Duisburg..
Manchmal sieht man sie, die obdachlosen jungen Menschen, wenn sie im Park schlafen oder in Einkaufsstraße auf ein paar Euros hoffen. Meistens fallen sie jedoch nicht auf. Sie schlagen sich durch, sind aus welchen Gründen auch immer nicht mehr bei ihren Eltern. Sie übernachten bei Freunden oder Verwandten, sind mal hier mal da. Oder sie haben Glück und bekommen einen Platz im „You@tel“.
Was sich liest wie ein neuer Telefonanbieter ist eine Einrichtung des Diakoniewerks. Sechs Monate können die jungen Leute hier bleiben, um ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen. „Lust auf Zukunft machen“ sagen die Initiatoren des Projekts, das gestern hohen Besuch bekam: NRW-Sozialminister Guntram Schneider sprach mit den Vertretern des Diakoniewerks, des Jugendamts, OB Sören Link, Dezernent Reinhold Spaniel und mit einigen Bewohnern, die ihn ziemlich beeindruckten, wie er hinterher sagte. „Das Projekt hat Vorbildcharakter und ist eine wichtige Alternative zu Wohnheimen.“
Die Kombination von Beratung und Stabilisierung mit dem Ziel, nach sechs Monaten eine Wohnung, vielleicht eine Ausbildungsstelle zu haben „soll Schule machen“. Die Ursachen steigender Wohnungslosigkeit sieht Schneider darin, dass es „immer mehr Menschen gibt, denen es richtig gut geht, gleichzeitig aber auch immer mehr, denen es richtig schlecht geht.“
Kein zweites „Hotel Mama“
Das „You@tel“ ist kein zweites „Hotel Mama“. Der erste Monat dient zunächst der persönlichen Stabilisierung und der finanziellen Absicherung des Lebensunterhalts über das Jobcenter. Die folgenden Monate dienen dazu, die persönliche Lage zu klären, Ziele zu definieren und die dazu notwendigen Maßnahmen einzuleiten und Kontakt zu Netzwerkpartnern aufzunehmen. Im sechsten Monat erfolgt der Auszug.
Prekäre Wohnungssituation
Ende des Jahres wird die Förderung des Landes auslaufen. Über 500.000 Euro waren es bislang. Ab 2013 wird das „You@tel“ vom Landschaftsverband und der Stadt Duisburg weiter getragen. Bei Oberbürgermeister Sören Link hat das Konzept einen guten Eindruck hinterlassen: „Hier wird nicht danach gefragt, wer zuständig ist, sondern ,wie kann ich helfen?’.“
Rund 700 Jugendliche, so wird geschätzt, leben in Duisburg in einer prekären Wohnsituation. Sieghard Schilling, Geschäftsführer des Diakoniewerks: „Die Dunkelziffer ist sicher weitaus höher.“ Anlaufstellen für die jungen Leute sind sowohl die Streetworker, das Jugendamt und die Wohnungslosenhilfe wie auch die Einrichtung „pro kids“ in der Stadtmitte.