Bottrop/Oberhausen. Ehrenamtliche sorgen sich: Sterben nach den Fischen jetzt auch Erdkröten im Zuge der Teichentschlammung im Revierpark? Das sagen Experten dazu.

Nachdem im Zuge von Entschlammungsarbeiten in einem Teich im Revierpark Vonderort Fische verendet sind, machen sich Tierschützer nun große Sorgen um Kröten und Amphibien. „Wir Helfer sind in heller Aufruhr, denn die Krötenwanderung steht in den Startlöchern und die Entschlammungsarbeiten an dem kleineren Teich haben noch gar nicht begonnen“, sagt Dina Knorr. Fachleute der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet schätzen die Situation nicht so dramatisch ein, haben aber angekündigt, ein wachsames Auge auf die Kröten und die Teicharbeiten zu haben.

Der Saugbagger, hier am Ufer des großen Teiches im Revierpark Vonderort.
Der Saugbagger, hier am Ufer des großen Teiches im Revierpark Vonderort. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Seit Jahren gehört Dina Knorr zusammen mit Christel Raape zu den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die im Frühjahr um die 1000 Erdkröten sowie Molche und Grasfrösche, die zum Laichen in den Revierpark kommen, am Schutzzaun entlang der Vonderorter Straße aufsammeln, sicher über die Straße tragen und an den kleineren der beiden Teiche bringen. Dieser Schutzzaun wurde just am Dienstag von Mitarbeitenden der Biologischen Station aufgestellt. Mit dabei: Diplom-Biologe Martin Schlüpmann, stellvertretender Geschäftsführer.

Erdkröten werden in diesem Jahr früher erwartet

Dieser erklärt: Normalerweise wandern die Erdkröten ab März zu ihrem Laichgewässer. Und bis dahin sollen die Entschlammungsarbeiten mit schwerem Gerät an beiden Teichen auch abgeschlossen sein, das sei die Auflage der Unteren Naturschutzbehörde. In diesem Jahr aber starten die Amphibien wohl aufgrund milder Temperaturen früher. Doch selbst wenn das so ist, erwartet Schlüpmann keine massiven Probleme.

Die meisten Erdkröten laichen im Uferbereich. „Die Kröten wollen sich paaren. Es gibt immer Ecken, wo sie sich sammeln.“ Das sollen extra nicht die Stellen sein, an denen der Saugbagger zur Teichentschlammung zum Einsatz kommt. Im Übrigen gebe es ja eine ökologische Baubegleitung.

Dina Knorr bleibt skeptisch. „Die schwimmen ja auch durch den Teich“, meint sie zum Beispiel. Mit Sorge schaut sie auch auf die kleine Insel, um die herum sich viel Schlamm angesammelt habe. Schlüpmann bietet an, selbst nochmal rauszukommen, sollte sich herausstellen, dass es Probleme gibt. Grundsätzlich betont er mit Blick auf die Entschlammungsmaschine: „Die Kröte hat keinen Anlass, zu so einem Monster hinzuschwimmen.“

Dina Knorr (Mi.), die sich um die Erdkröten sorgt, am Amphibienschutzzaun entlang der Vonderorter Straße im Gespräch mit Martin Schlüpmann und Malin Conrad von der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet.
Dina Knorr (Mi.), die sich um die Erdkröten sorgt, am Amphibienschutzzaun entlang der Vonderorter Straße im Gespräch mit Martin Schlüpmann und Malin Conrad von der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Dass das Gerät die Tiere einsaugen und töten könnte, wie Dina Knorr befürchtet, hält Malin Conrad, Mitarbeiterin der Biologischen Station und im Projekt Revierpark 2020, für unwahrscheinlich: „Das ist ein punktueller Sauger, er fährt gezielt an den Faulschlamm.“ Zeitlich verschoben werden könnten die Arbeiten übrigens nicht, auch wenn die Tierschützer sich dies vielleicht wünschen würden.

Beim Regionalverband Ruhr (RVR), Auftraggeber der Modernisierungsarbeiten im Revierpark Vonderort inklusive der Teichentschlammung, hat man die Amphibien im Blick, bestätigt Pressesprecherin Barbara Klask: „Die Entschlammung der beiden Teiche im Revierpark Vonderort erfolgt bewusst in zwei Schritten, so dass Frösche immer einen Teich als Rückzugsort haben, zu dem sie ausweichen können.“ Sie verweist auch auf die bereits aufgestellten Krötenschutzzäune rund um die beiden Teiche, die verhindern sollen, dass die Tiere in Baustellenbereiche geraten. Klask ergänzt: „Nach Rücksprache mit der Biologischen Station weichen Frösche den Arbeiten und Maschinen auch eher aus.“

Dass keine weiteren Fische zu Schaden kommen, dafür sorgen nun übrigens Wasserbelüfter, die den Sauerstoffgehalt im Wasser während der Entschlammung konstant halten sollen.

Trendsport in der Natur

Der Revierpark Vonderort wird zu einem „Park in Bewegung“ umgebaut. Dort sollen Besucher künftig Fun- und Trendsportarten ausprobieren und sich an Stationen des Bewegungs- und Naturlehrpfads spielerisch mit der Flora und Fauna auseinandersetzen können. Über 13.000 Quadratmeter artenreiche Blumenwiesen, 4000 Quadratmeter Staudenfläche sowie etwa 30 Bäume werden in den kommenden Monaten im Revierpark Vonderort neu gepflanzt.Ende März 2023 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.