Duisburg. Die Lebensqualität im Duisburger Norden soll sich durch Bauvorhaben verbessern. So wollen die Landtagskandidaten die Entwicklung beeinflussen.
Der Duisburger Norden wird sich in den kommenden Jahren verändern. Überregionale Schlagzeilen machen zwar die großen Bauprojekte im Süden und in der Mitte der Stadt. Aber auch in Neumühl, Meiderich, Beeck oder Beeckerwerth entsteht eine ganze Reihe an neuen Quartieren. Neuer, attraktiver Wohnraum soll die Lebensqualität nördlich der Ruhr endlich wieder verbessern.
Vor der Landtagswahl haben wir die Kandidatinnen und Kandidaten in Wahlkreis III (unter anderem Hamborn, Meiderich/Beeck) gefragt: Wie wollen Sie sicherstellen, dass sich auch Duisburger Durchschnittsverdiener den Traum vom Eigenheim in der eigenen Stadt erfüllen können? Und: Werden in Duisburg zu viele Projekte für Leute von außerhalb gebaut? Das sind ihre Antworten:
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Duisburg Spitzenreiter bei mietpreisgebundenen Wohnungen
Der aktuelle Vertreter im Landtag Frank Börner verweist auf die Pläne seiner SPD, die Grunderwerbssteuer zu senken oder sogar zu erstatten. „Das hilft vielen Familien ins Eigenheim, da sie weniger Eigenkapital aufbringen müssen.“
Börner will sich dafür einsetzen, den mietpreisgebundenen Wohnungsbau auszubauen. „Ziel ist es, 25.000 öffentlich geförderte Wohnungen pro Jahr in NRW zu errichten.“ Zu diesem Zweck müsse man außerdem die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften stärken.
Dabei sieht er Duisburg auf einem guten Weg: „Die Wohnbauprojekte im Duisburger Norden zielen auf die hier lebenden Menschen ab. Ich freue mich, dass wir in Duisburg beim Bau von mietpreisgebundenen Wohnungen Spitzenreiter in NRW sind.“ Aber auch der Neubau von frei finanzierten Wohnungen helfe, den Mietpreis auf einem akzeptablen Niveau zu halten.
CDU: Banken benachteiligen Bauvorhaben in Marxloh
Börners lautester Herausforderer ist Deniz Güner von der CDU. In den sozialen Netzwerken präsentiert er sich als Verfechter einer „Law-and-Order“-Politik, spricht viel über Stadtteile mit prekären Lebensbedingungen, vor allem über Marxloh. Auch beim Thema Wohnraum sieht Güner vieles im Argen liegen.
„Das Problem im Duisburger Norden ist, dass die Privatbanken keine Baufinanzierung für Stadtteile mit sozialen Brennpunkten anbieten.“ Bei der Deutschen Bank oder bei der Commerzbank habe man mit Bauvorhaben in Marxloh keine Chance, „egal, welche Bonität der Käufer hat“. Aus diesem Grund gebe es kaum Wohn- und Eigenheimprojekte in sozialen Brennpunkten – „Durchschnitts- oder Geringverdiener haben keine Möglichkeit, sich den Traum eines Eigenheims in ihrem Heimatstadtteil zu ermöglichen“, so Güner.
Genau in diesen Vierteln brauche es aber mehr Bauprojekte, um dort attraktive Wohnumgebungen zu schaffen. Geringverdienern will die CDU mit einem Kreditfonds zur Ermöglichung von privaten Baufinanzierungen in Problemvierteln helfen, erklärt er.
NRW-Bank soll Menschen bei Bauvorhaben entlasten
Melih Keser (Grüne) will die NRW-Bank in die Pflicht nehmen: „Ich werde mich dafür einsetzen, dass sie stärker fördert und vor allem die Einkommensgrenze reduziert.“ Man müsse den Rahmen so bestimmen, „dass die Menschen sich das leisten können“. Wichtig sei, dass die neuen Bauprojekte Objekte in allen Preisklassen haben und auch günstiger Wohnraum in öffentlicher Hand stärker gefördert wird.
