Bottrop. WAZ und Bottcast ziehen durch Bottroper Kneipen. Die Tageszeitung stellt Wirtinnen und Wirte vor. Im Bottcast kommt die Stammkundschaft zu Wort.

Mit sechs Jahren hat sie ihr erstes Pils gezapft – klar, ein Köpi. Denn Mutters Wirtshaus steht in Duisburg. Besser: stand. Denn seit die Mutter von Claudia Leclaire-Flür mit 83 aufhören musste, hat eine der letzten richtigen Kneipen dort im Kassler Feld zugemacht. Aufgemacht hat die Wahl-Bottroperin dafür wieder ein anderes Traditionshaus: das König-Eck auf dem Eigen. Und aus der etwas in die Jahre gekommenen Pinte – unübersehbar an der Ecke Tannenstraße/Ägidistraße gelegen – hat sie ein richtiges Schmuckkästchen gemacht.

Alte Teppichböden raus, die Küche komplett auf den Kopf gestellt, alles grundgereinigt, aufgefrischt, die Terrasse vor dem Haus schön gemacht. „Eine Heidenarbeit, aber es hat Spaß gemacht, vor allem weil ich tolle Vermieter habe, die mitzogen, vieles auch finanziell übernommen haben“, erzählt Claudia Leclaire-Flür. Das war im letzten Herbst. Am 3. Oktober war Eröffnung, am 31. Oktober kam der nächste Lockdown. „Wollen sie mehr wissen?“ Die Wirtin schüttelt noch nach einem Jahr fast ungläubig den Kopf. Inzwischen geht es wieder aufwärts. Der Sommer sei gut gewesen.

Zweites Bottroper Standbein: das Vereinsheim von Rhenania

Außerdem hat sie noch ein zweites Standbein, gar nicht weit weg. Das Vereinshaus von Rhenania. „Das war eigentlich mein erstes Baby, das ist so toll, mit den Kindern und Jugendlichen, aber auch den Erwachsenen dort, da möchte ich gar nicht wieder weg.“ Und dann kam ihr Mann, Bottroper, Freizeit-Fußballer und einmal sagte dessen Kumpel von Rhenania: „Da steht doch das König-Eck…“.

Frisch gezapft und frisch gekocht: Claudia Leclaire-Flür hält im König-Eck die alten Regeln der Gastronomie hoch. Ihr erstes Köpi hat die Wahl-Bottroperin übrigens schon mit sechs Jahren gezapft - in der Kneipe ihrer Mutter in Duisburg.
Frisch gezapft und frisch gekocht: Claudia Leclaire-Flür hält im König-Eck die alten Regeln der Gastronomie hoch. Ihr erstes Köpi hat die Wahl-Bottroperin übrigens schon mit sechs Jahren gezapft - in der Kneipe ihrer Mutter in Duisburg. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Nein, die mittlerweile zweifache Wirtin kam nicht dazu, wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kind. Es sei alles schon gut überlegt gewesen, bis hin zum Konzept fürs alte König-Eck. „Keine Kneipe, sondern ein Gasthaus mit frischer Küche sollte es sein, nur hinterm Tresen steh’n und zapfen wie früher meine Mutter, das wollte ich nie“, sagt die 56-Jährige, die auch viele Jahre in anderen Bereichen gearbeitet hat.

König-Eck in Bottrop mit Kegelbahn unter der Terrasse

Inzwischen wuppt ein gutes Dreier-Team das 40 Plätze-Haus: Sie selbst, abends hilft ihr Mann und dann – ein neuer Koch („Der ist ganz toll, so jemand ist schwer zu finden!“). Mit Kegelbahn unten und der hübschen Terrasse sind es natürlich einige Plätze mehr. Aber größer darf es auch gar nicht sein. Mehr gebe die Küche räumlich nicht her. Und von ihrem Konzept der kleinen, aber frischen Karte will sie nicht abweichen.

Der Koch zieht mit. „Der macht sogar alle Salatdressings selbst, Verstärker und was es sonst so gibt, kommt ihm nicht in die Küche, jedes Schnitzel aus der Pfanne – die Friteuse sieht nichts außer Pommes frites!“ Und der Hit: frischer Kaiserschmarr’n. Der sei selbst in Österreich nicht besser, hätten Gäste gesagt, die regelmäßig im Nachbarland Urlaub machten. Der frische Wind hat sich inzwischen herumgesprochen. „Wir haben Stammkunden, die schon früher kamen, vor allem aber viele neue Gäste quer durch die Generationen“, sagt Claudia Leclaire-Flür.

Alexander und Fabian vom Bottcast bei der Arbeit: Hier im Gespräch mit Königs-Eck-Stammgast Daniel (v.r.). 
Alexander und Fabian vom Bottcast bei der Arbeit: Hier im Gespräch mit Königs-Eck-Stammgast Daniel (v.r.).  © Bottcast | Unbekannt

Durch Rhenania? Vielleicht liege es auch daran, dass das König-Eck in der Umgebung so ziemlich das einzige Gasthaus sei, sagt die Wirtin. Übrigens: Auf dem Eigen gibt es Köpi vom Fass – ihre Duisburger Wurzeln kann sie auch als Wahl-Bottoperin nicht verleugnen. Tipp: Bei Rhenania gibt’s Stauder...

Und hier gehts zur aktuellen Folge von „Vorm Tresen - Hinterm Tresen“ von WAZ und Bottcast: der-bottcast.de. Zu hören ab Sonntag.