Bottrop-Kirchhellen. Situation der Erntehelfer lässt sich mit der der Arbeiter in der Fleischindustrie nicht vergleichen. Kirchhellener Höfe setzten Regeln strikt um.

Nach dem Bekanntwerden der großen Zahl von Corona-Infektionen in westfälischen Schlachtbetrieben, darunter auch im münsterländischen Coesfeld, stellt sich nun die Frage, ob auch die Erntehelfer und deren Unterbringungssituation auf hiesigen Höfen noch einmal überprüft werden sollten. Denn hier, wie auch in der Fleischindustrie, handelt es sich überwiegend um Arbeitskräfte aus Ost- und Südosteuropa, die nur zeitweise in Deutschland tätig sind.

Konzepte der Höfe liegen der Stadt vor und sind genehmigt

„Diese Fälle in der Fleischindustrie lassen sich mit der Situation der Saisonarbeitskräfte auf den Kirchhellener Höfen nicht vergleichen“, sagt Paul Ketzer. Die Arbeiter zum Beispiel von Westfleisch seien dort zum Teil schon seit Monaten, die Unterkunfts- und Kontaktregelungen ganz anders, als auf den hiesigen Höfen, so der Leiter des Corona-Krisenstabs der Stadt.

„Für die Einreise der Erntehelfer im März habe die Bundesregierung ein Konzept erstellt, das Land die Corona-Einreiseregelung gerade auch mit Blick auf die Erntehelfer herausgegeben und wir als Stadt hatten sofort Kontakt zu den betroffenen Landwirten, die ihre Sicherheitskonzepte vorgelegt habe“, so Ketzer. Die seien kontrolliert worden, es habe Nachfragen aber keine Beanstandungen gegeben, sagt Paul Ketzer. Umberg, Schmücker. Beckmann und alle anderen hätten das sehr gut geregelt. Die Konzepte seien bei der Stadt hinterlegt und durchgängig genehmigt worden. Von neuen Testvorschriften seitens des Landes für die Erntehelfer habe er, zumindest bis Dienstagnachmittag, auch noch nichts gehört.

Helfer kommen zum Teil schon 20 Jahre


So geht es auch Katrin Beckmann vom gleichnamigen Spargelhof an der Rentforter Straße. Mit rund 90 Saisonkräften arbeitet der Hof gerade auf Hochtouren. Und dabei sind es sogar rund 40 Kräfte weniger, als in normalen Jahren, ohne Corona. Katrin Beckmann ist stolz auf ihre Helfer, die zumeist aus Polen kommen. „Zum Teil sind die schon seit 20 Jahren bei uns, inzwischen kommt sogar die nächste Generation oder Freunde oder Verwandte, und die wollen wir natürlich schützen“, so die Landwirtin. Alle seien eingereist, als es die strengen Coronabestimmungen bereits gab, seien getestet worden und arbeiten unter den strengen Bedingungen des Sicherheitskonzepts.

Gesundheit der Mitarbeiter liegt Landwirten am Herzen

Katrin Beckmann zu Beginn der Spargelsaison in ihrem Hofladen an der Rentforter Straße. Die Kisten markieren den Sicherabstand für Kunden in Zeiten von Corona.
Katrin Beckmann zu Beginn der Spargelsaison in ihrem Hofladen an der Rentforter Straße. Die Kisten markieren den Sicherabstand für Kunden in Zeiten von Corona. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

„Alle leben in kleinen festen Gruppen hier auf dem Hof, fahren in dieses Gruppen in einem Pkw zu Feldarbeit, essen in dieser Konstellation zusammen“, so Katrin Beckmann, die ihre Helfer selbst bekocht. „Das Einkaufen übernehmen wir, wir lassen auch niemanden auf den Hof, der ja mit Flatterband abgesperrt ist, die Kundenbereiche sind ebenfalls sicher organisiert, würde etwas passieren, käme das ja einem Supergau gleich“, so die Landwirtin, der man die Liebe zum Produkt und die Verantwortung für ihre Leute sofort anmerkt.

Fieberthermometer seien in dieser Erntesaison von Anfang an in Reichweite. „Würde irgendetwas passieren, hätte jemand Symptome, wir könnten sofort reagieren.“ Aber dazu sei es bis jetzt nicht gekommen. Und: Wenn es nach ihr ginge, könne die Stadt jederzeit kontrollieren.

Die Krise scheint auch die Kunden etwas zu verändern

Der Spargelabsatz durch Gastronomie aber auch Großküchen sei spürbar zurück gegangen, so Katrin Beckmann. Aber die Zahl der privaten Kunden sei gestiegen - und bei ihnen auch die Achtsamkeit und Wertschätzung für gute regionale Produkte, meint die Landwirtin festzustellen. Vielleicht trage bei allen schlimmen Auswirkungen die Krise auch ein wenig zum Umdenken auch im Konsum und im Miteinander bei. Das wünscht sich die Kirchhellenerin für die Zukunft.