Dabei sollten die Bedürfnisse und Wünsche der Duisburgerinnen und Duisburger Vorrang haben. Mit ihnen will Keser deshalb zunächst das Gespräch suchen – „die Perspektiven und Ansichten der betroffenen Menschen sind sehr wichtig“.
Es sei aber auch wichtig, die Stadt attraktiv zu gestalten für Menschen von außerhalb, die dann „ihren Lebensmittelpunkt hier bei uns finden“.
„Gesunde Mischung für alle Teile unserer Gesellschaft“
Für Dennis Erle (FDP) werden die bisher geplanten und begonnenen Bauprojekte noch nicht ausreichen. „Es muss weiter gebaut werden, und zwar schnell und günstig, damit die Preise nicht weiter in die Höhe gehen.“ Erle fordert einen Freibetrag bei der Grunderwerbssteuer, „um die Kaufnebenkosten zu senken, die einen nicht unerheblichen Teil des Wohnungs- und Hauskaufes ausmachen“.
In Zukunft werde es außerdem wichtig sein, „die Bürgerinnen und Bürger in die Projekte mehr und besser einzubeziehen“, aber auch die Nachbarkommunen. Weil besonders der soziale Wohnungsbau in den letzten Jahren stark vernachlässigt worden sei, müsse man mit kommenden Projekten „eine gesunde Mischung für alle Teile unserer Gesellschaft“ schaffen.
Darlehen: AfD will Anreize fürs Kinderkriegen setzen
Besonders junge Familien bräuchten Unterstützung bei der Verwirklichung des Eigenheims, sagt AfD-Kandidatin Sabine Dehnen: „Eltern sollen zum Erwerb von Wohneigentum zinslose Darlehen erhalten.“ Die Schuldsumme solle sich zudem mit jedem in die Familie geborenen Kind vermindern.
Die Stadt Duisburg, so Dehnen, müsse ein vorrangiges Interesse daran haben, den eigenen Bürgern eine Wohnperspektive zu bieten. „Bauen ist so teuer, dass viele Duisburger sich das nicht leisten können – wir müssen uns daher in erster Linie fragen, welche Maßnahmen uns zur Verfügung stehen, diese Kosten zu senken.“ Sie verweist auf eine „Überregulierung, die Bauherrn zwingt, teure und oft unnötige Vorschriften einzuhalten“. Zudem fordert die AfD die Abschaffung der Grunderwerbssteuer.
Team Todenhöfer: Grunderwerbssteuer in der Kritik
Mit Kübra Arslan hat das Team Todenhöfer erstmals eine Direktkandidatin in Duisburg. Arslan will Erstkäufer finanziell entlastet sehen: „Prinzipiell muss zur Kenntnis genommen werden, dass NRW mit 6,5 Prozent den Höchstsatz an Grunderwerbssteuern beim Kauf einer Immobilie erhebt.“ Eine Senkung sei „in Anbetracht der exorbitant gestiegenen Immobilienpreise zwingend notwendig“.
Den Duisburgern würden außerdem mehr Sozialwohnungen zu Gute kommen, „da diese meist von den Bürgerinnen und Bürgern einer Stadt in Anspruch genommen werden“, so Arslan.
MLPD will den Traum vom Eigenheim nicht teilen
Peter Römmele (MLPD) sieht Bedarf an einer „Vielzahl an bezahlbaren Wohnungen auf dem höchsten umwelttechnischen Niveau“. Daher müsse der soziale Wohnungsbau drastisch ausgeweitet werden. Wohnungen sollten sich durch eine flexible Bauweise auszeichnen, „um sie den jeweiligen Lebenssituationen der Bewohner leicht anpassen zu können“.
Den „Traum vom Eigenheim“ hält Römmele dagegen für nicht erstrebenswert – „aus Gründen der Zersiedelung, des Flächenverbrauchs und der sozialen Spaltung“.
Anmerkung: Anabella Peters (Die Linke) und Anton Posny (Die Partei) haben auf die Fragen der Redaktion keine Antworten eingereicht.