Duisburg-Ruhrort. Michael Büttgenbach zeigte Zivilcourage und wurde verprügelt. Auch danach erlebte der Duisburger Politiker „bedrohliche Situationen“.
„Hier ist es passiert“: Michael Büttgenbach steht an der Landwehrstraße 38, vor der „Gemeinde zum Barmherzigen Gott“ und zeigt auf die orange beklebten Schaufenster der freikirchlichen Gemeinde. Etwa eineinhalb Woche nachdem er von einem Jugendlichen in den Nacken geschlagen wurde und mit einer Gehirnerschütterung im Krankenhaus landete, ist er noch nicht ganz wieder auf dem Damm. Er ist noch krank geschrieben und schlimmer: In seinem Stadtteil Ruhrort, in dem er sich immer wohl fühlte, schließt er nun vorsichtshalber sein Büro ab. Auch seine Frau geht lieber nicht mehr alleine zum Auto.
Zur Erinnerung: Am Samstag vor einer Woche stifteten Jugendliche Unruhe, hämmerten gegen die Scheiben der afrikanischen Gemeinde – und als Michael Büttgenbach die jungen Männer ansprach, wurde die Stimmung aggressiver. Der Pastor bestätigt den Vorfall und erzählt auch, wie die Gemeinde später aufgewühlt zusammen gesessen hat. „Ich habe schon als Zeuge ausgesagt“, bestätigt er im Gespräch mit unserer Zeitung.
Biografie des jungen Duisburger Angeschuldigten wirft Fragen auf
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Michael Büttgenbach treibt allerdings eine andere Frage um. Im Nachhinein ist ihm aufgefallen, dass er den 17-Jährigen, der ihm in den Nacken schlug, kennt. „Er und seine Mutter waren die Nachbarn meiner Mutter. Das war eigentlich ein gutes Verhältnis, meine Mutter hat den Kindern früher mal Schokolade zugesteckt oder der Familie auch mal geholfen.“ Der Junge wuchs in Ruhrort auf, machte bei verschiedenen Aktionen mit. „Aber was ist dann passiert, dass er so aus dem Ruder läuft?“, wundert er sich. Büttgenbach engagiert sich für die katholische Kirche, hatte auch immer wieder mit türkischen Jugendlichen zu tun, die zum Beispiel das Jugendschiff Mienchen besuchten. Er glaubt nicht, dass es Zufall war, dass die Teenager ausgerechnet gegen das Fenster der Gemeinde trommelten. „Da würde ich mir eigentlich auch mehr Engagement vom Integrationsrat wünschen, der in solchen Situationen eine Brücke bauen könnte.“
Stattdessen hat sich Büttgenbach mit seinem Parteifreund Sevket Avci beraten. Der war zehn Jahre Vorsitzender des Integrationsrats und sagt: „So ein Verhalten kann ich nicht akzeptieren, ganz egal, wo der Junge herkommt. So etwas gibt es auch bei anderen Nationalitäten.“
Vater des Angeschuldigten tauchte bei Michael Büttgenbach auf
Der Fall ist nun bei der Polizei aktenkundig. Die trägt derzeit noch die verschiedenen Zeugenaussagen zusammen. „Wegen Corona bekommen die Zeugen nun die Gelegenheit, schriftlich Stellung zu nehmen“, sagt Polizeisprecherin Stefanie Bersin. Was Büttgenbach allerdings beunruhigt: Der Vater des jungen Angeschuldigten kam nicht nur „zufällig“ bei seiner Mutter zu Besuch, sondern stand auch abends, bei Einbruch der Dunkelheit, bei ihm im Büro. „Er hat mir direkt gesagt, dass sein Junge so etwas nicht machen würde. Ich habe die Situation als bedrohlich empfunden.“ Nach einer Viertelstunde habe er den Gast gebeten, doch besser zu gehen. „Er hat dann gesagt, dass er alles aufgezeichnet hat und gegen mich verwenden könnte.“ Danach zeigte er den Besuch bei der Polizei an. Die rät in solchen Fällen, die Situation genau zu protokollieren, falls es noch einmal zu einer Begegnung kommt.
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Rückblickend findet Michael Büttgenbach trotz Gehirnerschütterung richtig und wichtig. „Wir müssen solche Vorfälle ans Licht ziehen und Zivilcourage zeigen.“
>> POLIZEI RÄT: UNTERSTÜTZUNG SUCHEN
- In Sachen Zivilcourage rät die Polizei Duisburg nicht alleine zu handeln und sich nicht in Gefahr zu begeben. „Gut ist, wenn man andere Personen, wenn sie denn in der Nähe sind, anspricht und gemeinsam hilft, so wie man das bei Erste-Hilfe-Maßnahmen auch macht“, erklärt Polizeisprecherin Stefanie Bersin.
- Außerdem solle man direkt die Polizei rufen. Wer etwas beobachtet oder selbst einschreitet sei in jedem Fall ein wichtiger Zeuge.