Duisburg-Hochfeld. In der Sedanstraße und im Immendal in Duisburg-Hochfeld wird gebaut – gleichzeitig. Einige Anwohner schränkt das in ihrem Alltag ein.

Eine Doppelbaustelle erzürnt Stefanie Weykam, die in der Straße „Immendal“ in Hochfeld wohnt. Die Stadt baut hier eine Kita, und baut gleichzeitig in der Sedanstraße. Die Zufahrt dafür verläuft durch den Grünen Ring. Eine Fehlplanung, findet die Anwohnerin.

In der Sedanstraße wird derzeit ein verkehrsberuhigter Bereich angelegt, und zwar vor dem Jugendzentrum „Blaues Haus“. Dieses befindet sich gegenüber der Einmündung der Straße „Immendal“. Auch hier sind Bagger und Lkw unterwegs, weil rund 150 Meter entfernt die städtische Kita umgebaut wird. „Die Baustellen wurden fast gleichzeitig eingerichtet und haben für eine vertrackte Gemengelage gesorgt“, sagt Stefanie Weykam.

Grüner Ring bei gutem Wetter gut besucht – jetzt rollen Lkw hindurch

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Denn die Baustellenzufahrt zur Kita soll über den dahinter liegenden Grünen Ring verlaufen. Auch der Zugang zum Spiel- und Bolzplatz wird gesperrt. „Dadurch wird der Mangel an Spielflächen nochmals verschärft.“ Von diesem Problem seien viele Menschen betroffen. Denn bei gutem Wetter werde der Bolzplatz ab mittags bis zum Abend genutzt. „Auch die Parkbänke sind immer gut besucht, hauptsächlich von Müttern mit Kindern aus der Nachbarschaft.“

Die Internationale Initiative Hochfeld und der Stadtteiltreff des Jugendamtes würden ebenfalls eingeschränkt, weiß Weykam nach Gesprächen aus der Nachbarschaft. Auch diese nutzen den Bolzplatz und den dazugehörigen Wiesenrand regelmäßig. Gerade zu Corona-Zeiten seien Angebote im Freien eine willkommene Alternative. Platz dafür biete die Grünfläche an der Sedanstraße.

Weykam glaubt zudem, dass der Autoverkehr rund um ihre Straße wieder zunehmen wird. „Der Durchgang der Walzenstraße zu Siemens betrifft letztendlich auch die Mitarbeitenden, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu den Haltestellen Platanenhof oder Brückenplatz kommen. Sie werden in den nächsten Monaten einen großen Umweg in Kauf nehmen müssen. Oder sie fahren eben wieder mit dem Auto.“

Grund für Doppelbaustelle ist die Einhaltung von Fristen für Fördergelder

Weykam favorisiert eine Zufahrt durch den Grünen Ring von Süden her. „Von der Rudolf-Schock-Straße kommend, wäre die Baustraße um etwa zwei Drittel kürzer. Auch die Wirtschaftsbetriebe nutzen diesen Weg. Für breitere Baufahrzeuge müsste lediglich ein Stein verrückt werden“, sagt sie.

Anwohner in Hochfeld fühlen sich durch die Baustellen besonders in ihrer Freizeit behindert.
Anwohner in Hochfeld fühlen sich durch die Baustellen besonders in ihrer Freizeit behindert. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Die Anfahrt über Immendal sei ebenfalls geeignet, da die Bauarbeiten an der Ecke Sedanstraße/Immendal bald beendet würden. „Wieso fällt die Entscheidung dann auf die aufwendigste und teuerste Variante mit den meisten Einschränkungen, wenn es doch bessere, weniger invasive Alternativen gibt?“, fragt sie.

Grund für die gleichzeitige Abwicklung der Baustellen, so hat sie in Erfahrung gebracht, sei die termingebundene Verwendung von Fördergeldern. „Die würden verfallen, wenn sie nicht in Anspruch genommen werden. Bei beiden Baustellen drücken also nach Jahren des Nichtstuns der Zeitplan“, resümiert sie.

Weykam: „Lebensqualität geht den Menschen in Hochfeld verloren.“

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Für etwa acht Monate, befürchtet Weykam, könne der Weg durch die Grünanlage nicht genutzt werden. „Er wird zwar nicht gesperrt, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Spaziergänger auf dem schmalen Weg den Baufahrzeugen ausweichen sollen. Die Leidtragenden dieser Fehlplanung sind die Hochfelderinnen und Hochfelder.“

Sebastian Hiedels, Sprecher der Duisburger Stadtverwaltung, bestätigt auf Anfrage, dass die Förderung von Projekten mit der Einhaltung von vorgegebenen Zeiträumen verbunden ist, in denen diese durchgeführt werden müssen. Die Gelder stammten aus Mitteln von EU, Bund und Land und müssten bis zum Dezember kommenden Jahres ausgegeben werden.

Beim Neubau der Kita sei der Förderbescheid im September 2019 eingegangen, die Bewilligung des Bauantrags folgte rund zwölf Monate später. Bis Ende 2022 soll der Neubau fertig sein und 1,3 Millionen Euro kosten. Der Ausbau der Sedanstraße sei finanziell seit Juni 2020 gesichert, 420.000 Euro stehen hier zubuche.

Zeitfenster zu klein, um Baustellen nacheinander einzurichten

„Beide Maßnahmen wurden sofort nach Bewilligung soweit konkretisiert, dass 2020/2021 die öffentlichen Ausschreibungen erfolgen und die Umsetzung begonnen werden konnten.“ Wegen des kleinen Zeitfensters sei es unvermeidbar gewesen, beide Baustellen gleichzeitig einzurichten.

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Die Zufahrt zur Kita für Bagger und Lkw sei in der Grünanlage angelegt worden, um die Verkehrsteilnehmer im Immendal nicht zu gefährden. „Sicherheit und Schutz haben im Zusammenhang mit der anliegenden Kita absolute Priorität.“ Vorübergehende Beeinträchtigungen seien leider nicht zu vermeiden, da insbesondere die Kinder gefährdet seien, würden gleichzeitig Baustellenfahrzeuge im Immendal unterwegs sein.

Diese Straße bleibe Fußgängern erhalten. „Zudem ist angedacht, die Wiesenfläche im Kreuzungsbereich Immendal und Walzenstraße zu mähen und so als temporäre Spiel- und Bolzmöglichkeit für die Kinder nutzbar zu machen. Der eigentliche Bolzplatz steht den Kindern je nach Baufortschritt voraussichtlich ab kommendem April wieder zur Verfügung“, so der Sprecher.

Grüner Ring soll bis Ende 2024 aufgewertet werden

Etwas Hoffnung auf Besserung der Lage macht Hiedels: „Die Arbeiten auf der Sedanstraße werden voraussichtlich bis Ende 2021 fertiggestellt“, sagt er. Als Teil des Integrierten Handlungskonzepts Hochfeld (ISEK) werde anschließend auch der Weg durch die Grünanlage aufgewertet. „An der Walzenstraße entsteht ein neuer Kleinkinderspielplatz, und die Aufenthaltsqualität des Grünbereichs wird erhöht. Zudem wird eine Fuß- und Radwegebrücke über die Heerstraße errichtet, so dass der weitere Verlauf des Wegs barrierefrei nutzbar wird.“ Dies solle spätestens bis Ende 2024 geschehen und 3,6 Millionen Euro kosten.