Bottrop.. Wer über genügend Kleingeld verfügt, der lässt sich einen Oldtimer so richtig was kosten. Davon profitiert auch das Tuning-Unternehmen in Bottrop.

Wenn Bodo Buschmann an dem 300 SL steht, dem legendären Flügeltürer, dann geht ihm das Herz auf, dann rückt der Geschäftsmann in den Hintergrund und der Auto-Enthusiast bricht durch. Zwei dieser legendären Wagen stehen in der Halle der Brabus-Klassiksparte. Dazu kommen noch etliche andere Sammlerfahrzeuge mit dem Stern. Der Erhalt dieser automobilen Kultur liegt dem Brabus-Gründer am Herzen – doch er hat eben auch ein Gespür fürs Geschäft.

Vom Hobby zum Unternehmenszweig

„Mein Chefingenieur und ich haben die Restauration der Klassiker schon lange als Hobby betrieben“, sagt Buschmann. Vor gut fünf Jahren sei dann die Entscheidung gefallen, diese Dienstleistung auch im großen Stil für Kunden anzubieten. Die Geburtsstunde von „Brabus Classic“. Eine Sparte, die kontinuierlich gewachsen ist. Oder wie es Buschmann sagt: „Es war eine gute Entscheidung, und wir haben genau zur richtigen Zeit in den Klassikbereich investiert.“

So hat die Financial Times noch vor kurzem errechnet, dass sich der Wert klassischer Sammlerfahrzeuge in den vergangenen zehn Jahren um 395 Prozent steigerte. „Wir treffen hier noch einmal auf eine andere interessante Zielgruppe“, urteilt Buschmann.

Details wie dieser originale Koffer aus dem 300 SL sind wichtig.
Details wie dieser originale Koffer aus dem 300 SL sind wichtig. © Labus / FUNKE Foto Services | Labus / FUNKE Foto Services

Anfangs untergebracht in der Glashalle im Stammwerk, haben die Classic-Mitarbeiter längst eine eigene Werkshalle bezogen. Mehr als drei Millionen Euro hat Brabus investiert, und die Sparte soll weiter wachsen. Händeringend sucht das Unternehmen Personal. „Wir brauchen Kfz-Mechaniker, die diese Technik noch gelernt haben“, sagt Buschmann. Auch für die Auszubildenden ist die Abteilung eine Station. Drei Monate lang werden sie hier eingesetzt. Wer geschickt ist und Spaß an der Aufgabe hat, dem winkt die Übernahme. Doch Buschmann sagt auch, dass die Sparte nicht beliebig wachsen könne. Schließlich seien Klassiker nicht beliebig reproduzierbar.

Wenn die Wagen – alles Nachkriegsmodelle – die Halle der Brabus-Klassiksparte verlassen, sind sie so gut wie neu. Wahrscheinlich sogar besser. Dieses Lob, das Buschmann da wiedergibt, kommt aus berufenem Munde. Daimler-Boss Dieter Zetsche habe ihm das einmal so gesagt, verrät der Brabus-Chef.

Drang zur Perfektion

Dieser Drang zur Perfektion spiegelt sich in den Modellen wieder. Buschmann greift in einen Flügeltürer. Auf der Gepäckablage ist der originale Koffer verzurrt, den er nun vorzeigt. „So etwas gefällt mir“, lobt er. Doch weshalb sind seine Klassik-Modelle besser als ab Werk? Da ist vor allem der Rostschutz zu nennen. Die Fahrzeuge kommen während ihrer Komplettrestaurierung in ein KTL-Tauchbad. Bei dieser Kataphorese, einem elektrochemischen Verfahren, wird der Lack beschichtet und das Auto auf diese Weise besonders gut vor Rost geschützt. Angesprochen auf das moderne Verfahren sagt Buschmann: „Wir atmen ja auch die Luft von 2015 und nicht mehr die von vor 50 Jahren.“ Außerdem dürften die Originallacke zum Teil nicht mehr verarbeitet werden. Doch auch wenn moderner Lack aufgebracht wird, der Wagen hat am Ende wieder den Original-Farbton wie bei der Auslieferung.

