Duisburg.. „Mehr als Kohle“ bündelt Geschichte(n) rund um den Bergbau. 1100 Exponate erinnern in der Bergbausammlung Rheinhausen an die Arbeit unter Tage.
„Glück auf“ grüßt eine schwarze Lore am Eingang der Bergbausammlung die Besucher. In Rheinhausen auf „Diergardt“ endete das Zeitalter der Kohle bereits im Jahr 1967, nachdem in Hochemmerich rund 30,6 Millionen Tonnen Kohlen gefördert worden waren. Mevissen und Rumeln machten 1973 dicht.
In den 50er Jahren waren in der Spitze 5800 Bergleute bei der Zeche Diergardt-Mevissen beschäftigt. Heute steht auf dem Gelände beispielsweise ein Schnellrestaurant und ein Einkaufszentrum. Doch die ehemaligen Kumpel halten die Erinnerung an den Bergbau seit 1983 lebendig.
Es war ein gewisser Herr Kochanek der Firma Götzen, die sich später auf dem Diergardt-Gelände ansiedelte, der die Idee hatte, an die frühere wirtschaftliche Nutzung zu erinnern.
Beim „Arschleder“ ist das Gekicher groß
Derzeit, im Jahr des endgültigen Kohleabschieds, ist das Interesse an der Sammlung größer als je zuvor. Regelmäßig führen neun ehemalige Bergleute durch die Ausstellung. Schulklassen, Seniorengruppen und auch Studenten kommen vorbei. Die meisten interessieren sich nicht nur für die Geschichte, sondern auch die Geschichten, die die Kumpel unter Tage erlebt haben. Dabei kann es emotional werden. „Jetzt wird einem bewusst, dass der Bergbau endgültig Geschichte ist“, sagt Wilfried Brücksken, Vorsitzender des Betreibervereins.
Rund 1100 Exponate haben die Ehrenamtlichen zusammengetragen. Viele wurden gestiftet von anderen Ehemaligen. In der Sammlung finden sich alte Bilder, Grubenlampen, Steigerstöcke, Kohlehobel, Helme oder alte Dienstkleidung. Der Stolz der Museumsbetreiber sind aber die Modelle von Heinz Cording. Der inzwischen verstorbene Bergmann hat den Schacht Diergardt I im Maßstab 1:30 in mühevoller Kleinarbeit nachgebaut.
Diese Geschichte gibt's hier als Multimedia-Reportage
Ein Korb, der die Arbeiter unter Tage brachte, fährt auf und ab, genau so wie früher. Zu sehen ist auch die Schräglage, die die Arbeit unter Tage schwierig machte. „Da war nur Handkohle möglich.“ Heißt: Die Deckenhöhe war niedrig, strecken während der Schicht beinahe unmöglich. Stundenlang hämmerte der Bergmann mit schwerem Gerät gegen die Wände und baute die Kohle ab. Das Flöz Mausegatt hatte eine Höhe von 60 Zentimeter. Da waren die anderen Strebe mit 79 Zentimern fast eine Wohltat.
Ein paar Meter weiter rattern Miniatur-Förderbänder durch einen Streb. Sie transportieren diesmal Klümpkes statt Kohle. „Das ist ein Spaß für die Kinder, die zu Besuch kommen“, weiß Brücksken. Und wenn der ehemalige Reviersteiger vom „Arschleder“ berichtet, ist das Gekicher groß: „Es heißt nun mal Arschleder und nicht Popo-Leder.“ Manchmal machen die Mitglieder mit den Schülern eine kleine Aufsatz-Übung, dann ist das Arschleder oft Thema.
Geschichte(n) vom Grubenpferd
Aber Brücksken hat noch viele andere Anekdoten parat. Zum Beispiel die von den Grubenpferden, die unter Tage zum Einsatz gekommen sind. Schlau seien die gewesen. „Die konnten zählen. Wenn man die Loren hintereinander spannte, hat es geklackt. Acht haben sie ohne Probleme gezogen.
Aber natürlich hat man auch mal versucht, sie zu überlisten und mehr hintereinander zu spannen. Doch dann haben sich die Pferde partout nicht in Bewegung gesetzt.“ 1951 starben dann ein Bergmann und eines der Tiere unter Tage. Danach wurden in Duisburg nie wieder Grubenpferde eingesetzt. „Das letzte Pony im Ruhrgebiet ging 1966 außer Dienst. Es hieß Tobias.“
Der Heinz-Cording-Raum ist der einzige in der Bergbausammlung, der einen Namen trägt. „Heinz hat sich schon zu Lebzeiten sein Denkmal gesetzt“, sagt Wolfgang Ebel ehrfürchtig. Der Zusammenhalt unter den Ehrenamtlichen ist groß. „Man musste sich ja unter Tage aufeinander verlassen können.“
Nicht nur das: In der Waschkaue haben sie sich auch gegenseitig die Rücken sauber geschrubbt, ganz gleich, wo die Kumpel herkamen. Neben einem Bild hängt ein Schild auf Türkisch. Unter Tage war es schon immer international. Die Wirtschaft florierte. Brücksken: „Kohle war das Blut der Wirtschaft. Was wir zu Tage förderten, wurde uns aus der Hand gerissen.“
>>> INFO: Immer donnerstags geöffnet
- Die Bergbausammlung (Auf dem Berg 9) hat jeden Donnerstag von 9 Uhr bis 16 Uhr geöffnet, außer an Feiertagen. Außerdem an jedem 1. Sonntag im Monat von 14 bis 16 Uhr, außer an Feiertagen. Der Eintritt ist frei.
- Gruppen werden gebeten, sich anzumelden. Unter der E-Mail-Adresse fuehrungen@bergbausammlung.de können auch Termine außerhalb der Öffnungszeiten vereinbart werden. Weitere Infos unter 02065/62959.