll.
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„Nach über 60 Jahren sollte es selbstverständlich sein, dass Moscheegemeinden genauso wie christliche Kirchen und jüdische Gemeinden ihren Glauben hier ohne unnötige Einschränkungen im Rahmen der bestehenden Rechtsordnung sichtbar öffentlich leben können. Dazu gehört auch die Möglichkeit, die Gläubigen zum Gebet rufen zu können“, begründet die DAL ihren Antrag. „Leider wird aber gerade bei Moscheegemeinden nicht selten der Eindruck erweckt, der Gebetsruf wäre nicht erlaubt und müsste als solcher genehmigt werden. Dabei geht es um das Grundrecht der freien Religionsausübung“, so Ratsherr Ayhan Yildirim (DAL).
DAL: Einvernehmliche Lösung für Uhrzeit und Lautstärke
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Mit den Duisburger Moscheegemeinden sei der Antrag nicht abgestimmt, so Yildirim. Er höre zwar den „vereinzelten Wunsch“ nach dem Gebetsruf, der DAL gehe es aber darum, als Bindeglied zwischen den Duisburger Muslimen, der Verwaltung und den Anwohnern eine Regelung dieser Frage zu erreichen. Yildirim: „Um unnötige Konflikte zu vermeiden, schlagen wir gerade in Bezug auf die Freitagsgebete eine einvernehmliche Lösung vor, um Details wie die Lautstärke und Anzahl der zum Gebetsruf verwendeten Lautsprecher zu regeln.“
Merkez-Moschee: Vorstand der Ditib-Gemeinde plant keinen Antrag zum Gebetsruf
Keinen aktuellen Regelungsbedarf sieht die Ditib-Gemeinde in Duisburgs größtem islamischen Gotteshaus, der Merkez-Moschee an der Warbruckstraße in Marxloh. „Natürlich gibt es den grundsätzlichen Wunsch, zum Gebet zu rufen“, sagt Hülya Altun vom Gemeindevorstand, „aber wir haben das nicht beantragt und planen das auch derzeit nicht.“
Mit Interesse verfolge man allerdings die Entwicklung in Köln, wo der Gebetsruf nun erlaubt wurde. Altun weist darauf hin, dass der Gebetsruf neben Marxloh auch in Beeck und Hüttenheim möglich wäre – nur diese drei Moscheen verfügen über ein Minarett.
Stadt: Genehmigung erfolgt nach Immissionsschutz-Gesetz
„Momentan liegen uns keine Anträge der muslimischen Gemeinden vor, die eine Genehmigung für den Gebetsruf wünschen“, teilt Stadtsprecher Malte Werning auf Anfrage mit.
Konkrete Regelungen dazu gebe es bislang in Duisburg nicht. „Es müsste eine Einzelfallentscheidung unter Berücksichtigung der gesetzlichen Vorgaben des Immissionsschutz-Gesetzes NRW getroffen werden, vor allem in Hinblick auf eine mögliche Störung der Nachtruhe“, so Werning.
Ertönt ist der Gebetsruf zuletzt im März vergangenen Jahres, täglich gemeinsam mit dem Glockengeläut der Kirchen. Während des ersten Lockdowns in der Corona-Pandemie hatten sich die Kirchen im Duisburger Norden und die Ditib-Moschee für die Zeit der Schließung ihrer Gebetsräume auf eine zeitlich begrenzte, gemeinsame Aktion verständigt.
>> KÖLN: RUF ZUM FREITAGSGEBET ZWISCHEN 12 UND 15 UHR
- Auf Antrag der Türkisch Islamischen Union Ditib hat die Stadt Köln den Gebetsruf von der Zentralmoschee zum mittäglichen Freitagsgebet unter Auflagen genehmigt.
- In einem vorerst zweijährigen Projekt, das im Oktober startete, darf der Gebetsruf freitags zwischen 12 und 15 Uhr für eine Dauer von maximal fünf Minuten mit begrenzter Lautstärke erfolgen. Die Gemeinden müssen einen Ansprechpartner für Fragen und Beschwerden aus der Nachbarschaft benennen.
- „Ich freue mich, dass wir mit diesem Modellprojekt den berechtigten religiösen Interessen der vielen Muslime in unserer weltoffenen Stadt Rechnung tragen“, sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos).