Duisburg. Eine Sportanlage in Neumühl trägt den Namen der Stadtteil-Ikone Heinrich Hamacher. Ein Verein will sie umbenennen – das sorgt für Streit.
Es ist ein gutes Geschäft: Viele Vereine im Profisport trennen sich von den traditionsbehafteten Namen ihrer Sportstätten, benennen sie stattdessen nach Sponsoren. Was in der Fußball-Bundesliga funktioniert, ist auch im Amateurbereich zunehmend gefragt. In Neumühl sorgt das jetzt für eine hitzige Diskussion: Der SV Genc Osman will den Heinrich-Hamacher-Sportpark umbenennen, viele Neumühler sind dagegen.
Heinrich Hamacher gilt als eine Ikone des Stadtteils. Der SPD-Politiker und frühere Bergmann war ab 1969 Ratsherr, später Bezirksvorsteher – heute würde man Bezirksbürgermeister sagen. Unter anderem setzte sich Hamacher sehr für den Erhalt der Zechenhäuser in der Bergmannsiedlung ein. 1986 starb der beliebte Mann im Alter von 69 Jahren.
Genc Osman: Pachtvertrag mit der Stadt Duisburg gilt bis 2043
Ihm an der Oberhauser Allee ein Andenken zu schaffen, entsprang damals der Initiative des TuS Hamborn-Neumühl, der damals noch dort spielte und dem Heinrich Hamacher stets freundschaftlich verbunden war. Heute spielt der TuS nicht mehr auf der städtischen Anlage, sondern Genc Osman. Der Verein hat einen langfristigen Pachtvertrag mit der Stadt Duisburg abgeschlossen, mit einer Gültigkeit bis 2043.
Auf diese Weise hat die Stadt Duisburg seit 1988 insgesamt 39 Sportanlagen zur eigenverantwortlichen Nutzung an Sportvereine übergeben. Zu den wesentlichen Inhalten der Verträge gehört, dass die Vereine das alleinige Belegungsrecht haben und Einnahmen erzielen können.
Vor diesem Hintergrund würde Genc Osman nun gerne auch das Namensrecht ausüben, und den Heinrich-Hamacher-Sportpark nach einem Sponsor benennen. Dabei handelt es sich um die Firma Derewa aus Ratingen, ein Unternehmen für Brand- und Wasserschadensanierung. Der Hamborner Landesligist gilt als einer der ambitioniertesten Fußballvereine im Duisburger Norden, will sich so weiteren finanziellen Spielraum schaffen.
Kompromisslösung soll Andenken an Heinrich Hamacher wahren
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„Es wäre ein Unding, uns dieses Andenken wegzunehmen“, empört sich jedoch der Neumühler Ratsherr Karlheinz Hagenbuck (SGU), der mit Heinrich Hamacher selbst befreundet war. Und Hagenbuck spricht gerade älteren Neumühlerinnen und Neumühlern aus der Seele, das zeigen die bisherigen Reaktionen auf die Namenspläne.
Die Entscheidung, wie die städtische Anlage künftig heißen soll, obliegt der Hamborner Bezirksvertretung. Dort hielt Hagenbuck ein flammendes Plädoyer; so wolle er nicht, dass dieses Modell dann Vorbild für andere Vereine wird. „Sponsoring betreiben alle, mit Schildern am Zaun zum Beispiel. Aber auf die Idee, eine ganze Anlage umzubenennen, würden wir bei Hertha Hamborn nie kommen“, sagt Hagenbuck, der sich beim Lokalrivalen Hertha engagiert. „Die Firma kennt keiner in Neumühl“, fehlt ihm zudem der lokale Bezug des Sponsors.
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Die Mehrheit der Bezirksvertreter will Genc Osman helfen, und gleichzeitig den Frieden im Stadtteil wahren. „Es ist durchaus normal, dass sich Vereine auf diese Weise Gelder suchen“, sagt etwa Christopher Hagenacker (SPD). Er verweist auf Beispiele im Profisport, wo Stadien umbenannt wurden, Fans aber weiterhin die alten Namen benutzen. „Das Wedaustadion heißt im Herzen auch immer noch Wedaustadion“, so Hagenacker. Dem Fraktionsvorsitzenden schwebt ein Kompromiss vor: „Wie wäre es mit ‘Sportanlage Derewa im Heinrich-Hamacher-Sportpark’?“
Die Bezirksvertreter haben deshalb ihre Entscheidung noch einmal vertagt. Bis zur nächsten Sitzung, nach den Sommerferien, wollen sie in dieser Angelegenheit weiter beraten, und das Gespräch mit den Beteiligten suchen. (mit rt)
>>HAMBORN 07 HAT ANLAGE NACH SPONSOR BENANNT
• Schon andere Vereine im Duisburger Norden haben ihre Sportanlagen nach Sponsoren benannt.
• So spielt zum Beispiel Hamborn 07 im „VT Ripkens Sportpark“ , benannt nach einer Firma aus Meiderich.