Brabus Klassik

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Selbst unter dem Boden alles Blitz-blank neu.
Selbst unter dem Boden alles Blitz-blank neu. © Labus / FUNKE Foto Services | Labus / FUNKE Foto Services
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Jens Plevnik in der Werkstatt an einer Vollrestauration eines Mercedes Modell 107 560 SL.
Jens Plevnik in der Werkstatt an einer Vollrestauration eines Mercedes Modell 107 560 SL. © Labus / FUNKE Foto Services | Labus / FUNKE Foto Services
Die Firma Brabus in Bottrop ist weltbekannt für die Veredelung und das Tuning von Mercedes Benz Fahrzeugen. Weniger bekannt aber bereits ein bedeutendes Standbein der Firma ist die Klassik-Sparte. Am Mittwoch den 24.06.2015 dürfen wir uns im Werk 4 ein Eindruck veschaffen. Im Foto das Gütesiegel.Foto: Winfried Labus / FUNKE Foto Services
Die Firma Brabus in Bottrop ist weltbekannt für die Veredelung und das Tuning von Mercedes Benz Fahrzeugen. Weniger bekannt aber bereits ein bedeutendes Standbein der Firma ist die Klassik-Sparte. Am Mittwoch den 24.06.2015 dürfen wir uns im Werk 4 ein Eindruck veschaffen. Im Foto das Gütesiegel.Foto: Winfried Labus / FUNKE Foto Services © Labus / FUNKE Foto Services | Labus / FUNKE Foto Services
Im Foto arbeiteten Adnan Incircioglu und Klaus Völmeke in der Werkstatt an einer Vollrestauration eines Mercedes.
Im Foto arbeiteten Adnan Incircioglu und Klaus Völmeke in der Werkstatt an einer Vollrestauration eines Mercedes. © Labus / FUNKE Foto Services | Labus / FUNKE Foto Services
Die Firma Brabus in Bottrop ist weltbekannt für die Veredelung und das Tuning von Mercedes Benz Fahrzeugen. Weniger bekannt aber bereits ein bedeutendes Standbein der Firma ist die Klassik-Sparte. Am Mittwoch den 24.06.2015 dürfen wir uns im Werk 4 ein Eindruck veschaffen. Im Foto ein Modell dem noch eine Vollrestaration bevorsteht.Foto: Winfried Labus / FUNKE Foto Services
Die Firma Brabus in Bottrop ist weltbekannt für die Veredelung und das Tuning von Mercedes Benz Fahrzeugen. Weniger bekannt aber bereits ein bedeutendes Standbein der Firma ist die Klassik-Sparte. Am Mittwoch den 24.06.2015 dürfen wir uns im Werk 4 ein Eindruck veschaffen. Im Foto ein Modell dem noch eine Vollrestaration bevorsteht.Foto: Winfried Labus / FUNKE Foto Services © Labus / FUNKE Foto Services | Labus / FUNKE Foto Services
Im Foto arbeitet Klaus Völmeke in der Werkstatt an einer Vollrestauration eines Mercedes.
Im Foto arbeitet Klaus Völmeke in der Werkstatt an einer Vollrestauration eines Mercedes. © Labus / FUNKE Foto Services | Labus / FUNKE Foto Services
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Im Foto ein Modell dem noch eine Vollrestaration bevorsteht.
Im Foto ein Modell dem noch eine Vollrestaration bevorsteht. © Labus / FUNKE Foto Services | Labus / FUNKE Foto Services
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Im Foto der Inhaber Bodo Buschmann.
Im Foto der Inhaber Bodo Buschmann. © Labus / FUNKE Foto Services | Labus / FUNKE Foto Services
Im Foto der Inhaber Bodo Buschmann.
Im Foto der Inhaber Bodo Buschmann. © Labus / FUNKE Foto Services | Labus / FUNKE Foto Services
Im Foto der Inhaber Bodo Buschmann mit einem stilechten Reisekoffer zum Oldi.
Im Foto der Inhaber Bodo Buschmann mit einem stilechten Reisekoffer zum Oldi. © Labus / FUNKE Foto Services | Labus / FUNKE Foto Services
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Von „matching numbers“, dem Übereinstimmen der Nummern, spricht Buschmann in dem Zusammenhang. Heißt Farbcode, Fahrgestell- und Motorennummern müssen am Ende zusammenpassen.

Die weltweiten Niederlassungen als Netzwerk

Fahrzeuge, die Brabus restauriert, werden komplett zerlegt. Aktuell baut ein Mitarbeiter einen Roadster aus den 70er Jahren auseinander. Die Zierleisten sind bereits ab, jetzt geht es unterhalb weiter. Am Ende ist die Karosserie blank. Ein Dienstleister hat sie in ein spezielles Entlackungsbad getaucht, so bleibt kein Makel, kein Rostfleck verborgen. Am Arbeitsplatz daneben wird ein Sportwagen, eine „Pagode“, wieder aufgebaut.

