Bottrop-Kirchhelle. Die Stadt hat Bürgern den Planungsstand zum Neubau der Feuer- und Rettungswache vorgestellt. Der geplante Standort sei die „sinnvollste Lösung“.
Kirchhellen braucht eine neue Feuer- und Rettungswache und soll diese nach den Plänen der Verwaltung an der Kreuzung Rentforter Straße/In der Koppel bekommen. Der Planungsstand und die bisherigen Gutachten wurden am Mittwoch in einer Bürgerversammlung im halb gefüllten Saal des Brauhauses vorgestellt.
Das alte Gebäude an der Schulstraße/Auf der Bredde entspricht nicht mehr den Anforderungen und ist auch nicht sinnvoll zu sanieren und aufzurüsten, stellte der Sprecher der Feuerwehr Michael Duckheim klar. Die modernen Fahrzeuge seien beispielsweise höher geworden und passten nicht mehr in die Halle.
Es bestehe erheblicher Handlungsbedarf, da auch die heutigen Hygiene -und Arbeitsschutzrichtlinien dort nicht einzuhalten seien. Die Feuerwehr habe zehn mögliche Flächen geprüft und sechs davon aus einsatztaktischen Erwägungen ausgesondert.
Für den neuen Standort in Kirchhellen spricht die schnelle Erreichbarkeit
Das Gelände an der Rentforter Straße stellte sich als besonders geeignet heraus, weil die Wache von den Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr schnell erreichbar sei, ebenso wie die Einsatzorte in den Ortsteilen und die Auffahrt zur A 31.
Amtsleiterin Christina Kleinheins erläuterte die Grundüberlegungen des Planungsamtes zu den vier favorisierten Standorten. Bei zwei Flächen sprachen schon regionalplanerische Festlegungen gegen die Grundstücke, eine weitere eignete sich wegen ökologischer Bedenken und Überflutungsgefahr nicht, so dass nach allen angelegten Kriterien der Standort an der Rentforter Straße am besten geeignet war.
Grüne Flachdächer: „Anders kann man heute nicht mehr bauen“
Die betreffenden Grundstücke hat die Stadt inzwischen erworben und ein Architekturbüro mit der Planung beauftragt. Vorgesehen sind jetzt zwei zweigeschossige Gebäude mit Übungsturm für die Feuerwehren sowie Rettungswache und Werkstatt. Die Flachdächer werden begrünt: „Anders kann man heute nicht mehr bauen.“
Die Alarmausfahrt mit Ampelschaltung wird an der Rentforter Straße liegen, die Einsatzkräfte kommen über die Kreuzung am Kirchhellener Ring zum Dienst, die Durchfahrt ins Wohngebiet In der Koppel wird gesperrt. Eine Lärmschutzwand und die Gebäudestellung schirmen die angrenzende Wohnbebauung ab, alle Richtwerte werden laut Gutachter eingehalten.
2022 gab es in Kirchhellen nachts nur 20 Feuerwehreinsätze
Der Chef der Freiwilligen Feuerwehr Dieter Heidermann stellte den Befürchtungen Einsatzzahlen gegenüber, die Zahl der Nachteinsätze halte sich in überschaubarem Rahmen. Im letzten Jahr habe es nachts nur 20 Feuerwehreinsätze und 130 Rettungsfahrten gegeben: „Am jetzigen Standort sind keine Beschwerden der Anwohner gekommen.“
Zu den Befürchtungen der Bürgerinitiative zu Auswirkungen auf Klima, Lärm, Artenschutz , Natur und Umwelt sowie Boden und Entwässerung wurden Fachgutachten eingeholt und bei der Versammlung vorgestellt.
Bezüglich der Kaltluftströmung schließen die Gutachter eine weitreichende Schwächung aus, es ergeben sich nur geringfügige Temperaturveränderungen, die Klimaauswirkungen beschränken sich auf das unmittelbare Umfeld der Wache. Die Eingriffe in Natur und Landschaft können voraussichtlich vollständig im Nahbereich ausgeglichen werden. Ob Brutstätten von Kiebitz und Feldlerche betroffen sind, muss noch geprüft werden. Zur Ableitung des Schmutz- und Niederschlagwassers gibt es mehrere Optionen, die technisch umsetzbar sind und auf Umweltbelange und Wirtschaftlichkeit geprüft werden.
Bürger kritisieren: Wir sind nicht ausreichend einbezogen worden
Bei der anschließenden, überwiegend sachlichen Diskussion wurden mehrfach Vorwürfe geäußert, die Bürgerinnen und Bürger seien nicht ausreichend einbezogen worden. Die Verwaltung wies den Vorwurf zurück, man habe immer im Rahmen der Vorschriften gehandelt. Bei kritischen Nachfragen zu Klimaauswirkungen wurde immer wieder auf die Gutachten verwiesen, die eindeutig belegten, dass die Auswirkungen sich nur auf den eigentlichen Standort beziehen, was bei allen anderen Standorten aber auch mindestens der Fall gewesen wäre.
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Bedenken gegen die Forststraße als Anfahrt nach Grafenwald zerstreute Duckheim. Die Straße sei gerade und an der Einmündung im Gegensatz zu anderen Möglichkeiten gut einsehbar. Außerdem habe man bei der Feuerwehr oft schwierige Verkehrssituationen zu bewältigen.
Dezernent: „Der Standort ist die sinnvollste Lösung“
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„Der Standort ist nach Abwägung aller Vor- und Nachteile die sinnvollste Lösung“, resümierte der Technische Beigeordnete Klaus Müller, „allen Belangen kann man nicht Rechnung tragen.“ Nach der Entscheidung der politischen Gremien werden die Beschlüsse und Fachgutachten ausgelegt, die Öffentlichkeit hat dann die Gelegenheit, dazu Stellung zu nehmen. Die Stellungnahmen werden wiederum dem Rat der Stadt vorgelegt. Ein Baubeginn wäre Anfang 2025 möglich, die Wache könnte bis Ende 2026 fertig sein. Als Gesamtsumme der Baukosten prognostiziert Klaus Müller etwa 25 Millionen Euro.