Duisburg. Der Duisburger Künstler Evangelos Koukouwitakis nutzt die Fotografie als Medium für seine Bilder. Die Stillleben wirken wie gemalt.
Die Stillleben von Evangelos Koukouwitakis sind schön – wie gemalt. „Ich bin aber kein Holländer, ich bin Grieche“, scherzt der Duisburger Künstler. Denn die „Goldene Epoche“ in den Niederlanden, die im 17. Jahrhundert so viele Meisterwerke, darunter ungezählte Stillleben hervorbrachte, ist ja längst vergangen. Und Koukouwitakis malt auch nicht, er fotografiert.
Im Atelier an der Goldstraße in Duisburg gibt es viel zu sehen
Deswegen sieht sein Atelier im Hinterhaus an der Goldstraße auch aus wie eine Mischung aus Trödelmarkt, Raritätenkabinett, Fotostudio und Werkstatt. Auf den Künstlerschränken mit ihren vielen Schubladen stehen die Gegenstände, die der 64-Jährige für seine Stillleben fotografiert: Teller, Gläser, Schalen, getrocknete Blumen, Vasen, Flaschen, aber auch Schädel. Denn seine Bilder sind keine üppigen Füllhörner, wie sie in den Wohnungen der niederländischen Händler ihren Wohlstand unterstrichen, sondern kehren die Vergänglichkeit heraus. Zwei verschiedene Hintergründe gibt es: Tiefes Schwarz, das die lichten Stellen des Arrangements betont, und hell- bis dunkelbraune Farbverläufe, die wie aquarelliert wirken, es aber auch nicht sind. Es sind gescannte Reste alter analoger Filmstreifen, Zelluloid-Abfälle aus den Mülleimern von Fotolabors. „Die habe ich vor 20 Jahren gesammelt“, sagt Koukouwitakis.
Zum Studium bei Kurt Sandweg kam er nach Duisburg
Begonnen hat seine künstlerische Laufbahn als Bildhauer. „Eigentlich wollte ich auf Nummer sicher gehen und habe angefangen, Lehramt zu studieren“, sagt der in Piräus geborene Evangelos Koukouwitakis, der mit seinen Eltern, der ersten Gastarbeitergeneration, nach Essen gekommen ist. Doch nach einem Schulpraktikum wusste er sofort: „Das ist nichts für mich.“ Zum Studium kam er 1978 nach Duisburg, und hat – wie eine ganze Duisburger Künstler-Generation – beim Hochschullehrer, Künstler und Sammler Kurt Sandweg mit Bildhauerei angefangen. „Ich bin in Duisburg geblieben, auch weil ich dieses Atelier bekommen habe.“ In diesem Raum mit den großen, dekorativen Fenstern hat er lange auch gewohnt, bis die kleine Wohnung nebenan frei wurde.
Fotografie sei ihm „eigentlich zu technisch“, er sei „kein Technikfreak, ich benutze sie als Medium.“ Anfang der 80er Jahre begann er mit Aktfotografie. „Begeistert hat mich die Bewegungsfotografie“, sagt Koukouwitakis. Und war damit erfolgreich. Er wurde beim Kunstpreis Junger Westen in die Ausstellung juriert. „Ich durfte als Student mit ausstellen und war stolz.“ 1991 wurde er mit dem Förderpreis der „Großen Kunstausstellung NRW“ ausgezeichnet.
Evangelos Koukouwitakis ist beim der „Grossen“ in Düsseldorf aktiv
Die heißt inzwischen „Die Grosse“ und läuft aktuell bis zum 4. August im Kunstpalast in Düsseldorf. Seit Jahren ist Koukouwitakis im Vorstand, in der Jury und für die Einrichtung der Ausstellung zuständig. „Eine schöne Möglichkeit, etwas Geld zu verdienen“, sagt der Künstler, der nie von seiner Kunst leben konnte. In Düsseldorf verkaufe er gelegentlich etwas, in Duisburg praktisch nie. „Ich musste immer arbeiten, um zu existieren.“ Anfangs hat er als Hilfsarbeiter im Hafen Schiffe entladen oder in Fabriken geschuftet, später Zeitungspakete ausgefahren. „Ich wollte keine Sozialhilfe.“https://www.waz.de/staedte/duesseldorf/bewaffnete-hornissen-im-duesseldorfer-kunstpalast-id226578089.html
Sogar einen menschlichen Schädel hat er geschenkt bekommen
Zum Stillleben ist er bei einem Foto-Symposium in Mülheim gekommen. Seither streift er über Flohmärkte, bekommt aber manches Objekt auch geschenkt, darunter sogar ein menschlicher Schädel. Dem sei er aber – anders als der Katzenschädel, der auf mehreren Arbeiten zu sehen ist – anfangs doch sehr distanziert begegnet. „Ich hab erstmal Gummihandschuhe angezogen, bevor ich ihn gewaschen habe.“ Auch als Motiv findet er ihn problematisch, vielleicht zu offensichtlich, zu direkt.
Sorgfältig und mit „malerischem“ Blick komponiert er diese Motive, zum Teil auch mit leicht verfaultem Obst, aufgeschlagenen Eierschalen oder zerbrochenen Gläsern. „Ich verändere keine Farben, verwende keine Filter“, sagt Koukouwitakis. „Es geht mir nicht um Effekthascherei.“ Und bei aller Schönheit schwingt immer auch dieser für manche schwer erträgliche Hinweis auf die Vergänglichkeit mit.