Dortmund.. Seit 1958 gedenkt Dortmund in der Bittermark der NS-Opfer – in diesem Jahr zieht Gamze Kubasik, deren Vater von der Zwickauer Terrorzelle ermordet wurde, die Verbindung zur Gegenwart. Zudem gestalten erstmals Jugendliche die Gedenkfeier mit.
Seit über 50 Jahren erinnert die Stadt Dortmund Karfreitag am Mahnmal in der Bittermark an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. In diesem Jahr wird auch der Opfer der Morde der NSU gedacht. Nach der Schweigeminute an den Kränzen und dem Gedenken in der Krypta sprechen Bürgermeisterin Birgit Jörder und Ernst Söder. Dann wird Gamze Kubasik, die Tochter des am 4. April 2006 in seinem Kiosk an der Mallinckrodtstraße erschossenen Mehmet Kubasik, den Bogen von den Gräueltaten der Nationalsozialisten zu den Neonazis spannen.
Noch kurz vor Kriegsende, um Ostern 1945, hatten im Rombergpark und in der Bittermark 280 Menschen den Tod gefunden. Neun Jahre später, ebenfalls an den Ostertagen, fanden 194 von ihnen auf der Lichtung im Stadtforst ihre letzte Ruhestätte. Und es war der Karfreitag 1958, als die Leiche eines unbekannten Opfers in der Krypta des gerade fertig gestellten Mahnmals bestattet wurde. Seitdem hält die Stadt Dortmund dort mit der jährlichen Gedenkfeier die Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse wach.
In diesem Jahr gestalten erstmals Jugendliche die Gedenkfeier mit. Sie hatten im vergangenen Jahr gemeinsam mit Oberbürgermeister Ullrich Sierau Berlin und das Konzentrationslager Auschwitz besucht und sich bereit erklärt, fortan als „Botschafter der Erinnerung“ zu wirken. Seitdem sprechen sie in Schulen und anderen Einrichtungen über ihre Erfahrungen und wirken bei Gedenkfeiern mit. Im Mai werden sie in Dortmunds israelischer Partnerstadt Netanya erneut mit Sierau zusammentreffen und die gemeinsame Erinnerungsarbeit fortsetzen.
„Weg der Erinnerung“ führt zum Mahnmal
Mit einem „Weg der Erinnerung“ werden die Jugendlichen bei der Gedenkveranstaltung in der Bittermark an dort und im Rombergpark ermordete NS-Opfer erinnern. Dazu werden am Weg zum Mahnmal 15 Erinnerungstafeln aufgestellt, die mit Fotos und Texten an die Gestapo-Opfer erinnern. Weitere Informationen wird eine Tafel am Platz des Mahnmals selbst liefern. Ziel der Aktion ist es, einzelne Opfer aus der Anonymität zu reißen und ihnen Namen und Gesichter zurück zu geben. Damit und durch eigene Beiträge zur Gedenkfeier sollen vor allem Jugendliche angesprochen und zu weiterer Beschäftigung mit dem Thema angeregt werden.
Insgesamt elf Botschafter beteiligen sich stellvertretend für die Jugendfreizeitstätte Eving, die Brackeler Falken, die Droste-Hülshoff-Realschule, die Johann-Gutenberg-Realschule und das Bert-Brecht-Gymnasiums in diesem Jahr an der Gedenkveranstaltung in der Bittermark. Unterstützt von der Arbeitsstelle „Zukunft braucht Erinnerung“ werden sie die Veranstaltung gemeinsam mit Klaus Lenser moderieren.
Die mitwirkenden „Botschafter der Erinnerung“ sind Axel Kotzur, Moritz Heller, Fenja Harkämper, Nicole Herdt, Angi Marten, Maurice Weinheimer und Ismail Cayir.
Programm der Gedenkfeier in der Bittermark an Karfreitag, 6. April 2012:
- 15.00 Uhr Posaunenchöre aus Dortmund
- 15.05 Uhr Anmoderation Klaus Lenser
- 15.10 Uhr Chorakademie Dortmund
- 15.15 Uhr Gang zu den Kränzen und Schweigeminute
- 15.20 Uhr Begrüßungsansprache Bürgermeisterin Birgit Jörder
- 15.30 Uhr Grußwort Ernst Söder
- 15.40 Uhr Redebeitrag Gamze Kubasik
- 15.45 Uhr Beitrag der „Botschafter der Erinnerung“: der Weg der Erinnerungen
- 15.55 Uhr Chorakademie Dortmund
- 16.10 Uhr Beitrag der „Botschafter der Erinnerungen“: Textcollage zum Thema Zwangsarbeit
- 16.15 Uhr „Moorsoldaten“ Chorakademie Dortmund, Posaunenchöre aus Dortmund
- Die „Botschafter der Erinnerungen“ verteilen zum Abschluss Blumen.