Duisburg. Sperrung im Landschaftspark Duisburg-Nord: Das Gelände von Schacht 4/8 ist vom Einstürzen bedroht. Ein Experte erklärt, was dort vor sich geht.
Mehr als 60 Jahre nach Schließung der Zeche Friedrich-Thyssen 4/8 ist das gesamte Schachtgelände weitläufig abgesperrt worden. Die Stadt Duisburg meldet Einsturzgefahr – die Sicherung sei zum Schutze der Öffentlichkeit notwendig. Schon mehrere Male wurde die Anlage mit allerhand Material verfüllt. Bis der Boden auf Dauer stabil bleibt, könnte es aber noch eine ganze Weile dauern.
Das Wichtigste zuerst: „Es ist ein normaler Vorgang, von dem für die weitere Umgebung keine Gefahr ausgeht.“ Das versichert Bergbauexperte Tobias Schäfer, Vorsitzender des Vereins „Montanhistorik Schacht 4/8“. Das Gelände – von oben betrachtet nicht mehr als eine große Wiese – gehört zum Landschaftspark Nord, befindet sich aber recht abgelegen, westlich der A 59. Nur selten verirren sich Besucher dorthin.
Duisburger Schacht auf Prioritätenliste der RAG weit hinten
Der Eingang zu Schacht 4 ist schon seit Jahren eingezäunt – Geländeabsenkungen führen regelmäßig zu neuen Hohlräumen in der Erde. Jetzt darf die bei Hundebesitzern beliebte Wiese samt ihrer Zuwege gar nicht mehr betreten werden. „Es wurden an fünf verschiedenen Stellen Öffnungen gefunden, deren Ursache bisher nicht festgestellt werden konnte“, erklärt Stadtsprecher Malte Werning, warum man den Absperrungsradius noch einmal deutlich erweitern musste.
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Die Anlage steht schon lange auf der Liste der zu sanierenden Schächte. „Die Verfüllmethoden von 1960 entsprachen nicht den heutigen Sicherheitsstandards“, weiß Tobias Schäfer. Da sich aber in der unmittelbaren Umgebung weder Gewerbe noch Wohnbebauung befindet, stehe der Schacht auf der Prioritätenliste der RAG recht weit hinten. Nördlich des Geländes liegt zwar der Duisburger Ikea-Standort – der Abstand zum Schacht sei jedoch groß genug, versichert der 26-Jährige.
Zeche Friedrich-Thyssen: Schacht 4 sackte 2015 um 15 Meter ab
Die Zeche Friedrich-Thyssen 4/8 wurde 1959 stillgelegt. Schäfer erläutert: „Damals wurden Schächte mit allem verfüllt, was irgendwie verfügbar war: Kriegstrümmer, Abbruchmaterial der Zeche selbst, Haldenmaterial, im Duisburger Raum insbesondere mit Hüttensanden und Schlacke.“ Diese sogenannte „Füllsäule“ bilde jedoch keine in sich gefestigte Masse – es bestehe das Risiko, dass Füllmaterial durch Hohlräume weiter nach unten sickere.
„Genau das ist bereits 2015 passiert“, so Schäfer. Damals war die Füllsäule an Schacht 4 um 15 Meter abgesackt. Nachgefüllt wurde mit grobkörnigem Kies. Vier Jahre später stellte man allerdings fest, dass die Füllsäule weiter abgegangen war. Eine anschließend dort installierte Messtechnik meldet seitdem jede weitere Bodensenkung.
Beton soll Schacht im Landschaftspark Duisburg-Nord stabilisieren
Die Lösung soll Beton im oberen Teil des Schachtes sein: „Der Schachtkopf wird dann nach und nach saniert und mit einer Betonplombe versehen“, erklärt Schäfer. Dazu würden rund 40 Meter der Füllsäule aus dem Schacht herausgekratzt und dieser quasi neu geteuft – also ein neuer senkrechter Hohlraum hergestellt, in den die Betonfüllung fließen kann. Ist die Füllung fest, soll sie dem Schacht nachhaltig Stabilität verleihen. Wann die RAG die Sanierung durchführen wird, ist nicht offiziell bekannt.
Die nun entdeckten Öffnungen stammen nach Schäfers Einschätzung eher von Kabelkanälen, die unter dem gesamten Gelände verlaufen. Womit man diese füllt, hänge von den örtlichen Gegebenheiten ab: „Mal reicht Mutterboden, mal nimmt man Kies, mal Magerbeton – wie bei oberflächennahen, bergbau-bedingten Hohlräumen im südlichen Ruhrgebiet.“ Ein Zusammenhang mit der abgegangenen Füllsäule sei hier nicht auszuschließen, meint Schäfer: „Ich sehe die Vorsichtsmaßnahme in dieser Hinsicht als völlig richtig an.“
Die RAG konnte eine Anfrage der Redaktion am Donnerstag noch nicht beantworten, will sich aber zeitnah zu den Sanierungsplänen auf dem Gelände äußern.
>>MONTANHISTORIK SCHACHT 4/8: BEWAHRER DER DUISBURGER BERGBAUTRADITION
• Der „Montanhistorik Schacht 4/8 e.V.“ erforscht und dokumentiert die Geschichte des Bergbaus in Duisburg. „Uns liegt es am Herzen, die Bergbautraditionen, das Wissen, sowie die Technik in Duisburg zu erhalten, weiterzugeben und zu vermitteln“, schreibt der Verein auf seiner Internetseite.
• Tobias Schäfer und seine Mitstreiter würden die Sanierung von Schacht 4/8 im Landschaftspark Nord gerne dokumentarisch begleiten: „Es wäre die letzte Gelegenheit, da noch mal reinzukommen.“ Steht der Zeitplan der RAG fest, will der Verein die Absprache mit dem Bergbauunternehmen suchen.