Dortmund. Eine 54-jährige Montagearbeiterin bei Continental kämpft nach 20 Dienstjahren um ihren Arbeitsplatz. Einmal konnte sie bereits erfolgreich auf Weiterbeschäftigung klagen. Doch jetzt überzieht sie der Arbeitgeber mit Abmahnungen. Kollegen und Gewerkschaften wittern ein Komplott.
Die Auseinandersetzungen zwischen der Montagearbeiterin Ilona Kolberg und ihrem Arbeitgeber Continental finden eine Fortsetzung.
Wie berichtet, war der 54-Jährigen krankheitshalber gekündigt worden. Sie hatte auf Wiedereinstellung geklagt und ihren Prozess im September vor dem Arbeitsgericht gewonnen. Loswerden will man sie trotzdem noch. Nach dem Urteil kassierte sie bereits vier Abmahnungen, davon drei an einem Tag.
Verstehen tut sie es nicht. Mit einer bereits im Mai erhaltenen Abmahnung seien es bereits fünf, die sie auf sich versammelt. „In 20 Jahren Arbeit bei Continental ist es noch nicht mal zu einer Ermahnung gekommen“, sagt sie. Nun sieht sie sich mit Argusaugen verfolgt. „Es ist lachhaft, wenn es nicht so ernst wäre. Man hat sich auf mich eingeschossen.“
Lächerliche Vorwürfe
Das Gefühl haben Kollegen auch. Andreas Kossack, Vertrauensmann bei Conti, hat auf das Gezerre bei der letzten Belegschaftsversammlung hingewiesen.
„Dieses Vorgehen bei einer Kollegin, die 20 Jahre keine Abmahnung erhalten hat, riecht schon von Weitem ziemlich faul“, meinte er. Und: „Offensichtlich soll auf Teufel komm’ raus eine weitere Kündigung vorbereitet werden.“
Ilona Kolberg hat nicht ganz großen Anlass, es anders zu sehen. Die Vorwürfe seien lächerlich. Mal hätte sie die „persönliche Verteilzeit“ (Zeit für Toilettengänge, Rauchen, frische Luft schnappen) von 21 Minuten am Tag überschritten, ein anderes Mal die Arbeitsleistung nicht gebracht oder die Produktion absichtlich gestoppt .
Abmahnungen aus Personalakte entfernen
Es ist nicht ganz unbekannt, dass sich Conti gerne von Mitarbeitern trennen möchte, aber auch Kolberg möchte nicht zu denen gehören, die konstruiert gehen müssen. „Ich bin 54 Jahre alt, ich weiß, dass ich nichts mehr finde“, sagt sie. Aber sie hat während des letzten Prozesses das Kämpfen gelernt. „Ich würde es auf eine Klage ankommen lassen“, sagt sie, „davor habe ich keine Angst.“
Der Rechtsberater bei der IG Metall, Ulrich Stadtler, hält die Vorwürfe für wenig substanziell. Er hat Gegendarstellungen formuliert. „Sie gehen heute noch raus“, meint er gestern. Ziel sei es, den Arbeitgeber dazu zu bringen, die Abmahnungen wieder aus der Personalakte zu entfernen.
Bei Continental hält man sich zurück. Die Stellungnahme der Personalchefin Gabriela Küppers verlief erwartet knapp: „Ich werde dazu nichts sagen.“