Duisburg. Trotz der Wehmut um das an diesem Wochenende ausfallende Traumzeitfestival planen die Macher 2021 – mit neuer Bühne und „alten“ Headlinern.

Am Wochenende wäre mit dem Traumzeitfestival eins der größten Events im Landschaftspark Duisburg Nord über die Bühne gegangen. Mit einer Träne im Knopfloch gucken die Macher nach vorne und präsentieren schon eine erste Neuerung für das Festival 2021:

Es wird eine fünfte Bühne geben – zwischen Schalthaus West und Gasförderstation. Sie soll vor allem dazu dienen, die Gießhalle zu entlasten, erklärt Festivalleiter Frank Jebavy, die Bühnen sollen im Juni 2021 parallel bespielt werden. Die Fläche werde ähnlich groß sein wie der Cowperplatz, auf dem im letzten Jahr etwa Frank Turner nach einem großartigen Konzert ein Bad in der Menge nahm.

Duisburg: Traumzeit am Wochenende wäre ausverkauft gewesen

Frank Turner & The Sleeping Souls haben das Publikum auf dem Cowperplatz beim Traumzeitfestival 2019 im Landschaftspark Duisburg begeistert.
Frank Turner & The Sleeping Souls haben das Publikum auf dem Cowperplatz beim Traumzeitfestival 2019 im Landschaftspark Duisburg begeistert. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz


Die Entwicklung des Festivals sei in den vergangenen Jahren toll gewesen, die Zuschauerzahlen hätten sich in 20 Jahren verdoppelt und nach zwei ausverkauften Tagen im letzten Jahr sah es diesmal so aus, dass „wir an allen Tagen ausverkauft gewesen wären“, so Jebavy.

Zur eigenen Wehmut schleicht sich die Freude, dass das Traumzeitfestival vermisst wird, wie man an vielen Posts in den sozialen Netzwerken sehen kann. Deshalb geht der Blick nach vorne, um der treuen Fangemeinde im nächsten Jahr was zu bieten: „Wir können innehalten und gucken, wie wir uns weiterentwickeln.“ Ein Schwerpunkt soll die Aufenthaltsqualität sein, beschreibt der 59-Jährige, der gerade mit seinem Team einen Lounge-Bereich plant. „Das Traumzeitfestival soll ein Gesamterlebnis sein.“

Derweil kümmert sich Marcus Kalbitzer um das Booking für das nächste Traumzeitfestival. Rund zehn der 40 gebuchten Bands habe man ins nächste Jahr übernommen, darunter die Headliner Giant Rooks, außerdem die Leoniden, Thees Uhlmann und Band sowie Bohren & der Club of Gore.

Das Festival braucht eine Dramaturgie

Es sei ein schmaler Grat zwischen der Loyalität zu den kleineren Bands und dem Wunsch als Veranstalter, neue Farben ins Konzept zu bringen, sagt der 49-Jährige. Das Festival 1:1 ins nächste Jahr zu spiegeln, sei jedenfalls nicht in Frage gekommen, „wir wollen eine gewisse Dramaturgie“, ergänzt Jebavy


Ihre Listen mit Wunsch-Bands sind über die Jahre lang und länger geworden, eine Herausforderung sei es aktuell jedoch, junge Bands zu entdecken. „Sie haben es schwer, sich zu präsentieren und weiterzuentwickeln“, sagt Kalbitzer.

Statt Festivals und kleine Konzerte in Holland, Belgien und natürlich in Deutschland abzuklappern, ist Youtube jetzt die einzige Möglichkeit. Zumindest auf den Live-Videos könne man erkennen, ob jemand sein Handwerk beherrscht. Solche Newcomer mit wenig Bühnenerfahrung ins Rampenlicht zu stellen, sei aber schon eine „Wundertüte“.

Landschaftspark entwickelt in der Corona-Krise neue Formate

Und dann ist da noch eine Ungewissheit: Die Entwicklung der Corona-Pandemie und die Einreisemöglichkeiten von Bands aus dem Ausland. Die Situation hat auch im Landschaftspark vieles lahmgelegt.

„Wir bemühen uns intensiv, neue Formate zu entwickeln“, sagt Jebavy. Man fühle sich verpflichtet und wolle auch Veranstaltungs-Dienstleistern, Caterern oder Künstlern Möglichkeiten bieten. Da sich aber alle 14 Tage die Regeln ändern, müsse im Wochentakt neu geplant werden, beschreibt der Veranstaltungsmanager. Aktuell dürfen an den Wochenenden Burgerbrater und Crêpes-Stände auch losgelöst von Veranstaltungen ihre Waren verkaufen. Für manchen sei das durch die vielen Ausflügler und Spaziergänger im Park existenzsichernd. Am Wochenende bekommen Abiturienten in der Kraftzentrale coronasicher ihre Zeugnisse.

Kraftzentrale leuchtet rot bei der „Night of light“


Der Landschaftspark wird sich auch an der Solidaritäts-Aktion „Night of light“ beteiligen, um auf die prekäre Situation der Veranstaltungsbranche hinzuweisen. Die Kraftzentrale und Kamin 3 sollen in der Nacht zu Dienstag rot angestrahlt werden.

Eine andere Alternative ist die Kulturinitiative Kunstrasenplatz, die ab dem 28. Juni mit Kleinkunst und Kinofilmen eine Alternative zum Sommerkino bieten will. Dafür wird auf dem Steinhallenplatz - da wo die Rekord-Sandburg stand - eine Mischung aus Autokino und Open-Air-Theater entstehen. Der Ticketverkauf startet am kommenden Dienstag.