Duisburg. Am Sonntag endet die Zeit von Birgit Brügge als Pfarrerin in Obermarxloh. Wie sie 38 Amtsjahre erlebt hat und wie sie ihren Ruhestand plant.
Die Wohnung von Birgit Brügge liegt mitten im Gemeindekomplex mit Lutherkirche und Familienzentrum. Über wenig Gesellschaft kann sich die Pfarrerin der Evangelischen Bonhoeffergemeinde Marxloh-Obermarxloh also nicht beklagen. Schon morgens früh, wenn sie sich zu einer Beerdigung aufmacht, stehen die Kitakinder am Zaun und merken kritisch an: „Du bist aber heute hässlich angezogen. Ganz in schwarz, wo gehst du hin?“ Am Sonntag hat Brügge ihren letzten Arbeitstag.
38 Jahre hat sie in Duisburg verbracht, die meisten davon in der Gemeinde Obermarxloh. Als sie damals anfing, kam Brügge mit anderen jungen Kollegen und Kolleginnen mitten in einen Generationenwechsel. „Der Kirchenkreis war personell richtig ausgetrocknet, wir sind damals mit acht Leuten hergekommen“, erinnert sie sich.
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Pfarrerin Birgit Brügge: Als Kölnerin nach Duisburg
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Aussuchen konnten sich die jungen Theologinnen und Theologen ihre neuen Wirkungsstätten nicht. „Stadt oder Land, das durften wir bei der Landeskirche angeben. Aber man wurde dahin geschickt, wo Leute gebraucht wurden.“
Brügge kannte Duisburg aus einem Praktikum und dachte, das könnte passen. „Als Kölnerin kam mir die offene und direkte Art der Duisburger entgegen und ich hatte tatsächlich nie Grund, die Entscheidung für diesen Beruf und diese Stadt zu bereuen.“
Dazu trug bei, dass man im Gemeindeteam zu einer guten Aufgabenteilung fand. Brügge, die immer gerne mit Kindern gearbeitet hat, konnte sich auf dem Gebiet weit über ihre Gemeinde hinaus im Kirchenkreis und in der Landeskirche engagieren. „Auf die Art habe ich oft neue Impulse und neue Lieder mit in die Gemeinde gebracht“, erzählt sie. „Man läuft ja Gefahr, sich selbst und andere zu langweilen, wenn man nicht für neue Anregungen sorgt.“
Umbauten brachten neuen Schwung ins Gemeindeleben
Sie traf in der Gemeinde auf Menschen, die nicht nur Tatkraft von ihr erwarteten, sondern auch selber bereit waren, ihre Kräfte einzusetzen und mitzugestalten. Gemeinsam schafften sie schwierige Projekte, wie die Gemeindefusion zwischen Marxloh und Obermarxloh, mit neuen Schwerpunkten und großen Umbauten im Obermarxloher Gemeindezentrum. „Ich hätte das vorher nicht für möglich gehalten, wie so eine bauliche Veränderung neuen Schwung in das Gemeindeleben bringen kann“, hat Brügge festgestellt.
Der offizielle Abschiedsgottesdienst fand schon am 15. Mai statt. Am kommenden Sonntag wird Birgit Brügge aber noch in einem weiteren Gottesdienst den Jahrgang der Schulanfänger feierlich aus der Kita verabschieden – ihr letzter Arbeitstag und gleichzeitig ihre letzte Amtshandlung.
Zwar geht auch sie nicht so ganz, und wird voraussichtlich noch bis Ende 2023 in ihrer Dienstwohnung bleiben. „Aber ich werde allen Anfragen widerstehen, ob ich hier noch eine Taufe mache oder eine Hochzeit.“ Birgit Brügge findet: „Das sollte man den Nachfolgern nicht antun, sich immer noch in alles einzumischen“.
>>VIELE VERÄNDERUNGEN IN HAMBORNER GEMEINDE
• Wie es in der Gemeinde weitergeht, steht noch nicht fest. Im nächsten Jahr wird auch Pfarrer Lauer von der Marxloher Kreuzeskirche in den Ruhestand gehen. Danach ist nur noch Pfarrerin Humbert übrig. Spätestens dann muss sich geklärt haben, wie viele Pfarrstellen es künftig für die etwa 5500 Christen der Bonhoeffergemeinde geben kann.
• Birgit Brügge freut sich, dass sie sich schrittweise an ihren Ruhestand gewöhnen kann. Später zieht sie dann nicht allzu weit weg, in die Dinslakener Innenstadt.