Duisburg-Neumühl. Um Zuschüsse zu erhalten, müssen Sportvereine einen Eigenanteil aufbringen. Für kleine Clubs kaum machbar – doch das soll sich jetzt ändern.

Die Sportanlage von Hertha Hamborn wirkt wie von gestern. Ein Vereinsheim aus rotem Klinker, ein Ascheplatz – wie in den 90er Jahren oder noch weiter zurück. Die Zeit ist hier stehen geblieben, würden Fußballromantiker sagen. Doch so ganz stimmt das nicht: Auf der Tribüne wuchert Moos, Sitzschalen brechen ab, die Kabinen sind in dürftigem Zustand – die Jahrzehnte haben an der Anlage deutliche Spuren hinterlassen. Ein großer Nachteil im Wettbewerb mit anderen Vereinen, klagen die Verantwortlichen in Neumühl.


„Wir könnten viel mehr Mitglieder im Verein haben, vor allem Kinder“, sagt Reiner Pohl, Trainer der D-Jugend der Hertha. Das Fehlen eines Kunstrasenplatzes sei schon ein großer Standortnachteil. „Aber spätestens, wenn Eltern einen Blick in die Kabinen und Duschen werfen, nehmen viele ihre Kinder wieder mit.“

Ausschussmitglieder von Duisburg Sport wollen Vereinen helfen

Geld für Sanierungen oder gar einen neuen Platz ist nicht da. Es reicht auch nicht für den Eigenanteil, der nötig wäre, um städtische Gelder aus dem Bezirksetat zu erhalten. Denn wenn Vereine solche Investitionszuschüsse bekommen wollen, müssen sie mindestens 50 Prozent der Kosten selbst tragen. Die Folge: 16 auf diese Weise geförderte Investitionen im Bezirk Hamborn verteilen sich auf gerade einmal fünf Sportvereine.

Am Vereinsheim von Hertha Hamborn scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.
Am Vereinsheim von Hertha Hamborn scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka


Die Situation der Hertha steht exemplarisch für die kleineren Clubs in Hamborn und im Rest der Stadt – sagt Hans-Werner Schwarz, Bezirksvertreter und für die HSV-Fraktion Mitglied im Betriebsausschuss von Duisburg Sport. „Für die größeren Vereine, Genc Osman zum Beispiel, ist es kein Problem, den benötigten Eigenanteil aufzubringen. So profitieren sie allein von den Fördergeldern und ziehen den kleinen Vereinen weiter davon“, sagt Schwarz.

Die HSV-Fraktion will deshalb prüfen lassen, in welcher Form finanzschwache Sportvereine bei der Erbringung des Eigenanteils unterstützt werden können – etwa durch Stundung auf mehrere Jahre. Ein entsprechender Antrag liegt dem Betriebsausschuss der Stadttochter Duisburg Sport vor. In der nächsten Sitzung am 19. März wird abgestimmt.

Sport als Integrationshelfer im Duisburger Norden

Bei der Vereinsführung von Hertha Hamborn ist die Wunschliste lang. „Priorität hätte sicher ein Kunstrasenplatz“, sagt der Vorsitzende Christian Birken. Aber auch das Flutlicht müsse dringend modernisiert werden: „Die Stromkosten fressen uns auf.“ Und natürlich die Kabinen samt sanitärer Einrichtungen, die sich im Verfall befinden. Diese Probleme anzugehen, sei derzeit utopisch: „Für uns ist es schon ein Kraftakt, einen kaputten Kühlschrank zu ersetzen“, sagt Birken.


Jugendtrainer Pohl betont die Bedeutung des Fußballs gerade für Heranwachsende. Insbesondere solchen Kindern, bei denen es leistungsmäßig nicht für die größeren Vereine reicht, könne die Hertha ein sportliches Zuhause bieten, einhergehend mit Gemeinschaftsgefühl und Erfolgserlebnissen. „Wenn sie wegen der Zustände hier dann gar nicht Fußball spielen, hängen sie auf der Straße rum“, sagt Pohl.

Immerhin: Nach vielen Querelen im Verein und dem Rückzug mehrerer Mannschaften trainieren im Jugendbereich der Hertha wieder drei Teams. Das freut nicht nur Birken und Jugendleiter Frank Varga, sondern auch den Hamborner Politiker Schwarz: „Sport kann einen großen Beitrag zur Integration leisten, insbesondere in einer Gegend wie dem Duisburger Norden.“