Rheinhausen.. Rheinhauser Gemeinde feierte mit 350 Gästen den 1. Mai

Der Wahlkampf macht`s möglich. Mit Schulministerin Silvia Löhrmann und Arbeitsminister Guntram Schneider besuchten gleich zwei Landesminister die Alevitische Gemeinde Duisburg in Rheinhausen und feierten mit rund 350 Mitbürgern alevitischen Glaubens den 1. Mai. Am internationalen Tag der Arbeiterbewegung lobten beide Minister das Eintreten der türkischen Aleviten für Grund- und Menschenrechte, Frieden und Völkerverständigung, Freiheit und Demokratie.

Ein Tag der Verständigung

Silvia Löhrmann, Grünen-Politikerin aus Solingen, erinnerte an den tödlichen Brandanschlag auf die türkische Familie Genc 1993 in ihrer Heimatstadt. Bei diesem rassistischen Brandanschlag wurden fünf Kinder der Familie Genc getötet. „Heute hat Pro NRW Solingen ausgesucht, um rassistisches Gedankengut zu verbreiten. Die Salafisten haben sich provozieren lassen. Dann hat es Krawall gegeben. Das finde ich ganz bedauerlich. Denn der Tag der Arbeit, der 1. Mai, ist ein Tag der Verständigung der Religionen und Völker.“

Löhrmann betonte: „Wir lassen uns unser gemeinsames Zusammenleben nicht von Extremisten kaputt Extremisten jeder Art machen!“ Extremisten gleich welcher Art versuchten, die gegenseitige Toleranz zu zerstören. Löhrmann unterstrich: „Wenn religiöse Fundamentalisten den Glauben über unsere Verfassung stellen, dann geht das auch nicht!“ Grundsätzlich seien alle großen Religionen friedlich und gewaltfrei. „Daher stehen wir als Landesregierung natürlich auch zur Religionsfreiheit. Aber für Extremismus darf kein Platz sein!“

Die Schulministerin begrüßte, dass alevitischer Religionsunterricht inzwischen nicht nur an Duisburger Grundschulen gegeben wird: „An der Lise-Meitner-Gesamtschule hier in Rheinhausen wird alevitische Glaubenslehre erstmals auch in der Sekundarstufe I unterrichtet. Das ist weltweit einzigartig. Wir haben als erstes Bundesland den alevitschen Religionsunterricht in einer weiterführenden Schule eingeführt.“ Die grüne Ministerin appelierte an die Aleviten: „Machen Sie ihre Religion auch Menschen bekannt, die einer anderen Religion angehören. Je mehr wir übereinander wissen, desto besser klappt das Zusammenleben.“

„Die alevitischen Glaubenslehrer, Dichter und Denker setzen den Stellenwert von Wissenschaft und Bildung ganz hoch an“, lobte die Schulministerin. „Bei den Aleviten ist es wichtig, dass beiden Geschlechtern der gleiche Zugang zu Bildung und Beruf ermöglicht wird.“ Einerseits sei für deutsche Jugendliche die Chance, eine qualifizierte Berufsausbildung bei gleichem Leistungsniveau zu erhalten, mehr als doppelt so groß wie bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Andererseits sei aber seit 2005 die Zahl junger Menschen aus zugewanderten Familien, die die Schule ohne Abschluss verlassen, um 15 Prozent gesunken: „Das macht Mut und Hoffnung!“

Löhrmann machte den türkischen Eltern Mut: „Sie als Eltern sind ganz wichtig für eine erfolgreiche Schullaufbahn ihrer Kinder!“ Die Ministerin erinnerte auch an das Teilhabe- und Integrationsgesetz der rot-grünen Landesregierung. „Mit diesem Gesetz wollen wir die Chancen von Menschen mit Migrationshintergrund in unserem Land, ihren Zugang zu Bildung und Arbeit verbessern.“

Keine Geschichte von gestern

Arbeitsminister Guntram Schneider erinnerte an die lange Geschichte des 1. Mai: „Aber der 1. Mai ist keine Geschichte von gestern. Er ist höchst aktuell. Heute geht es darum, den allgemeinen, flächendeckenden Mindestlohn umzusetzen, damit das Einkommen wieder zu einem ordentlichen Auskommen beiträgt. Es geht darum, mehr Rechte für Arbeitnehmer zu gewährleisten.“

Dazu habe die Landesregierung ein neues Mitbestimmungsrecht für den öffentlichen Dienst geschaffen. Das Kabinett Kraft habe auch gesetzlich geregelt, dass es bei öffentlichen Ausschreibungen keine Dumping-Löhne geben darf: „Es ist das erste Gesetz dieser Art in Deutschland.“ Der Kampf gegen prekäre Beschäftigungsverhältnisse müsse weiter geführt werden.

Auch Schneider kritisierte scharf Rassismus und Ausländerfeindlichkeit: „Es ist ein Trauerspiel, dass eine Mörderbande zehn Jahre lang durch das Land ziehen konnte, um Menschen anderer Herkunft zu liquidieren! Wir werden alles tun, damit die Sicherheitsorgane mit mehr Schärfe gegen den Rechtsterrorismus vorgehen!“

Den alevitischen Religionsunterricht lernte der Sozialdemokrat in Dortmund kennen: „Ich war tief beeindruckt vom tiefen Humanismus, der dort den Kindern vermittelt wurde. Es wurde deutlich, dass Glaube und Verstand und Vernunft keine Gegensätze sind.“ Mit Blick auf das Alevitentum aber auch auf die christlichen Kirchen in der Türkei stellte Schneider bedauernd fest: „In Sachen Religionsfreiheit ist die Türkei noch nicht EU-tauglich!“ Lang anhaltender Beifall…