Bottrop. Hat die Innovation-City-Modellstadt Bottrop ihre hochgesteckten Klimaziele erreicht? Noch nicht, denn sie setzt sich ja noch ehrgeizigere Ziele.

Hat Bottrop als Innovation-City-Modellstadt die Klimaziele formal erreicht oder nicht? Darauf geben die Innovation-City-Management-Gesellschaft und Wissenschaftler des Wuppertal-Institutes für Klima, Umwelt, Energie nach wie vor unterschiedliche Antworten. Das Ziel des Klimaschutzmodellprojektes war es, innerhalb von zehn Jahren bis Ende 2020 in dem Bottroper Modellgebiet den CO2-Ausstoß mindestens um die Hälfte zu vermindern. Während die Innovation-City-Manager diese 50 Prozent-Marke in ihrer Bilanz leicht überschritten sehen, errechneten Forscher des Wuppertal-Institutes eine CO2-Einsparung von 47 bis 49 Prozent.

Das bekräftigte Wissenschaftler Steven März jetzt auch vor Ratsvertretern in der Aula Welheim. Der Vertreter des Wuppertal-Institutes und Innovation-City-Manager Burkhard Drescher erläuterten dort auf Wunsch des Bottroper Stadtrates ihre Erfolgsbilanzen des Klimaschutzprojektes und blickten in dessen Zukunft.

Einigkeit herrscht, dass das Modellprojekt so oder so zielführend sei. So betonte Wissenschaftler Steven März während der Erläuterung seiner Bilanz für das Wuppertal-Institut: „Innovation City ist ausgesprochen erfolgreich und wegweisend“. Bundesweit liege die CO-Einsparung im selben Zeitraum durchschnittlich bei 23 Prozent. „In Bottrop wurde mehr als das Doppelte erreicht“, sagte der Forscher vor Ratsvertretern in der Aula Welheim.

Bottrop hat international Vorbildcharakter bekommen

Bei der Gewinnung von Solarstrom pro Einwohner ist die Innovation-City-Modellstadt Bottrop mit ihren vielen Photovoltaikzellen auf den Hausdächern Spitzenreiterin.
Bei der Gewinnung von Solarstrom pro Einwohner ist die Innovation-City-Modellstadt Bottrop mit ihren vielen Photovoltaikzellen auf den Hausdächern Spitzenreiterin. © Innvoation city Management GmbH | Unbekannt

Die Stadt habe national wie international Vorbildcharakter. Wegweisend sei gerade die enge Verzahnung des Engagements der Bürger und der Wirtschaft mit Land und Bund als Fördergeldgebern, hob der Wissenschaftler hervor. „Das Zentrale war die Aktivierung der Bürger“, sagte auch Innovation-City-Manager Burkhard Drescher. Er schreibt den Erfolg des Klimaschutzprojektes vor allem den jungen Leuten in Bottrop zu. „Ich bin überzeugt, dass die Schülerinnen und Schüler erfolgreich waren, weil sie ihre Eltern überzeugt haben“, betonte Drescher. Die Kinder hätten in den Familien so lange argumentiert, bis zum Beispiel eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach war. Immerhin sei die Stadt durch das Innovation-City-Projekt auch zur Spitzenreiterin bei der Nutzung von Sonnenenergie pro Einwohner geworden. Auch Forscher Steven März bestätigte, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien in Bottrop zur Verringerung des CO2-Ausstoßes beigetragen habe.

Die Abweichung bei der Bewertung des Innovation City-Ziels erklären beide damit, dass die Daten für das letzte Innovation-City-Jahr 2020 noch nicht komplett sind und hochgerechnet wurden. „Wir haben mit lokaleren Daten gerechnet“, erklärt Burkhard Drescher, warum die Management-Gesellschaft von einer CO-Verringerung um 50,09 Prozent ausgeht.

Auf null CO2-Ausstoß zu kommen, wird für Bottrop schwieriger

Klärwerk wird Kraftwerk

Der Umbau des Bottroper Klärwerks in der Welheimer Mark zu einem Kraftwerk hat großen Anteil am Erfolg des Innovation-City-Modellprojektes. Denn das Klärwerk wurde so von einem Stromfresser zu einem Betrieb, der die von im benötigte Energie zu hundert Prozent selbst herstellt und auch zigtausende Tonnen CO2 einspart.Dazu tragen ein Windrad am Sturmshof, vier Blockheizkraftwerke, die aus Klärgas Energie gewinnen, jede menge Photovoltaik-Zellen auf den Dächern, eine große Dampfturbine und die weltweit größte solarthermische Klätschlammtrocknungsanlage bei.

„Es ist Halbzeit“, betonte Steven März. Wie Burkhard Drescher sagte auch er, dass die Stadt auf ihrem Weg zur Klimaneutralität in den kommenden zehn bis 15 Jahren vor größeren Herausforderungen stehe. „Wir können das schaffen“, betonte Drescher, doch es werde schwieriger als bisher.

Umweltdezernent Klaus Müller hat die Herausforderung längst angenommen. Er wies darauf hin, dass eine erste neue Klimaoffensive bereits in Gang sei. Dazu hatte die Verwaltung weitere Maßnahmen zur Verbesserung des Stadtklimas vorgeschlagen. Sie will wie bereits bei Innovation City die Bürger durch die Zahlung von Fördergeldern ermuntern, Geld in Klimaschutz zu stecken.

Innovation-City-Manager: „Klimaumbau entlastet Bürger finanziell“

Dabei geht es außer um die Förderung von Sonnenenergie zum Beispiel auch um die Begrünung von Dächern, um der Aufheizung der Stadt in Hitzesommern entgegenwirken zu können. „Wir wollen in einer Vorreiterrolle bleiben. Wir haben keinen Grund, uns auszuruhen“, bekräftigte Klaus Müller.

Wie der Umweltdezernent setzt auch Innovation-City-Manager Drescher große Hoffnung darauf, dass immer mehr Bürgerinnen und Bürgern klar wird, dass sich Klimaverbesserungen für sie lohnen. Drescher: „Der Klimaumbau der Stadt entlastet die Bürger auch finanziell“.