Bottrop. Nach zweieinhalb Jahren Projekt- und Forschungsphase wird der lokale Lieferdienst Louise in Bottrop eingestellt. Es gibt aber eine Perspektive.

Das Timing war eigentlich gut: Mit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020, als viele aus Angst vor Ansteckungen kaum ihre Wohnungen verließen, ging der lokale Lieferdienst Louise in Bottrop an den Start. Das Projekt war schon Monate vorher geplant worden, der Lieferbeginn im Frühling reiner Zufall. Nun muss Louise eingestellt werden – die Bilanz ist zwiegespalten.

„Während der Pandemie sind die Menschen eher im bekannten Online-Handel geblieben“, sagt Michael Lücke, der für das Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik das Forschungsprojekt Louise in Bottrop begleitet hat. „Für valide Daten hat die Pandemie gestört, sie verzerrt die Daten.“

Louise in Bottrop: Zwei Millionen Euro Förderung vom Wirtschaftsministerium

Mit zwei Millionen Euro hat das Bundeswirtschaftsministerium das Bottroper Projekt gefördert. Die Begleitung und Analyse durch das Fraunhofer Institut sollte dazu dienen, auch Erkenntnisse für andere Städte zu gewinnen. Nun wird ein ähnliches Projekt unter anderem Namen in Bad Honnef starten – die Bottroper Erfahrungen sollen dabei einfließen.

Hier aber wird Louise nicht mehr liefern. Die Fördermittel laufen Ende des Jahres aus, ohne die Finanzspritze ist Louise nicht tragbar. „Das Volumen war nicht ausreichend, um wirtschaftlich zu sein“, sagt Dorothee Lauter von der Wirtschaftsförderung. Viele Händler hätten das Angebot nicht so intensiv genutzt, dass es rentabel gewesen wäre, hätten es auch nicht ausreichend bei ihren Kunden beworben.

48 Bottroper Einzelhändler hatten sich bei Louise registriert, 30 davon hatten ein aktives Profil. Knapp 750 Käufer nutzten das Portal, auf dem man sich Produkte der lokalen Anbieter bestellen und sich von der Spedition Rottbeck liefern lassen konnte – einige wenige sehr intensiv, viele nur gelegentlich. Woran liegt es, dass die doch eigentlich so charmante Idee, großen Lieferservices wie Amazon, Picnic oder Flink ein lokales Angebot entgegenzusetzen, nicht nachhaltig fortgeführt werden kann?

Bottroper Lieferdienst Louise: Kein gemeinsamer Online-Shop

Ein Problem, so erklärt es Dorothee Lauter, sei der Aufwand für die Händler gewesen – und die teils fehlende digitale Affinität. Denn ist man den Kauf von Produkten mit wenigen Klicks auf großen Plattformen gewöhnt, war die Handhabe von Louise doch eher umständlich.

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Nur wenige Händler haben auf der Louise-Homepage ihre Waren mit Bildern beworben; wer etwas kaufen wollte, musste eine Mail an den jeweiligen Anbieter schreiben oder sich über deren Homepages informieren. Einen gemeinsamen Online-Shop mit Warenkorb gab es nicht. „Wir hatten vielleicht die einfachste Bedienung, aber das universellste Angebot“, sagt Michael Lücke dazu. Die Aufgabe sei gewesen, vielen kleinen Händlern diese Möglichkeit verfügbar zu machen.

Wirtschaftsförderung will gemeinsame Plattform schaffen

Die Grundidee, einen solchen Service anzubieten, hält Dorothee Lauter weiterhin für „grundsätzlich richtig“. Um das Konzept gewinnbringend umzusetzen, bedürfe es aber vor allem einer Sensibilisierung der Einzelhändler für die Digitalisierung. „Die Einzelhändler müssen sich stärker digitalisieren, da sind noch viele Schritte zu gehen.“

Klar sei, das koste Zeit, sei aber eben auch „total wichtig für unsere Ortszentren“ mit Blick auf das Kaufverhalten der Kunden, das sich immer weiter ins Internet verlagert. Die Wirtschaftsförderung will nun in einem nächsten Schritt versuchen, mit einigen Händlern eine gemeinsame Plattform zu schaffen, die nutzerfreundlicher ist. Dabei arbeitet sie mit den Digital-Coaches des Einzelhandelsverbands zusammen, hat bereits einige Interessenten gefunden, aber „es fehlen noch Produktgruppen“. So könnte Louise perspektivisch wieder aufleben.