Bottrop. Bunte XXL-Blumentöpfe sollen das Stadtbild in Bottrop verbessern. Aktuell sorgt das „bunte Band“ – wieder einmal – für Diskussionen und Ärger.

Sie sollen die Atmosphäre verbessern, sollen Farbe in die Einkaufsstraßen bringen: Die bunten Blumenkübel waren bei ihrer Anschaffung vor zwei Jahren als Beitrag zur Steigerung der Innenstadt-Attraktivität gedacht, bringen seitdem aber viel Ärger mit sich. Aktuell kocht eine Diskussion um die Bepflanzung hoch – Umweltdezernent Klaus Müller räumt mit Missverständnissen auf.

Eine, die besonders verärgert, aber auch enttäuscht ist, ist Irini Hubert. Die Wirtin der Domschänke hatte vergangenes Jahr einen Blumentopf vor ihrem Lokal gepflegt. Da das von der Stadt gepflanzte Grün schnell eingegangen war, weil es laut Hubert nicht gewässert und gehegt wurde, habe sie den Riesen-Blumentopf selbst neu bepflanzt.

Blumenkübel in Bottrop: Über 30 Paten wollen sich kümmern

Ein erstes Ärgernis sei es schon gewesen, als die Töpfe zum Herbst hin abgebaut worden waren. „Wir hatten extra winterfeste Pflanzen eingesetzt.“ Im Spätsommer vergangenen Jahres sei sie von Karl-Heinz Hulisz angesprochen worden, ob sie als Patin für die Kübel in diesem Jahr zur Verfügung stehe. Klar sagte sie zu.

Karl-Heinz Hulisz, Mitglied der Bezirksvertretung Mitte für die Grünen, sprach noch viele weitere Geschäfts- und Privatleute an, sammelte über 30 potenzielle Baum- und Gießpatenschaften. Man habe sich im Herbst, so erzählen es Hulisz und Hubert, für das Pflanzen von Olivenbäumen und Fächerpalmen entschieden – weil sie pflegeleicht, selten zu gießen und winterfest sind.

Bei einem Treffen mit Vertretern der Stadtverwaltung sei Karl-Heinz Hulisz, der sich um die Patinnen und Paten bemüht hatte, aber überstimmt worden: Olivenbäume und Palmen passten nicht nach Bottrop. Einige fühlen sich nun vor den Kopf gestoßen, andere verstehen die Meinung des Fachbereichs. Irini Hubert will die Patenschaft unter den Umständen nicht aufrechterhalten. „Wir sollen Merhaba kriegen und mediterran passt nicht nach Bottrop?“, fragt sie voller Unverständnis. „Mir tut es für die Pflanzen leid, aber das Gestrüpp, das die Stadt pflanzt, pflege ich nicht.“

Bottroper Blumenkübel wurden regelmäßig umgestoßen

Im vergangenen Jahr war die Begrünung der Töpfe oft Grund für Gespött. Kleine Pflänzchen gingen unter in den XXL-Kübeln, vertrockneten noch dazu. Stattdessen spross Unkraut daneben. Allerdings hatte Tilmann Christian, Abteilungsleiter im Fachbereich Grün und Umwelt, auch versprochen, dass die Pflanzen dieses Jahr nicht mickrig bleiben, sondern zu verschiedenen Jahreszeiten blühen sollten.

Und Umweltdezernent Klaus Müller macht klar: Es dürfen auch Olivenbäume gepflanzt werden – das werde die Stadt nun auch tun. Bei Palmen allerdings bestehe die Gefahr, dass sie die Windlast nicht aushalten, von Sturm also umgerissen werden könnten.

Ebenfalls Ärger hatte es im vergangenen Jahr gegeben, weil immer wieder Blumenkübel umgeschmissen worden waren. Die Stadt hat deshalb beschlossen, neue, größere anzuschaffen, die sich besser verankern und nicht umwerfen lassen. 1000 Euro kostet ein solcher XXL-Topf, 30 davon will die Stadt kaufen. Eine Investition, die manche nicht verstehen können, wie Thomas Albrecht. Der Einzelhändler von der Poststraße sagt, die Stadt haue hier „die Kohle raus“.

Neue XXL-Blumentöpfe größtenteils aus Fördermitteln finanziert

Die neuen Kübel, stellt Klaus Müller klar, würden zu zwei Drittel durch Gelder aus dem Stärkungsfonds bezahlt, ein Drittel müsse privat bezuschusst werden. Die kleineren, schon vorhandenen Blumenkübel würden nicht etwa ausrangiert, sondern in Gruppen zusammengestellt – wie bereits jetzt auf dem Ernst-Wilczok-Platz –, wo sie miteinander verbunden und somit nicht umgeworfen werden können.

Die Blumenkübel vor dem Bottroper Rathaus: Damit sie nicht umgeworfen werden können, stehen sie nah beieinander.
Die Blumenkübel vor dem Bottroper Rathaus: Damit sie nicht umgeworfen werden können, stehen sie nah beieinander. © Unbekannt | LH

Hinzu komme, so Müller, dass die Pflege der XXL-Töpfe sehr aufwendig ist, sie regelmäßig abgefahren werden müssen, um Wasser zu bekommen – eine Einzelaufstellung vor Geschäften mache da keinen Sinn. „Das ist ein Aufwand, der nicht zu leisten ist.“

Umso mehr freut er sich über die Bereitschaft der Geschäftsleute, bei der Pflege zu unterstützen: „Das ist ausdrücklich lobenswert.“ Die Stadt werde nun alle Patinnen und Paten noch mal kontaktieren, um die Wogen zu glätten und die Tatsachen zu klären.

Bepflanzung in Bottrop soll insektenfreundlich sein

Auch Christoph van Holt, Geschäftsführer der Bremer Baustoffe, will 15 Patenschaften übernehmen. Ihm sei es wichtig, dass das „enttäuschende Bild in Innenstadt“ aufgebessert wird. „Ich bin nicht nur Geschäftsmann, sondern auch engagierter Bürger und möchte, dass die Innenstadt schön ist.“ Ob nun mit Palmen oder heimischen Pflanzen.

Zweitere präferiert eindeutig Dirk Helmke, Vorsitzender der IG Rathausviertel. „Ich bin ein Gegner von Palmwedeln.“ Und auch Olivenbäume passten zwar vor einen Italiener, aber nicht in die gesamte Innenstadt. Sein Kernargument: Diese Pflanzen sind nicht insektenfreundlich, ziehen keine Bienen an. Die Insektenfreundlichkeit, so erklärt es auch Klaus Müller, sei auch eine Bedingung für die Fördergelder.

Selbst in die Hand genommen hat die Thematik Oliver Helmke auf der Gastromeile. Auch er wollte zehn Baumpatenschaften übernehmen und würde das immer noch, „weil wir in der Stadt gar nicht genug Grün haben können“. Für die Gladbecker Straße hat er nun selbst Kübel gekauft – und mit Olivenbäumen bepflanzt.

Neue Kübel erst im Hochsommer

Bis die neuen XXL-Blumenkübel in der Stadt aufgestellt werden, dauert es noch etwas. Vor den Sommerferien werde das nicht klappen, sagt Umweltdezernent Klaus Müller. Sie werden aber, anders als in den vergangenen zwei Jahren, über den Winter stehenbleiben und mit Grün bepflanzt werden, das winterfest ist.