Rüstige reifere Herren haben die Rheinhauser Bergbausammlung zu einem sehenswerten kleinen Museum gemacht.In einer früheren Begegnungsstätte in Bergheim sind die 800 Exponate zu sehen

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© A.Mangen / waz

WAZ-SERIE SCHICHT AM SCHACHT (4) 1967 wurde "Diergardt" stillgelegt, sechs Jahre später "Mevissen" - im Duisburger Westen war die Zeit des Bergbaus beendet. Dass die Bergbaugeschichte weiterlebt, ist das Verdienst der Rheinhauser Bergbausammlung, die inzwischen ein sehenswertes kleines Museum geworden ist.

Der Mann für die dortigen Blickfänge ist Heinz Cording. Als Bergmann hat er auf "Franz Ott" (Neuenkamp), "Diergardt" (Rheinhausen), "Rumeln" und "Rossenray" (Kamp-Lintfort) Kohle abgebaut, jetzt baut er ganze Zechen oder Teile davon - detailgetreu und maßstäblich verkleinert in seiner Werkstatt.

Eine Schachtanlage mit dem Auf und Ab der Förderkörbe, mit dem Grubenpferd auf der älteren 1. Sohle, der Grubenlok auf der neueren 3. Sohle, sind zu bewundern. Und ein funktionsfähiger Kohlenhobel samt Bandstraße, die beim Besuch von Schulklassen Bonbons fördert. Ein Schrägausbau-Modell macht die Arbeit auf "Diergardt" anschaulich, und gestern kam ein neues Modell ins Museum: das Abteufen eines Blindschachtes. Wie lange arbeitet man an so einem Modell? "Oh Mann, fragen Sie nicht", sagt Cording. Und weiß es dennoch ganz genau: 885 Stunden am Blindschacht, 580 Stunden am Kohlenhobel, zwei Jahre am Schacht samt Förderturm.

So weit die Modelle, nun die Originale. Und davon gibt es reichlich. So gut wie nichts wurde gekauft, sagt der langjährige Vorsitzende des Vereins, Joachim Schulze, das meiste brachten frühere Bergleute vorbei oder ihre Angehörigen.

Und alles kann Ex-Reviersteiger Wilfried Brücksken oder einer seiner Kollegen mit geballter praktischer Erfahrung erklären: Wie es sich in einem nur 50 Zentimeter hohen Streb arbeitet, warum das Grubenpferd auf einem der vielen historischen Fotos einen Helm trägt, wieso das Wohnheim für den Zechen-Nachwuchs "Bullenkloster" hieß, weshalb die Klamotten der Kumpel mal in der Schwarzkaue, mal in der Weißkaue hingen.

Grubenlampen füllen ganze Vitrinen, wie die vielfältigen Messgeräte illustrieren sie den technischen Fortschritt tief unter Duisburgs Erde. In der Kohle gefundene Versteinerungen sind die wohl ältesten Exponate, Elektronik für den Untertage-Betrieb die modernsten. Werkzeuge sind zu bestaunen, aber auch Alltägliches: der Doppelhenkelmann fürs warme Essen, die Fettmarken als Schwerarbeiterzulagen für die Nachkriegsbergleute, das Foto vom Kübel vor Ort (schließlich lag das nächste WC einige hundert Meter höher).

Prächtige Uniformen selbstbewusster Knappen sind zu bestaunen, Rettungsgerät, Hauerurkunden, ein für den Laien etwas skurril wirkendes Grubenfahrrad, Sprengmaterial, Werbeplakat für den einst umworbenen Berg-Nachwuchs: Zigaretten und Branntwein zum Vorzugspreis wurden geboten - und das Flicken der Unterwäsche!

Und natürlich hängt auch ein "Arschleder" in der Vitrine, wie es über ewige Zeiten den Bergmann und seine Kleidung schützte. Und dann die Sache mit dem Mutterklötzchen! Wie gut, dass Brücksken dabei ist, und genau erläutert, mit wie viel Liebe die Kumpel unter Tage Abfall-Holz zu Anmach-Holz verarbeiteten, damit die Mutter daheim etwas zum Einheizen hatte.

182 Mitglieder hat der Verein, neun kümmern sich aktiv um die Sammlung. 13 Euro kostet der Jahresbeitrag, der Eintritt in die frühere Begegnungsstätte Auf dem Berg 9 (gegenüber vom Bergheimer Wasserturm) ist kostenlos. Öffnungszeiten: jeden Donnerstag von 9 bis 16 Uhr, sonntags von 14 bis 16 Uhr.

Allein mit der Vergangenheit beschäftigt sich Brücksken übrigens nicht. Er hat auch eine Meinung zur Zukunft des Bergbaus, der auslaufen soll: "Spätestens 2010 werden unsere Politiker sagen: Was waren wir bescheuert!" An der Ruhr gebe es Kohle für weitere 400 Jahre, und weltweit explodierten die Preise fürs schwarze Gold.