Dortmund. Mit dem neuen Porsche seines Chefs hat ein 38-Jähriger in Dortmund an einem illegalen Rennen teilgenommen. Deren Anzahl hat sich 2020 verdoppelt.

Mit dem nagelneuen Porsche 911 Turbo S seines Chefs hat ein 38-Jähriger am Montagabend in Dortmund an einem illegalen Rennen auf dem Wallring teilgenommen. Auch ein BMW und zwei Mercedes waren einer Polizeistreife am Montagabend auf dem Wall aufgefallen. Die Fahrer der vier Pkw seien mit mit hohem Tempo gefahren, obwohl ab 21 Uhr auf dem Wall nur 30 Stundenkilometer erlaubt sind. Mit diesem Tempolimit will die Stadt Dortmund unerträglichen Motorenlärm und Unfallgefahren vermeiden.

"Die PS-starken Autos bildeten gegen 21.35 Uhr eine Formation auf dem Wall, beschleunigten stark und fielen durch einen riskanten Fahrstil auf", heißt es im Polizeibericht. Die Polizisten nahmen sofort die Verfolgung auf und stellten sich am Südwall quer vor die Pkw. Einem Mercedes- und einem BMW-Fahrer gelang die Flucht, für den Porsche- und einen Mercedes-Fahrer war das Rennen vorbei.

Mit einem Porsche 911 - ähnlich diesem Modell - nahm der 38-Jährige an dem illegalen Rennen teil.
Mit einem Porsche 911 - ähnlich diesem Modell - nahm der 38-Jährige an dem illegalen Rennen teil. © dpa | Porsche AG/dpa-tmn

Der 38-jährige Porsche-Fahrer aus Dortmund gab schließlich an, den Neuwagen für seinen Chef überführen zu wollen. Er händigte der Polizei die Zulassung und Fahrzeugschlüssel aus. Die Polizei stellte außerdem den Porsche sicher. Das gleiche Schicksal ereilte den 28-jährigen Fahrer des Mercedes. Sein Auto sah er auf der Ladefläche eines Abschleppwagens davonfahren.

Die Polizei ermittelt nun wegen des Verdachts auf Teilnahme an einem illegalen Rennen gegen die Männer (§ 315d Strafgesetzbuch). In beiden Fällen sind auch die Führerscheine fällig. Zudem kann im vorliegenden Fall eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren verhangen werden.

Zahl der illegalen Rennen in Dortmund hat sich 2020 verdoppelt

Seit Monaten hat die westfälische Stadt massive Probleme mit der Raserszene. Zwar führte Dortmund Anfang ein abendliches Tempo-30-Gebot auf dem Wallring ein und erhöhte die Polizei ihre Präsenz. Dennoch wird der Wallring vor allem abends und nachts immer wieder als illegale Rennstrecke genutzt.

Das belegt auch die Polizeistatistik: So verdoppelte sich die Zahl der illegalen Rennen innerhalb eines Jahres beinahe, von 52 im Jahr 2019 auf 100 im zurückliegenden Jahr 2020. Bei den Rennen kam es in den vergangenen drei Jahren zu 38 Unfällen, mit insgesamt 31 Verletzten. Einsatzkräfte der Polizei stellten im Zuge dieser Rennen 436 Fahrzeuge und 137 Führerscheine sicher.

Groß angelegte Plakatkampagne auf der B1 gestartet

Mit einer groß angelegten Plakatkampagne auf der B1 wolle die Polizei nun Denkanstöße liefern, "damit dieses Verhalten sozial geächtet und als Verbrechen wahrgenommen wird", erläutert Polizeisprecher Peter Bandermann. Natürlich verhindere ein Plakat nicht zwingend ein Rennen. "Wir wollen eine Debatte erreichen. Raser und Poser brüsten sich im Netz ja sogar mit ihren Taten. Wir wollen ihre Freunde und Familie dazu bringen, sie anzusprechen."

Mit einer groß angelegten Plakatkampagne auf der B1 will die Dortmunder Polizei eine Debatte anstoßen.
Mit einer groß angelegten Plakatkampagne auf der B1 will die Dortmunder Polizei eine Debatte anstoßen. © Unbekannt | Unbekannt

Die Teilnahme an einem illegalen Rennen sei ein Verbrechen. "Viele Raser wissen überhaupt nicht, was sie anrichten - für sich selbst aber vor allem für andere, die bei den lebensgefährlichen Rennen verletzt oder sogar getötet werden können", so Bandermann.

Dass vor allem Dortmund bei der Szene so beliebt ist, erklärt sich Bandermann auch mit der exponierten Lage als westfälisches Oberzentrum. Im aktuellen Fall stammten die Verdächtigen zwar aus Dortmund. "Bei den meisten illegalen Rennen kommen geschätzt rund 90 Prozent der Teilnehmer aus dem nahen Umland wie Hagen, Lünen, Hochsauerlandkreis, Märkischer Kreis und dem Kreis Soest."

Das Rund des Wallrings erwecke für manche Raser offenbar den Anschein einer Carrerabahn, so Bandermann: "Nur, dass eine Carrerabahn Spaß ist. Das, was hier passiert, ist tödlicher Ernst." (JeS)

* In einer ersten Version des Textes war die Rede von einem 20- und einem 21-jährigen Fahrer. Die Polizei hat die Angaben korrigiert.