Duisburg/Recklinghausen.. Duisburg geht neue Wege - und weitet seinen Weihnachtsmarkt aus. Erst vier Tage nach dem Fest soll Schluss sein. Die Evangelische Kirche im Rheinland sieht die Verlängerung gelassen: “Theologisch ist da nichts gegen zu sagen.“ Der Handel ist begeistert. Und die Städte in der Region beobachten das Experiment gespannt.
Weihnachtsmärkte sind bis dato eigentlich immer nur Adventsmärkte – unmittelbar vorm Fest ist Schluss. In Duisburg soll das in diesem Jahr erstmals anders sein. Der neue städtische Marktbetreiber Frischekontor plant eine Verlängerung – die Budenmeile soll nach dem Fest noch vier Tage, nämlich bis zum 30. Dezember, geöffnet haben. Die 152 Standbetreiber wollen - von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen - mitziehen. Ein Novum in der Region, zumindest was einen solch großen Markt betrifft.
So viel ist gewiss: Die Konkurrenz in anderen Städten wird genau verfolgen, wie gut die Duisburger Verlängerung angenommen wird – oder auch nicht. Die Stadt könnte damit einen neuen Trend setzen. In Recklinghausen - wo es vor Jahren einen eher kläglichen Versuch gegeben hatte - plant man ebenfalls eine Öffnung nach den Festtagen. Der Markt dort ist aber mit 63 Ständen deutlich kleiner.
„Theologisch ist da nichts gegen zu sagen“
Und was sagen die Kirchen dazu? Von der Evangelischen Kirche im Rheinland (Ekir) gibt es grundsätzlich keine Einwände. „Theologisch ist da nichts gegen zu sagen“, so Vizepräses Petra Bosse-Huber gegenüber der NRZ. Weihnachten sei mit dem Fest keineswegs zu Ende. Zu Weihnachten gehöre mit dem Advent nicht nur die Vorbereitung sondern ebenso eine Nachbereitung – „auch wenn das heute oft in Vergessenheit geraten ist“.
Der kirchliche Festkreis reiche, u. a. mit den Drei Königen, bis in das neue Jahr - was Bosse-Huber aber keineswegs als Einladung verstanden wissen will, die Buden noch viel länger offenzuhalten: „So ein Weihnachtsmarkt sollte immer etwas Begrenztes sein.“ Und er solle in Angebot und Ambiente dem kulturellen Anlass gerecht werden, betont Bosse-Huber. Auf katholischer Seite heißt es im Bistum Essen: „Wir wollen den Leuten nicht den Spaß am Bummeln verbieten“, sagt Ulrich Lota. Der Bistumssprecher macht aber sehr deutlich, dass man eine Verlängerung kritisch sieht: Die ohnehin auch schon oft nach vorne stark ausgeweiteten Märkten dürften nicht dazuführen, dass der eigentliche Anlass beliebig wird – „dann geht uns auch kulturell was verloren“.
Der Einzelhandel ist - natürlich - begeistert
Die Organisatoren in Duisburg können sich auf Verlängerungen in anderen großen Städten berufen – Berlin etwa oder Kassel. An Heiligabend soll die Budenmeile auf der Königstraße in der Innenstadt bis 14 Uhr öffnen – und dann erst nach den Feiertagen wieder. Die Mehreinnahmen will Frischekontor-Chef Peter Joppa in die Werbung für den Markt investieren, damit die City entsprechend voll ist.
Der Handel ist begeistert: „Wir verstehen, dass es bei den Kirchen auch Bedenken gibt. Auf der anderen Seite stehen aber auch Verbraucherwünsche, die wir erfüllen müssen“, sagt Wilhelm Bommann vom Einzelhandelsverband Niederrhein. Zustimmung kommt auch von Ruhrtourismus-Chef Axel Biermann: „Weihnachtsmärkte sind für den Tagestourismus sehr wichtig. Sie bringen Umsatz, weil die Leute auch wirklich kaufen.“
Zwei Duisburger Nachbarn erklären schon jetzt, dass sie abwarten wollen. In Mülheim heißt der Markt Weihnachtstreff und hat offiziell am 22. Dezember Schluss. In Einzelfällen sei aber auch eine Verlängerung möglich, so Heike Blaeser-Metzger vom Stadtmarketing. Ein vergleichbares Modell testet in diesem Jahr die Stadt Moers am Niederrhein. An verschiedenen Orten in der Innenstadt werden ausgewählte Gastronomiestände platziert. „Wenn der Besucherandrang groß ist, denken wir über eine längere Öffnungsdauer nach“, sagt Michael Birr, Geschäftsführer der Moers Marketing Gesellschaft, die den Weihnachtsmarkt veranstaltet. Diese Überlegungen seien aber frühestens für das kommende Jahr relevant.
Kirchen fordern Rücksicht auf Stille Feiertage
Wenn der Duisburger Markt nun auch noch erst kurz vorm Fest öffnen würde, „dann könnte man sagen: alles richtig gemacht“, meint Vize-Präses Petra Bosse-Huber. Das ist aber nicht der Fall. Der Markt öffnet am 21. November - vor dem Totensonntag (24.). Solche Frühstarts werden von den Kirchen scharf kritisiert: „Auf die stille Jahreszeit sollte man Rücksicht nehmen. Diese Tage sind vielen Leuten wichtig“, so Bosse-Huber.