Dortmund/Gelsenkirchen. Nach den Krawallen in Dortmund melden sich die Ultras aus Gelsenkirchen zu Wort. Die 600 Schalke-Fans hätten bewusst eine alternative Anreise gewählt, weil sie auf der für sie vorgesehenen Anfahrtsstrecke regelmäßig angegriffen würden. Die Ultras sehen sich zu Unrecht von der Polizei beschuldigt.
Die Ultras aus Gelsenkirchen (UGE) haben sich nach den Ausschreitungen beim Revierderby zu Wort gemeldet. Sie erklären in einer Stellungnahme, warum sie sich von der Polizei zu Unrecht beschuldigt sehen und warum sie bewusst nicht über die für sie vorgesehene Route angereist sind.
Eine große Gruppe von etwa 600 Schalke-Fans, darunter die Ultras Gelsenkirchen, hatte für die Reise zum Derby zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke am Samstag nicht den Sonderzug gewählt, sondern war separat bis zur Technischen Universität Dortmund gefahren, um von dort zum Stadion zu laufen.
Eskalation am Sonderzug-Bahnhof
In ihrer Stellungnahme begründen die Schalker ihre Fahrt über den S-Bahn-Haltepunkt "Universität" mit der Situation am Sonderzug-Bahnhof "Signal-Iduna-Park". Dort seien die Verhältnisse zu beengt. "Der blau-weiße Gästetross wird durch ein enges Spalier aus Absperrgittern, Zäunen und Polizisten in Richtung Strobelallee geführt. Durch Wurfgeschosse kommt es hierbei jedes Mal zu zahlreichen Verletzten auf Seiten der Gästefans", schildern die Ultras die Situation. Durch die Enge des Weges gebe es im Falle einer Panik keine Fluchtmöglichkeiten.
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In der Tat kam es auch am Samstag zu Pöbeleien: BVB-Fans sollen Gegenstände, darunter Bengalos, geworfen haben. Eine kleine Gruppe Schalker durchbrach ihrerseits einen Zaun, um zu den Dortmundern zu gelangen. Ein Wasserwerfer bereinigte die Situation binnen Sekunden.
Schalker Ultras wollen über "Universität" anreisen
Die Gelsenkirchener Ultras erklären weiter, sie hätten mit der gewählten Anreiseroute aufzeigen wollen, dass die S-Bahnhaltestelle "Universität" eine Alternative sei, Gästefans konfliktfrei zum Stadion zu bringen. Dies sei sogar zu Fuß möglich. Die Polizei Dortmund gestattet jedoch mit Ausnahme des Derbys am 12. Mai 2007 keine Märsche von Gästefans durch Dortmund. Die Ultras seien deshalb auch nicht auf ein Gesprächsangebot der Polizei eingegangen. Die Polizei habe stets verdeutlicht, dass die Anreise über den Bahnhof "Signal-Iduna-Park" nicht verhandelbar sei.
BVB-Fans fühlen sich durch Marsch der Schalker provoziert
Viele BVB-Fans empfinden den Marsch der Schalker am Samstag allerdings als Provokation und werfen der Polizei nun vor, auf die große Gruppe nicht vorbereitet gewesen zu sein. In der Tat konnten die etwa 600 in blaue T-Shirts gekleideten Schalker offensichtlich ohne Polizeibegleitung bis fast zum Stadion gehen. Die Polizei Dortmund sagte jedoch auf Nachfrage, sie habe die Gruppe im Blick gehabt. Die Schalker selbst teilen in ihrer Stellungnahme mit, dass sie keine Polizeibegleitung gehabt hätten. Doch der Fanbeauftragte des FC Schalke sei in der Gruppe mitgelaufen - daher könne auch von einer konspirativen Anreise keine Rede sein.
Ultras Gelsenkirchen fühlen sich zu Unrecht beschuldigt
An den Ausschreitungen an der Gaststätte Flora, bei denen unter anderem Dortmunds NPD-Kreisvorsitzender Matthias Wächter festgenommen wurde, sind die Ultras Gelsenkirchen nach eigenen Angaben nicht beteiligt gewesen. Nach ersten Erkenntnissen sind dort offenbar Schalker angegriffen worden, die Ultras Gelsenkirchen sollen aber eine andere Route gewählt haben.
Warum sie eine große Menge Pyrotechnik ins Stadion geschmuggelt und gezündet hatten, erklären die Ultras in ihrer Stellungnahme nicht. Durch die Präsentation eines vor drei Jahren gestohlenen Banners der Dortmunder Ultra-Gruppierungen Desperados und The Unity hatten sie die Stimmung zusätzlich angeheizt. Im Anschluss daran kam es zu einem Zusammenstoß Dortmunder Ultras und der Polizei unter der Südtribüne.
Die Polizei Dortmund wollte sich zu der Stellungnahme der Ultras Gelsenkirchen nicht äußern. Zu Veröffentlichungen im Internet nehme die Behörde grundsätzlich keine Stellung. Die Polizei sei jedoch jederzeit für Gespräche offen - "aber nicht mit Gewalttätern, die unseren Beamten Steine, Flaschen und andere Gegenstände an die Köpfe werfen", so eine Sprecherin.