Duisburg. Bei Straßenkriminalität und Einbrüchen ist die Zahl der Taten in Duisburg 2020 deutlich zurückgegangen. Beunruhigender Trend bei Betrugsfällen.

Die Polizei hat in Duisburg 2020 deutlich weniger Straßenkriminalität und Einbrüche registriert – trotz der Corona-Pandemie aber insgesamt sogar mehr Straftaten als 2019. Die Gesamtzahl der Straftaten lag jedoch auf dem zweitniedrigsten Wert der vergangenen 20 Jahre. Das geht aus einem Bericht der Polizei zur Kriminalstatistik 2020 hervor. Die meisten der insgesamt 43.091 erfassten Straftaten in Duisburg waren demnach Diebstähle. Ein beunruhigender Trend: Die Polizisten müssen sich mit deutlich mehr Betrugsdelikten auseinandersetzen. Eine Analyse der Kriminalitätslage.

Die wichtigsten Zahlen auf einen Blick: Die Zahl der Straftaten ist 2020 im Vergleich zum Jahr 2019 um 2,2 Prozent von 42.166 auf 43.091 Taten gestiegen. Die Gesamtzahl stieg damit erstmals nach vier Jahren wieder an. Allerdings markierte der Wert aus dem Jahr 2019 auch ein Zehnjahrestief bei der Gesamtzahl an Straftaten. Ein Vergleich zeigt aber auch: In Düsseldorf (-3,6 Prozent) und Essen (-8,3 Prozent) beispielsweise ging die Kriminalität im von Teil-Lockdowns geprägten Jahr 2020 deutlich zurück.

Insgesamt entstand im Vorjahr in Duisburg durch Straftaten eine Schadenssumme von 28,4 Millionen Euro (2019: 33,5 Millionen Euro). Ein starker Wert der Duisburger Polizei: Nie konnten die Ermittler in den vergangenen zehn Jahren so viele Fälle aufklären wie 2020. Die Aufklärungsquote lag bei 58 Prozent. „Ich bin stolz auf die Leistung meiner Beamtinnen und Beamten“, erklärte Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels.

Kriminalität in Duisburg: Einfluss der Corona-Pandemie ist groß

Generell ist festzustellen: Die Corona-Pandemie hat das Leben und somit auch das Kriminalitätsbild 2020 stark verändert. Die Menschen hielten sich häufiger in den eigenen vier Wänden auf, viele arbeiteten beispielsweise im Homeoffice. Auf den Straßen, etwa in der Innenstadt, war deutlich weniger los. Auch die Polizei spricht in ihrem Bericht von einem „Jahrhundertereignis“, das Einfluss auf alle Bereiche der Statistik habe.

So ist die Zahl der Raubüberfälle auf Straßen und Plätzen im Stadtgebiet um 36 Prozent auf 155 zurückgegangen. 107 Tatverdächtige konnten Polizisten dabei ermitteln. Auffällig: 65 von ihnen waren jünger als 21 Jahre. Und: Oftmals schlugen die Räuber in Gruppen zu.

Auf den klassischen Handtaschenraub entfielen „nur“ 13 Taten. Insgesamt beobachteten die Ermittler bei der Straßenkriminalität einen Rückgang. Zu dieser Kategorie gehören auch Fahrraddiebstähle (1508 im Jahr 2020) und schwere Körperverletzungen (473).

Laut Polizei hat vor allem die Entwicklung der Straßenkriminalität einen erheblichen Einfluss auf das Sicherheitsgefühl der Bürger in einer Stadt. Anfang 2020 bewerteten die Duisburger die Sicherheit in der Stad als „befriedigend“.

Auch bei den Einbrüchen stellte die Polizei 2020 einen merklichen Rückgang fest: Die Zahl sank von 1148 auf 982. Das entspricht einem Minus von gut 15 Prozent. 2015 wurden noch 2220 Einbrüche verübt. In 383 Fällen schlugen die Täter im abgelaufenen Jahr tagsüber zu. Noch immer haben sie es vor allem auf Schmuck und Bargeld abgesehen. 17,6 Prozent der 2020 registrierten Einbrüche konnte die Kripo bislang aufklären. Die Polizei ist sich sicher: In der Krise haben es Einbrecher schwerer, da sich die Menschen deutlich häufiger zuhause aufhalten.

Professionelle Banden rücken bei Diebstählen in den Fokus der Ermittler

Der größte Anteil der Straftaten entfiel 2020 mit 35 Prozent auf Diebstähle. Allerdings ging die Zahl der Taten auch hier zurück – von 16.588 um 1342 auf 15.246. Der Anteil an der Gesamtkriminalität wird seit Jahren immer kleiner. Eine beeindruckende Vergleichszahl: 1990 waren in Duisburg noch 71 Prozent aller Straftaten Diebstähle.

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Eine Erkenntnis zu den aktuellen Fällen: Nach Angaben der Polizei zeichne sich noch deutlicher als in den Vorjahren eine Dominanz der „professionellen, bulgarischen Banden" ab, die in Supermärkten, Bussen und Bahnen die körperliche Nähe zu vorwiegend älteren Opfern suchen würden. Es ist außerdem einer der wenigen Deliktbereiche, der von weiblichen Tätern dominiert wird. 32 von 51 ermittelten Dieben waren Frauen.

Trickbetrüger nutzen Corona für neue Maschen

Eine Tendenz, die sich schon abzeichnete, ist nun durch Zahlen belegt: Mit einem Plus von 1530 Fällen im Vergleich zum Vorjahr auf 9206 Taten gab es bei Betrügen 2020 den größten Anstieg.

In der Corona-Pandemie gerieten vor allem Senioren immer stärker ins Visier von Trickbetrügern: In 67 Fällen waren sie 2020 erfolgreich und erbeuteten dabei 288.566 Euro. Die Ermittler der Kripo berichten, dass die Täter ihre Maschen immer wieder auf die Entwicklung in der Pandemie angepasst hätten.

Dabei geben sie sich zum Beispiel als Angehörige von Covid-Patienten aus, die auf der Intensivstation liegen würden und dringend Geld für Medikamente benötigten. Zuletzt stellten Betrüger in Duisburg auch falsche Briefe des Impfzentrums zu. Die Polizei geht davon aus, dass die Dunkelziffer bei Trickbetrügereien zudem extrem hoch ist. Viele Betroffene würden sich schämen und die Taten nicht anzeigen.

>> POLIZEI DUISBURG KLÄRT ALLE MORDE AUF

  • Die Zahl der Tötungsdelikte, einschließlich Versuchen, ist im Vergleich zum Jahr 2019 deutlich zurückgegangen: Die Kripo registrierte einen Rückgang um neun Delikte auf 16 Taten. Alle Morde und Tötungen konnten aufgeklärt werden.
  • Der bekannteste Fall: Bei der Suche nach einem vermissten Mädchen fanden Polizisten im Oktober die Leiche einer 14-Jährigen im Keller eines Abbruchhauses an der Heerstraße in Hochfeld. Ein 14 Jahre alter Freund des Opfers hat die Tat bereits gestanden. Seit Februar läuft der Prozess gegen ihn.