Bottrop. Axel Petermann ist Deutschlands bekanntester Profiler. Er löste mit Ausdauer spektakuläre Fälle. In Bottrop hat er über seine Arbeit berichtet.
Er ist einer der bekanntesten Kriminalisten Deutschlands, löste Fälle, die Jahrzehnte zurücklagen: Am Dienstag war der Bremer Fallanalytiker Axel Petermann im Rahmen des VHS-Forums im Museum Quadrat zu Gast. Die Veranstaltung war vollständig ausgebucht, einige Besucher saßen auf den Fensterbänken, es herrschte fast Hörsaalatmosphäre. Bekannt ist der ehemalige Leiter einer Bremer Mordkommission unter anderem aus der ZDF Reihe „Aufgeklärt“.
Axel Petermann hat über 1000 Fälle bearbeitet
Es sind erstaunliche viele junge Leute gekommen. Sie erhoffen sich nicht nur spannende Unterhaltung von dem Abend, sondern interessieren sich auch für die wissenschaftlichen Aspekte der Fallanalyse. Obwohl Petermann seit 2014 im Ruhestand ist, lässt ihn die Lösung ungeklärter Verbrechen nicht los. In seiner aktiven Zeit hat er mehr als 1000 Fälle bearbeitet, heute schreibt er Sachbücher und Krimis. Sein neuestes Buch, Im Auftrag der Toten, stellt er auf dem VHS-Forum vor.
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Als Einstieg in den Abend gibt Petermann einige biografische Daten preis, erzählt von seinem eher zögerlichen Einstieg in den Polizeidienst, seinen Haaren, die damals „länger waren, als die Polizei erlaubt“ und den Komplikationen, die seine Rechts-Links-Schwäche im Polizeialltag verursachte. Dass es richtig gewesen war, zur Polizei zu gehen, statt eine Ausbildung bei der Sparkasse zu beginnen, entdeckte er aber erst auf der Landespolizeischule, wo er erstmals in Berührung mit ungelösten Gewaltverbrechen kam.
Mit Hartnäckigkeit und Ausdauer: Axel Petermann klärt ungelöste Fälle
Schlüsselerlebnis war der Fall einer 17-Jährigen, die nach einer Tanz-Veranstaltung nicht nach Hause kam. Der Fall entwickelte sich zum Justizskandal und das Rätsel um den Tod der jungen Frau blieb zunächst ungelöst. Erst 40 Jahre später gelang es Petermann und seinen Kollegen, den Mord aufzuklären. Die Hartnäckigkeit und Ausdauer, die Petermann an den Tag legt, wenn es um die Verbrechensaufklärung geht, zieht sich als klares Merkmal durch alle Fallbeschreibungen, die er während der Lesung gibt.
Sei es die Geschichte einer jungen Frau, die angeblich in Athen tot in der Wohnung ihres griechischen Liebhabers Selbstmord begangen haben soll, der Fall einer kapriziösen Münchner Millionärin, die in ihrem Penthouse erschlagen aufgefunden wird oder der lange Ermittlungsweg, der schließlich zum Freispruch eines zu Unrecht Beschuldigten führte.
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An einem lässt der Autor dabei keinen Zweifel aufkommen: Es ist sein unbedingtes Bestreben, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Nicht nur, damit Opfer und Angehörige Gerechtigkeit erfahren, auch um zu verhindern, dass Unschuldige durch Fehlurteile hinter Gitter kommen. Dabei verschweigt er auch nicht, dass er immer wieder erlebt hat, wie seine Kollegen aus den Kommissariaten ihm Misstrauen entgegenbrachten.
Axel Petermann in Bottrop: „Profiling ist kein Voodoo“
Umso deutlicher stellt er klar, dass Profiling kein Voodoo ist, sondern auf wissenschaftlichen Kriterien beruht. Besonders beeindruckend ist, dass Petermann bei der Schilderung seines außergewöhnlichen Jobs, der ihn an Tatorte, in Justizvollzugsanstalten, in Schlachthöfe und Pathologische Institute führt, in jedem Moment Gelassenheit und Souveränität ausstrahlt. Auch als gleich zu Beginn seine Stimme ihren Dienst verweigert, behält er die Ruhe und rückt dem Frosch im Hals mit einer Tasse Tee, dem norddeutschen Allheilmittel zu Leibe.
Ohne Effekthascherei beschreibt er die Systematik der Fallanalyse, gibt humorvoll Beziehungstipps für Paare in Trennungssituationen und beantwortet am Ende der Veranstaltung ausführlich die zahlreichen Fragen aus dem Publikum. Zu seiner Motivation als Rentner immer weiterzumachen erklärt er schmunzelnd: „Operative Fallanalyse schützt sehr gut vor Gartenarbeit“.