Kirchhellen. Die Johannesschule hat einen Sponsorenlauf für Kinder in und aus der Ukraine veranstaltet. Das erste Kind aus der Ukraine ist schon da.
So sieht das aus, wenn die Johannesschule einen Sponsorenlauf macht: 250 Kinder drehen in zwei Etappen Runde um Runde. Auf der blau und gelb geschmückten Tribüne feuern Eltern und Verwandte die kleinen Läufer an. Der Förderverein verteilt Getränke, die OGS süße Stärkungen - und mittendrin steht Konrektorin Christina Schmitt und blickt besorgt abwechselnd auf die Uhr und in den grauen Himmel: „Wir müssen Tempo machen. Sturmböen und Regen sind angekündigt.“
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Zwei Wochen lang hat eine Steuerungsgruppe den Sponsorenlauf vorbereitet, berichtet Alexandra Mühlhausen, während sie Läuferinnen und Läufern an Start und Ziel die nächste absolvierte Runde abzeichnet auf den Laufkarten, die den Kindern schon jetzt im auffrischenden Wind um die Hälse flattern. „Die Schülerinnen und Schüler haben ganz toll mitgemacht bei der Dekoration für die Tribüne“, berichtet sie mit Blick auf die Girlanden in den Nationalfarben der Ukraine.
„Das ist pädagogisch ein Drahtseilakt“
Parallel dazu haben die Lehrerinnen und Lehrer die Schüler in allen Klassen behutsam auf die Auseinandersetzung mit dem Thema Krieg in der Ukraine vorbereitet. „Das ist pädagogisch ein Drahtseilakt“, sagt die Konrektorin. „Wir wollen die Schülerinnen und Schüler ja nicht verstören, aber ihnen auch erklären, was Krieg für Kinder und Familien bedeuten kann.“
Das ist dem Kollegium gelungen, wie die Wünsche zeigen, die zwölf Kinder stellvertretende für ihre Klassen mit weißen Luftballons in den Himmel steigen lassen. Ein Kind wünscht sich, dass Kinder und Familien aus der Ukraine schnell wieder zusammenfinden. Ein anderer Wunsch lautet so schlicht wie anrührend: „Wir wünschen uns, dass die Kinder in der Ukraine genug zu essen und zu trinken haben.“
Erstes Kind aus der Ukraine besucht die vierte Klasse
Der Krieg in der Ukraine ist im Wortsinn angekommen an der Gartenstraße. Den ersten Viertklässler hat die Schule bereits aufgenommen, eine weitere Anmeldung steht an. „Und weitere Kinder können schon nach den Osterferien dazukommen“, sagt Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder. Direkt neben der Sportanlage will die Stadt Container aufstellen, um dort Flüchtlinge unterzubringen. De Fläche am Tollstock ist eine von drei geplanten Containerstandorten im Stadtgebiet. „Deshalb haben wir uns schon einen Sprachcomputer organisiert und sind dankbar für die Unterstützung durch einen Übersetzer“, sagt die Konrektorin.
Die Erst- und Zweitklässler haben ihre Runden absolviert. „Einige haben zehn Runden geschafft“, sagt Alexandra Mühlhausen. Das sind immerhin vier Kilometer. „Die Grundschüler in Grafenwald haben natürlich viel mehr Runden geschafft. Aber die am Hans-Söller-Platz waren ja auch viel kürzer“, sagt Christina Schmitt. Dennoch schickt sie neidlose Anerkennung nach Grafenwald: Mehr als 40.000 Euro sind bei dem Lauf zusammengekommen.
250 Läuferinnen und Läufer mit blauen und gelben Fähnchen
Spenden helfen vor Ort und in der Ukraine
Die Johannesschule hat als Empfänger der Spenden die „Aktion Lichtblicke“ gewählt. Sie hilft ukrainischen Familien mit Kindern, die in NRW eine vorübergehende Bleibe gefunden haben,. Sie arbeitet mit den NRW-Geschäftsstellen von Diakonie und Caritas vor Ort zusammen. Dort können auch die Hilfsanträge an die Aktion Lichtblicke gestellt werden.Zudem unterstützt sie Menschen, die sich im Kriegsgebiet der Ukraine bzw. an den Grenzen aufhalten und dort versorgt werden müssen. Die Aktion Lichtblicke darf aufgrund ihrer Satzung nur Familien mit Kindern in NRW direkt finanziell unterstützen. Deshalb hat sie sich entschieden, in diesem besonderen Fall eine Kooperation mit den Lichtblicke-Partnern Caritas und Diakonie auf internationaler Ebene einzugehen. Beide Organisationen werden aus den Spendengeldern je zur Hälfte unterstützt.Bis Freitag will die Schule erste Ergebnisse des Spendenlaufs gesammelt haben.
Bevor die dritte und vierten Klassen an den Start gehen, versammeln sich alle Läuferinnen und Läufer mit blauen und gelben Fähnchen vor der Tribüne. Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder wünscht viel Erfolg beim Sponsorenlauf und schickt ein ausdrückliches Lob Richtung Tribüne: „Ich war schon bei mehreren Spendenveranstaltungen in den letzten Wochen. Aber so viele Eltern und Verwandte wie hier habe ich noch nicht gesehen.“ Und dann singen alle gemeinsam das Lied von Siegried Fietz: „Alle Kinder auf der Welt wünschen sich Frieden.“