Eine Pagode nachdem sie im Entlackungsbad war.
Eine Pagode nachdem sie im Entlackungsbad war. © Labus / FUNKE Foto Services | Labus / FUNKE Foto Services

In der Regel sind 90 bis 100 Wagen gleichzeitig in der Restauration, sagt Buschmann. Doch wo spürt Brabus die Fahrzeuge auf? „Da kommen uns unsere Niederlassungen in 106 Ländern zugute. Das ist ein Netzwerk.“ Es gehen auch Angebote ein, und manchmal steht eine Sammlung zum Verkauf, nachdem ein Besitzer gestorben ist.

Am Ende ist sogar der Unterboden ein Aushängeschild.
Am Ende ist sogar der Unterboden ein Aushängeschild. © Labus / FUNKE Foto Services | Labus / FUNKE Foto Services

Der Technikchef der Klassik-Sparte ist in solchen Fällen weltweit unterwegs und nimmt die Wagen in Augenschein. Schließlich müssen sie den Ansprüchen genügen – möglichst wenige Kilometer gelaufen und möglichst gut gepflegt sein. Mit der Wertsteigerung der Klassiker sind auch die Preise im Einkauf gestiegen.

Classic-Partner

Ersatzteile finden die Bottroper nicht selten ebenfalls über Netzwerke. Aber als „Classic-Partner“ von Mercedes haben sie Zugriff auf die Originalteile des Herstellers. Ein Teil davon wird weiter gefertigt. „Ein lukratives Geschäft“, sagt Brabus-Sprecher Sven Gramm. Mercedes habe früh erkannt, dass die Autos bei Sammlern begehrt sind und hätte das genutzt. „Es gibt offizielle Classic-Partner, zu denen auch wir gehören“, sagt Gramm. Und Dank des Perfektionismus, den Brabus an den Tag lege, sei Brabus als Classic-Partner in kurzer Zeit einer der besten geworden, gibt Gramm ein Lob des Konzerns weiter.

Gutachter bescheinigen den perfekten Zustand

Eine kleine Plakette in der Tür ist der einzige Hinweis, dass ein Oldtimer durch die Brabus-Werkshalle gewandert ist. Sechs Sterne sind darauf abgebildet – auch ein Zeichen von Selbstvertrauen. Doch die jeweiligen Gutachten geben Brabus Recht, sagt Sven Gramm. Wenn die Klassiker komplett restauriert sind, bescheinigt ein unabhängiger Experte den Zustand „1 plus Zertifikat“. Eine Note, die Classic Data eigens auch für Brabus entwickelt habe. Denn eigentlich kann nur ein fabrikneuer Wagen die Note Eins erhalten.

Keine Gebrauchsspuren

Auf 260 000 bis 270 000 Euro beziffert der Gutachter den Wert einer Pagode von 1969, die zur Auslieferung ansteht. Rund 1500 Arbeitsstunden stecken in ihr. Das Urteil des Gutachters: „Perfekt restauriert, so dass Gebrauchsspuren nicht erkennbar sind.“

Ein Satz, der manchen Oldtimer-Liebhaber vielleicht zusammenzucken lässt, schwören doch einige auf Patina. Auch die hat die Klassiksparte zu bieten. Denn ein Zweig ist der Handel mit Fahrzeugen. Die sind eher aus dem Youngtimer-Bereich. Einige R 107, also Coupés und Cabrios aus den 70er- und 80er-Jahren, stehen hier. Sie werden nicht alle so aufwändig restauriert. Das rechnet sich nicht. „Hier suchen wir immer Wagen mit geringer Laufleistung“, sagt Gramm. So wie das Coupé mit gerade einmal 20 000 Kilometern auf dem Tacho. Aber auch mit anderen Sammlerfahrzeugen etwa von Ferrari handelt die Klassiksparte. Außerdem bietet sie Werkstattleistungen und restauriert Kundenfahrzeuge.

Überhaupt stehen in der Halle immer fertige Wagen parat. Quasi zum mitnehmen. Denn es gebe Kunden, „die sehen einen Wagen und wollen ihn sofort haben“, sagt Gramm.