Bottrop. Die Impfzahlen stagnieren – was passiert also demnächst mit Impfzentren? Nach den Erfahrungen im Herbst laufen jetzt Beratungen in Bund und Land.

Zuletzt ist es leer geworden im Bottroper Impfzentrum. Die Impfbereitschaft sinkt, die Öffnungszeiten wurden eingeschränkt. Das ist aber beileibe kein Bottroper Phänomen. Der Blick auf die bundesweiten Impfzahlen zeigt: Auch da tut sich wenig. Im Schnitt wurden in der letzten Woche täglich knapp 145.000 Impfdosen verabreicht – in ganz Deutschland. In Bottrop wurden in der Woche vom 7. Februar an rund 2000 Impfungen verabreicht – und zwar zusammengerechnet im Impfzentrum, in den Arztpraxen und im Krankenhaus.

Noch bis Ende April läuft die Finanzierung der Impfzentren seitens Bund und Land. Wie es dann weiter geht? Das ist noch nicht ganz klar. Wären allein die Zahlen entscheidend, bräuchte es wahrscheinlich keine Impfzentren mehr. Bleiben die Impfungen auf dem derzeitigen Niveau, würden es wohl die Arztpraxen stemmen können. Zusätzlich dürfen ja nun auch Apotheken impfen, und auch Zahnärzte und Veterinäre sollen einsteigen.

Nicht allein die Impfzahlen sind entscheidend

Doch es geht eben nicht allein um die Zahlen. Es gibt noch zu viele Unwägbarkeiten. Wie groß ist beispielsweise die Nachfrage nach dem neuen Novavax-Impfstoff? Dieses als Totimpfstoff bezeichnete Serum könnte manchen Impfskeptiker womöglich doch noch von einer Immunisierung überzeugen, so die Hoffnung. Unklar ist auch, was passiert, wenn der erste auf die Omikron-Variante abgestimmte Impfstoff verfügbar ist. Kommen dann all diejenigen, die bisher auf den Booster, also die dritte Impfung, verzichtet haben? Und nicht zuletzt steht ja auch eine mögliche vierte Impfung im Raum.

Außerdem sind da die Erfahrungen aus der Vergangenheit. Im Sommer letzten Jahres wurden die Impfzentren geschlossen und abgebaut. Im Herbst ging dann mit der dritten Impfung der große Andrang wieder los und die Städte haben kurzfristig Impfstellen aus dem Boden stampfen müssen. In Bottrop ist im Zuge dessen das Impfzentrum am Südring wieder eröffnet worden. Eine Erfahrung, die so wohl niemand noch einmal machen möchte. Und so hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach beim Treffen mit seinen Kollegen aus den Ländern schon angekündigt, dass der Bund seinen Anteil an der Finanzierung der Impfzentren mindestens bis Ende 2022 zusichert. Allein: Die Impfverordnung ist noch nicht entsprechend angepasst worden.

Bottroper Krisenstab geht weiter von Angeboten auf „kommunaler Ebene“ aus

Wohl auch deshalb tun sich Land und Stadt so schwer, Fragen zur Zukunft des Bottroper Impfzentrums zu beantworten. Jochen Brunnhofer, Leiter des Bottroper Krisenstabs, geht jedoch davon aus, dass es auch nach dem April Angebote auf kommunaler Ebene geben wird. Zumal das Land sich zumindest im Haushaltsausschuss schon mit dem Thema befasst hat. Dort hat die Landesregierung nämlich schon mal den Bedarf an 424 Millionen Euro angemeldet. „Um den Abgang erfahrenen Personals zu vermeiden und zur Fortführung des Covid-19-Impfgeschehen sollen daher auch die Landesmittel bis Ende 2022 bereit gestellt werden“, heißt es in der entsprechenden Vorlage aus Düsseldorf.

Wie bisher schon, so ist auch in dieser Vorlage die Rede von „Koordinierenden Covid-Impfeinheiten“ (KoCI). Sie sollen Kommunen in die Lage versetzen, zu reagieren. Denn: „Die Erfahrungen zum Jahresende 2021 haben gezeigt, dass die KoCI die Kreise und Städte in die Lage versetzen, mit äußerst geringen Vorlaufzeiten ein großes, die ambulante ärztliche Versorgung ergänzendes Impfgeschehen zu etablieren.“

Land wartet auf die Verordnung des Bundes

Für Jochen Brunnhofer ist das die Personalressource, „die vor Ort das Impfgeschehen beobachtet und und Aktionen organisiert“. Dazu zählten dezentrale Impfangebote oder auch, wenn es wieder nötig werden sollte, die Impfungen in Heimen. Die Landesregierung will die Millionen bereitstellen, damit die Städte die KoCI aufrecht erhalten können, aber auch um bei Notwendigkeit mobile und temporär stationäre Impfeinrichtungen vorhalten oder einrichten zu können. Außerdem um medizinisches Personal bereit zu stellen, so geht es aus der Vorlage hervor. Nur: Es fehle eben noch die Bundesverordnung.

Entsprechend schwierig die Prognose vor Ort, wie es mit dem Impfzentrum weiter geht. Denkbar sind ja Lösungen, wonach das Zentrum zwar geschlossen, aber nicht abgebaut wird. Dann könnte es bei Bedarf wesentlich schneller reaktiviert werden. Jochen Brunnhofer: „Wünschenswert wäre es, dass wir auch mit stationären Möglichkeiten gewappnet sind“.

Südring 79

Das Gebäude am Südring 79 hat eine bewegte Geschichte. Ursprünglich war es das Möbellager des Warenhauskonzerns Karstadt. Nachdem das Unternehmen den Möbelverkauf eingestellt hat, wurde auch das Lagerhaus verkauft. Der Bottroper Geschäftsmann Karsten Helmke hat das Gebäude übernommen und dort eine Indoor-Freizeitanlage eingerichtet. Dort konnte man Golf spielen oder auch auf einer künstlichen Eisfläche Schlittschuh laufen. Dazu gab es gastronomische Angebote. Am 8. Februar 2021 öffnete dann hier das Bottroper Impfzentrum.