Dortmund.. Vor dem Gipfel zwischen Tabellenführer Borussia Dortmund und Bayern München heizen BVB-Fangruppen die Stimmung an: Am Mittwoch soll das ganze Stadion stehen! Ausgehend von der Südtribüne soll mit ohrenbetäubendem Lärm und lauter Liedern der Schritt zur nächsten schwarzgelben Meisterschaft erfolgen.

Im Internet kursiert auf verschiedenen Seiten von BVB-Fangruppen ein „Aufruf zum Spiel gegen Bayern!“ Was zunächst verwundert (ist die Stimmung bei Heimspielen von Borussia Dortmund so schlecht, dass es besonderer Appelle bedarf?), klärt sich bei näherem Betrachten als zusätzlicher Ansporn auf.

Borussia Dortmund spielt, da besteht in BVB-Fanlagern kein Zweifel, wieder eine außergewöhnlich gute Saison, was zuletzt durch den Auswärtssieg in Wolfsburg und bei dem Wahnsinns-Heimspiel gegen Stuttgart ausdrücklich bestätigt wurde. „Auch durch diese zehn spektakulären Minuten gegen Stuttgart reifte bei vielen Borussen-Anhängern die Idee, beim Bayern-Spiel nochmal zusätzlich auf die Tube zu drücken“, erklärt Thilo Danielsmeyer vom Fan-Projekt Dortmund. „Daher stimmten sich einige Fan-Gruppen beim Auswärtsspiel in Wolfsburg ab, dass alle Stadionbesucher am Mittwochabend gegen die Bayern ein besonderes Zeichen setzen sollen.“

Konkret heißt dies: Aus der größten Stehplatztribüne Europas soll am Mittwoch gegen die zweitplatzierten Bayern aus München ab 20 Uhr (live im Ticker bei DerWesten) das größte Stehplatzstadion der Welt werden. Alle, auch die Sitzplatzkarten-Inhaber, sollen aufstehen, anfeuern und Krach machen. „Die Südtribüne will alle anderen Ränge mitnehmen, die Vorsinger werden nur einfache Lieder anstimmen, die wirklich jeder mitsingen kann“, so Danielsmeyer.

Ziel: 90 Minuten pure Unterstützung

Zum „Spiel der Spiele“ wird es keine besondere schwarzgelbe Choreographie geben, dafür 90 Minuten Unterstützung pur. „Gemeinsam wollen wir diese Partie zu einer ganz besonderen machen“, fordert das Fan-Projekt Dortmund. „Das hat sich die Mannschaft auch redlich verdient“, meint Danielsmeyer. Auch bei der Pressekonferenz mit BVB-Trainer Jürgen Klopp wollte Borussias Kommunikationschef Josef Schneck den Fan-Aufruf.

Der Plan für das gesamte Spiel (ein Auszug aus dem Aufruf): „Das ganze Stadion erhebt sich, und von nun an entsteht der berüchtigte ‘Westfalenstadion Roar’! Bei Ballbesitz des Gegners donnert ihm ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert entgegen! Jeder Ballgewinn eines Borussen wird frenetisch bejubelt! Angetrieben von der Südtribüne stimmt das gesamte Stadion in die Gesänge und Schlachtrufe ein und schreit den Ball förmlich ins Tor!“

Keine Kritik, sondern ein paar Prozent mehr Anfeuerung herauskritzeln

Damit, so unterstreicht Danielsmeyer, soll keinesfalls wie weiland Uli Hoeneß („Für eure scheiß Stimmung seid ihr doch verantwortlich....“) Kritik an etwas trägeren Sitzplatzkarten-Inhabern geübt werden, sondern einfach ein paar Prozent mehr Anfeuerung herausgekitzelt werden. „Viele Fangruppen finden den Aufruf und die Idee gut. Vielleicht kann man so auch den Gegenbeweis antreten, dass die Ultras die besseren Fans sind... Wir wollen jedenfalls alle im Stadion ins Boot bekommen“, so Danielsmeyer.

Daher formulieren die Fangruppen in ihrem Aufruf weiter: „Eben diesen ‘Westfalenstadion Roar’ gilt es, am Mittwoch von Anfang und über 90 Minuten brodeln zu lassen! Jeder Borusse muss sich bewusst machen, dass wir Fans auf den Tribünen den Ausschlag geben können und welche Waffe wir sein können! Besonders in engen und wichtigen Spielen, genau so eins steht uns am Mittwoch bekanntlich bevor. Unsere Mannschaft kann und wird mit breiter Brust ins Spiel gehen. Mit gewohnt brutaler Gier nach 3 Punkten werden sie sich für die schwarz-gelben Farben zerreißen. Lasst es uns ihnen gleich tun und sie dabei gemeinsam bedingungslos unterstützen! Für unseren Traum – Für Dortmund – Alles für Borussia!“

Banner der „Rainbow-Borussen“ am Mittwoch

Zudem kündigte die Fangruppe „Rainbow-Borussen“ an, nach den viel kritisierten homophoben Schmähplakaten der Desperados beim Bayern-Spiel am Mittwoch eigene Banner aufzuhängen. Mit der bundesweiten Aktion „Fußballfans gegen Homophobie“ ging im vergangenen Jahr dieses Plakat auf Reisen, das schon in verschiedenen Stadien Europas zu sehen war und nun beim Bundesliga-Spitzenspiel gezeigt werden soll.

Die „Rainbow-Borussen“ kämpfen seit Jahren für eine bunte Stadionkurve, unabhängig von jeglicher sexueller Neigung. Beim Spiel des BVB gegen Bayern München soll nun wieder ein Zeichen gesetzt werden, mit dem viele Fans von Borussia Dortmund zeigen wollen, dass „homophobe Äußerungen im Stadion und anderswo von uns nicht geduldet werden“.

Gelassenheit bei der Polizei Dortmund

Für Dortmunds Polizei hingegen ist der Liga-Gipfel „ein Spiel wie jedes andere", sie sei mit ausreichend Kräften im Einsatz. Aus taktischen Gründen wird die genaue Zahl der Beamten nicht genannt. Fans rät die Behörde, für die Anreise ausreichend Zeit einzuplanen und am besten öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. „Die Bundesstraße 1 und die Bundesstraße 54 um das Stadion sind wahrscheinlich schnell überfüllt", sagte ein Polizeisprecher.