Bottrop. Brigitte Wiegmann bringt nicht nur einen begabten jungen Pianisten nach Bottrop. Auch eins ihrer Bilder kommt nach dem Konzert unter den Hammer.
Es ist eine spontane Geschichte, wie sie im Schmelztiegel Ruhrgebiet passiert - und wenn Menschen auf andere zugehen. So wie Brigitte Wiegmann. Im Revierpark Vonderort, einen Steinwurf von ihrem Haus entfernt, trifft die Bottroper Kulturpreisträgerin eine Frau. Man kommt ins Gespräch über Kunst und die Welt, ist sich sympathisch, lädt sich zum Tee ein. Ich kenne da einen jungen Pianisten aus Riga, dem sind durch Corona alle Auftritte weggebrochen. „Mitbringen, sagte ich nur“, erinnert sich Brigitte Wiegmann. Wenige Wochen später steht Georg Kjurdian mit Brigitte Wiegmann bei Dirk Helmke in der Kulturkirche und alle sprechen über den Ablauf des kommenden Sonntagabends, der sicher ein besonderer sein wird.
Coronabedingt erster Live-Auftritt des Pianisten seit Ende 2019
Der 1994 in Riga geborene Pianist gibt ein Konzert in der Kulturkirche. Danach wird ein Bild von Brigitte Wiegmann versteigert. „Der Erlös geht komplett an die Kulturkirche, die ja nicht nur herausragendes Baudenkmal, sondern auch ein toller Ort der Begegnung ist“, schwärmt die Künstlerin, die selbst vor 55 Jahren Bottrop zur Wahlheimat erkoren hat. „Und ich bin ja geblieben, vermisse das Rheinland gar nicht mehr.“ Und jetzt gibt es mit der ersten Kunstversteigerung sogar noch eine echte Premiere in Heilig Kreuz.
Und Georg Kjurdian, der trotz seiner erst 27 Jahre bereits auf eine schöne Vita verweisen kann, darunter Auftritte im Leipziger Gewandhaus, mit der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und diversen Wettbewerbserfolgen, freut sich, endlich einmal wieder vor Publikum spielen zu können. Er weiß von Kollegen, die sich in den zwei Coronajahren ganz von der Musik angewandt haben. „Ich kennen eine Kontrabassistin, die ihre Profilaufbahn an den Nagel gehängt hat und jetzt an der Technischen Uni in Berlin etwas ganz anderes studiert“, so der Lette, der nach der ersten Musikausbildung in seiner Heimat an der Essener Folkwang Uni und der Musikhochschule Münster studierte. Für ihn ist der Bottroper Aufritt das erste Konzert seit Ende 2019.
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Auch Dirk Helmke als privater Veranstalter kann ein Lied von den Unberechenbarkeiten der Pandemie singen. „Du hast Grundkosten oft im vierstelligen Bereich, Werbung, Gagen, Leute, die mitarbeiten, ganz zu schweigen von den laufenden Kosten, die dieser sicherlich spektakuläre Raum verschlingt - und dann haben die Leute Angst, zu kommen oder alles muss pandemiebedingt abgesagt oder geändert werden.“ Aber diesen Abend will er auf jeden Fall stattfinden lassen. Es ist zugleich der Neujahrsempfang für die Mitglieder des Fördervereins und alle, die sich für Musik, Kultur und die Zukunft dieser ehemaligen Kirche stark machen. Und wer Helmke kennt, weiß, dass er als Auktionator erst den Hammer zum dritten Mal fallen lässt, wenn es sich für „seine“ Kirche lohnt.
Ein Bild passend zum Musikprogramm des Abends
Passend zum Programm hat Brigitte Wiegmann eines ihrer bekannten „Musikbilder“ ausgewählt: „Bachs Violinkonzert“. Entstanden ist die konstruktivistisch inspirierte Arbeit 1988. Hinter den mit feinsten Strichen der Isograph-Feder gefüllten und gegeneinander verschobenen Flächen, lässt sich auch der Korpus einer Geige erkennen. In ihren Musikbildern setzt sich Wiegmann mit Komponisten und deren Werken vom Barock bis in die Gegenwart auseinander. Nach dem Konzert am kommenden Sonntag wird sie zusammen mit Georg Kjurdian ein kurzes spontanes Gespräch über Musik und Malerei führen. Und der Pianist wird sein Programm fürs Publikum auch selbst anmoderieren.
Auktion geht nach dem Live-Abend noch online weiter
Der Eintritt zu dem Konzert ist übrigens frei. Wer sich engagieren möchte, kann dies über den Förderverein tun und natürlich kräftig mitsteigern. Online endet die Auktion übrigens erst 14 Tage später. Denn auch wen nicht persönlich kommen kann oder möchte, soll mitbieten können.